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Kauf, Verkauf, Tausch - oder Flucht
In der Pharmabranche geht es derzeit Schlag auf Schlag: Eine Fusion folgt auf die nächste, Beträge von über 100 Milliarden Dollar (72 Mrd. Euro) werden dem Vernehmen nach verhandelt. Im Folgenden ein Überblick, wer von wem um wie viel was kaufen will oder schon gekauft hat - in beiderseitigem Einvernehmen oder feindlicher Absicht:
Pfizer greift nach AstraZeneca: 100 Milliarden Dollar wollte sich der US-Pharmakonzern Pfizer den Kauf seines britischen Rivalen AstraZeneca kosten lassen. Die größte Fusion in der Geschichte der Pharmabranche rief auch das britische Parlament auf den Plan. Vertreter beider Unternehmen müssen den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Kommt der Deal zustande, wird der größte Pharmakonzern der Welt mit Präparaten wie der Potenzpille Viagra und dem Blutfettsenker Crestor entstehen.
Mylan greift nach Meda: Auch der US-Pharmakonzern Mylan holte sich eine Abfuhr bei dem Versuch, seinen schwedischen Konkurrenten Meda zu übernehmen. Beide stellen Generika her, also günstigere Versionen von Medikamenten, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist. Doch die Meda-Führung sagte zum wiederholten Male Nein. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg lag zuletzt ein Angebot über umgerechnet 4,8 Mrd. Euro auf dem Tisch. Die Kontakte zwischen den Firmen seien abgebrochen worden, erklärte Meda.
Andrang bei Merck & Co.: Die Liste der Konzerne, die sich für das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten von Merck & Co. interessieren, las sich wie das Who is who der Branche. In Medienberichten fanden sich Namen von Reckitt Benckiser bis Novartis. Doch nun macht Bayer das Rennen. Bayer-Chef Marijn Dekkers legte für die Sparte der rezeptfreien Medikamente 10,4 Mrd. Euro bar auf den Tisch.
Merck KGaA will britischen Techchemiker: Die deutsche Merkck KGaA flüchtet unterdessen überhaupt weiter aus der Pharmabranche. Der lange geplante Aufkauf der britischen Spezialchemiefirma AZ Electronic Materials steht kurz vor der Umsetzung. Die ehemalige Hoechst-Tochter stellt Chemikalien für integrierte Schaltkreise her, die in Tablet-Computern, Smartphones, MP3-Spielern und Spielekonsolen zum Einsatz kommen. Der deutsche Konzern ist weltweit die Nummer eins bei Flüssigkristallen, die in Flachbildschirmfernsehern, Laptops und Handydisplays verwendet werden.
Novartis und GlaxoSmithKline tauschen: Einen großangelegten Tausch von Geschäftsbereichen haben gerade die Schweizer Novartis und die britische GlaxoSmithKline (GSK) vollzogen. Novartis übernahm Krebsmedikamente, GSK Impfstoffe. Die beiden gründen zudem eine Gemeinschaftsfirma für rezeptfreie Medikamenten. Als krönenden Abschluss verkauft Novartis seine Tierarzneien an den US-Rivalen Eli Lilly.
Valeant will Allergan will Shire: Eine Kettenreaktion haben die Übernahmegelüste der kanadischen Valeant ausgelöst: Die ?Pharma-Heuschrecke?, bekannt für die Ausbeutung von erfolgreichen Pharmaprodukten bei gleichzeitiger Auflösung von Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, will den Botox-Hersteller Allergan für 47 Milliarden Dollar schlucken. Der streckt nun seinerseits die Finger nach dem britischen Spezialmedikationshersteller Shire aus, um sich durch solchermaßen vermehrtes Gewicht gegen die Übernahme durch die Kanadier wehren zu können.
Sanofi geht hausieren: Der französische Pharmariese würde auch gern beim aktuellen Kaufen-verkaufen-Spiel mitmachen, findet aber offenbar keine Abnehmer für erfolgreiche, aber schon ältere Medikamente, deren Patente vor dem Auslaufen stehen. Als potenzielle Käufer sieht Sanofi vor allem Generikaproduzenten, die sich so einen Startvorteil bei der Produktion verschaffen könnten. Pfizer und GlaxoSmithKline haben ihre angestaubten Bestseller in jeweils eigene Sparten ausgegliedert.
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