Handelsblatt.com - Vorsorge + Anlage / Bulle & Bär Der Jahresausblick für Ericsson-Anleger ist verhalten Dienstag 4. Januar 2005, 07:34 Uhr Der Chef des schwedischen Telekommunikationsausrüsters Ericsson, Carl-Henrik Svanberg, hat gut Lachen: Als er im Frühjahr 2003 die Leitung des angeschlagenen Konzerns übernahm, investierte er als Zeichen seines Vertrauens in den weltgrößten Hersteller von Mobilfunknetzen 100 Mill. Kronen (10,9 Mill. Euro) aus seinem privaten Vermögen in Ericsson-Aktien.
HB STOCKHOLM. Ende 2004 fällt der Kassensturz für Svanberg überaus erfreulich aus, ist doch sein Posten jetzt 300 Mill. Kronen wert. Auch die vielen Kleinanleger können sich über das Kursfeuerwerk des Telekommunikationsriesen aus dem hohen Norden freuen: Die Ericsson-Aktie stieg 2004 um 65 Prozent und zählt damit zu den Durchstartern in Europa.
Der Blick zurück ist in diesem Fall zwar erfreulich, aber gleichzeitig auch wenig aussagekräftig. Denn was die meisten Anleger interessiert, ist ANZEIGE die Entwicklung in diesem gerade begonnenen Jahr. Soviel ist klar: Ericsson (Stockholm: ERICb.ST - Nachrichten) ist nach seiner tiefen Krise wieder über den Berg. Die Krise wurde ausgelöst durch eine falsche Produktpalette bei seinen mittlerweile im Joint Venture Sony Ericsson untergebrachten Handys, aber vor allem durch die wegen Überschuldung ausgebliebenen Investitionen der großen Telekomkonzerne. Mittlerweile ist die Investitionsbremse kräftig gelockert worden. Obersanierer Svanberg profitierte von diesem Wachstum der Telekom-Branche 2004, vor allem aber von einem rigorosen Rotstift-Programm, dem mehr als die Hälfte der rund 105 000 Stellen bei Ericsson zum Opfer fielen.
Das Sparpotenzial ist mittlerweile so gut wie ausgeschöpft. Jetzt heißt es für Schwedens größten Konzern, wieder einen Gang höher zu schalten. 2004 war für Ericsson ein Rekordjahr. Der Vorsteuergewinn für das gesamte Jahr wird sich bei etwa 28 Mrd. Kronen (3,1 Mrd. Euro) bei einem Umsatz von rund 131 Mrd. Kronen einpendeln. Wie das gerade begonnene Jahr für den Telekommunikationsriesen laufen wird, hat Ericsson-Chef Svanberg bereits angedeutet: Bei der Vorlage der Neunmonatszahlen prognostizierte er ein gegenüber 2004 langsameres Wachstum im Markt für Mobilfunknetze. Damit dürfte dieser für Ericsson mit Abstand wichtigste Bereich zwischen zwei und fünf Prozent zulegen. Allerdings hat der weltgrößte Hersteller von Mobilfunknetzen nach der Ausgliederung seiner Handysparte neue Bereiche aufgebaut. Dazu zählt vor allem die neue Service-Sparte Ericsson Professional Services, die Telekom-Konzernen bei der Planung hilft und maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Dieser Bereich wird vermutlich immer wichtiger und wird künftig manch willkommene Krone zum Ergebnis beitragen. Auch die Handys, einst Sorgenkind des schwedischen Konzerns, haben sich in dem mit Sony gegründeten Joint Venture gut entwickelt und werfen mittlerweile sogar kleine Gewinne ab.
Dennoch müssen sich Groß- und Kleinanleger auf ein Zwischenjahr 2005 einstellen: Der Vorsteuergewinn dürfte mit gut 30 Mrd. Kronen nur ein wenig über dem Ergebnis im Jahr 2004 liegen, der Umsatz wird um knapp sieben Prozent anziehen. Die Umsatzrendite wird mit etwa 21,5 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Ericsson ist aus der Krise mit einem blauen Auge herausgekommen, doch vor allem die vielen Kleinanleger, die während des Telekom-Booms beim schwedischen Konzern eingestiegen sind, müssen sich weiter in Geduld üben: Wer im Boomjahr 2000 bei Ericsson eingestiegen ist, benötigt 2005 einen Kursanstieg von rund 35 Prozent, um ein ausgeglichenes Konto zu haben. Daran glaubt fast niemand.
Zwar hat die Telekom-Branche wieder Fuß gefasst, doch der richtige Durchbruch der dritten Mobilfunkgeneration UMTS lässt weiter auf sich warten. Und auch der schwache Dollar belastet den schwedischen Konzern, stammen doch viele Kunden aus den Dollar-Regionen. Die verhaltenen Zukunftsaussichten spiegelten sich kurz vor Jahresende auch in den vielen nach unten revidierten Bewertungen des Ericsson-Titels: In Schweden gaben 14 Analysten eine Kaufempfehlung ab, zehn einen Verkaufsrat und vier verhielten sich ?neutral?. Gruß Löderup
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