Einer meiner Germanistikprofs schrieb folgendes Vorwort:
Abreißkalender sind in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen. Zu den Vergnügungen, um die uns damit der Drang nach längerfristiger Terminübersicht bringt, gehört die Lektüre des täglichen Spruchs auf der Rückseite des Kalenderblatts - wie etwa des folgenden, den ich vor Jahren einmal beim Abreißen in die Hände bekam:
"Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande."
Eine Banalität. Das weiß nun buchstäblich jedes dreijährige Kind. Schon wollte ich das Blatt verärgert in den Papierkorb werfen, da entdeckte ich unter meinem Daumen einen verdeckten Zusatz. Die vollständige Beschriftung lautete so:
"Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.
Johann Wolfgang von Goethe "
Ach so - von Goethe! Also wohl doch nicht ganz banal. Dann könnte ja auch mehr drinstecken [....].
Harald Bricke [mit F], Aphorismus. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler 208
Was er und ich dir damit sagen wollen, newage, ist, dass es manchmal gut ist, zu zitieren und das Zitierte nachzuweisen. Erstens entgeht man damit dem berechtigten Vorwurf, Banales zu posaunen und zweitens schmückt man sich mit Kenntnisreichtum und einem guten Gedächtnis.
Aber was du da schreibst, würde auch mit Göhte nicht besser.
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