Europa-Börsen mit enttäuschendem Jahr - Leichtes Plus zum Ende
Dow Jones News • 30.12.11 • 18:42
FRANKFURT (Dow Jones) - Die europäischen Börsen haben am Freitag leicht zugelegt und damit zumindest den letzten Handelstag 2011 versöhnlich abgeschlossen. Bei dünnen Umsätzen gewann der Euro-Stoxx-50 um 1,1% oder 24 auf 2.317 Punkte und schloss damit auf Tageshoch. Der Stoxx-50 stieg um 0,7% bzw 17 auf 2.370 Stellen. Die Kurspflege zum Jahresschluss konnte über die schwache Entwicklung der vergangenen zwölf Monate aber nicht hinwegtäuschen. Der finanzlastige Euro-Stoxx-50 hat seit Januar 17,1% verloren, der Stoxx-50 hat sich mit 8,4% Abschlag deutlich besser geschlagen. Die höhere Gewichtung defensiver Werte hat hier Schlimmeres verhindert.
Der Blick auf das kommenden Jahr verheißt nichts Gutes. Die Schuldenkrise ist trotz diverser EU-Gipfel nicht ansatzweise gelöst und die konjunkturelle Situation vieler europäischer Staaten angespannt. Im ersten Quartal 2012 müssen die "Schuldenländer" Anleihen in großem Umfang an den Mann bringen und das dürfte nicht einfach werden. Die volatile Seitwärtsbewegung der vergangenen drei Monate könnte daher nur das Intermezzo für einen erneuten Absturz sein.
Die ausgefallene Jahresendrally ist jedenfalls kein gutes Omen. Trotz des günstigen saisonalen Umfeldes zu Jahresende ist der Markt in den vergangenen Tagen unter dem Strich nicht vom Fleck gekommen. "Die jeweils nur als Strohfeuer zu beobachtenden Kurssprünge nach den beiden Notenbankaktionen vom 30.11. und 20.12. sollten zur Vorsicht mahnen. Es könnte daher rasch nach dem Jahreswechsel zu einem Abverkauf kommen," mahnte ein Marktteilnehmer.
Bankenwerte beschließen katastrophales Jahr mit leichten Zuwächsen
Bankentitel haben zuletzt noch einmal um 0,8% angezogen. Mit einem Minus von über 30% war der Bankensektor der Hauptleidtragende der Staatsschuldenkrise. Die Kursverluste der Staatsanleihen aus den Euro-Peripherieländern haben die Quartalsergebnisse 2011 erheblich belastet. Auch wenn viele Banken ihre Bestände in europäischen Staatsanleihen auf Jahressicht deutlich nach unten gefahren haben, meiden Investoren den Sektor weiterhin. Strengere Eigenkapitalvorschriften und ein drohender Rutsch einiger Euroländer in die Rezession zeichnen für 2012 kein schönes Bild. Zu den größten Verlierern gehörten 2011 die griechischen Bankenpapiere, die große Bestände an hellenischen Anleihen hielten. Aber auch eine Societe Generale hat sich Jahresverlauf mehr als halbiert, für die Commerzbank ging es gar um 76% nach unten.
Automobilaktien trotzen Nachrichten aus China
Automobilwerte gewannen nach anfänglichen Abgaben 1,1%. Eine Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, laut dem die Regierung die Aktivitäten ausländischer Fahrzeughersteller im Land zurückdrängen möchte, blieb damit ohne folgen. Nach Einschätzung eines Händlers sollte man die Nachricht nicht überbewerten. Zum einen fehlten Details, um das Vorhaben besser einordnen zu können. Zum anderen habe es in den vergangenen Monaten immer wieder Berichte über Marktbeschränkungen gegeben. An der weiteren Entwicklung der Nachfrage aus China hängt aber viel für den Automobilsektor ab. Gerade die deutschen Premiumhersteller profitieren seit geraumer Zeit von der Lust der Chinesen an Fahrzeugen made in Germany. Die Konjunktursorgen haben dem Sektor ein Minus von 24% seit Jahresanfang beschert. Besser sieht es auf Sicht von drei aus. Hier steht noch immer ein Plus von über 30%.
Defensive Sektoren als Stütze der Märkte
Dass die europäischen Indizes nicht viel mehr verloren haben, lag an der guten Jahresentwicklung defensiver, nicht konjunkturabhängiger Sektoren. Anteilsscheine aus den Branchen Pharma- und Nahrungsmittel zogen um jeweils über 5% an. Eine einzige Enttäuschung waren dagegen die Versorgerwerte. Der Sub-Index verlor über 16%. Der geplante Ausstieg aus der Atomenergie belastete besonders die beiden großen deutschen Versorgerpapiere RWE und E.ON, die um 45% bzw 27% fielen. Vielleicht kommt es im kommenden Jahr aber besser. Die Analysten der DZ-Bank zumindest sind für 2012 zuversichtlich gestimmt.
Ihrer Einschätzung nach zeichnen sich die Energieaktien durch stabile Gewinnschätzungen und ein attraktives jährliches Gewinnwachstum von annähernd 10% in den kommenden beiden Jahren aus. Zudem sei der Sektor mit einem durchschnittlichen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 8,2% günstig bewertet. Auch eine Dividendenrendite von 5,1% überzeugt die Analysten.