Vorweg - es sollen ja auch noch ein paar gestrige Baathisten rumlaufen... Aber ariva weiß offenbar mehr.
Muslime in Deutschland sehen sich nach Londoner Anschlägen unter Generalverdacht 13. Jul 13:16
Muslime in Deutschland beklagen, nach den Londoner Anschlägen unter Generalverdacht zu stehen. Statt Appellen und Forderungen erwarte er endlich Akzeptanz für Muslime, sagte Islamratsvorsitzender Kizilkaya der Netzeitung.
Von Tilman Steffen
Muslime in Deutschland wehren sich nach den Terroranschlägen in London gegen zunehmendes Misstrauen aus Gesellschaft und Politik. «Der Generalverdacht gegen Muslime ist vorhanden», sagte der Vorsitzende des Islamrats in Deutschland, Ali Kizilkaya, der Netzeitung. Er befürchte Racheakte wie Anschläge auf Moscheen. Regelmäßig erhalte er «Hasschriften und Drohungen», in denen Religion, der Koran oder Muslime diffamiert würden.
«Menschen, die zu Gewalt neigen, finden sie nicht in Moscheen», sagte Kizilkaya zu Forderungen, die Muslime sollten enger mit Sicherheitskräften zusammenarbeiten und gegen Extremisten in den eigenen Reihen vorgehen. Da sei der Staat gefordert: «Er muss die Initiative ergreifen, an unser aller Sicherheit mitzuwirken. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, wir sind nicht die Polizei.»
Kizilkaya beklagte zudem, dass die Muslime in Deutschland isoliert seien. «Die Politik ignoriert die islamischen Organisationen», deren Mitglieder bereits 40 Jahre in Deutschland lebten. Die Gruppen hätten bis heute «keinen vernünftigen Status, weder als Religionsgemeinschaften, noch als Verbände». Bei Ereignissen wie den Londoner Anschlägen kommen schnell Forderungen an die Muslime. «Ich habe nichts gegen Forderungen, man muss aber auch ein bischen fördern».
«Religion rechtfertigt nicht Terror»
Statt Appelle wünsche er sich Taten, so Kizilkaya. »Die Politiker sollen direkt auf die Muslime zugehen und sagen, was sie erwarten«. Er sorge sich um das Zusammenleben von Muslimen und Deutschen. Die Gesellschaft müsse aufhören, »jeden Muslim mit einem Fragezeichen zu betrachten«.
Kizilkaya zeigte sich betroffen über die jüngsten Erkenntnisse britischer Ermittler, die Muslime als Täter vermuten. Es gebe »keine Rechtfertigung für solche Verbrechen in der Religion«.
Britische Muslime schockiert
Auch der Rat der Muslime in Großbritannien zeigte sich schockiert über die neuen Erkenntnisse. «Es sieht so aus, als seien unsere Jugendlichen in die schrecklichen Bombenanschläge gegen Unschuldige in der vergangenen Woche verwickelt», sagte der Generalsekretär des muslimischen Dachverbands, Iqbal Sacranie. Er sicherte den Behörden abermals die Zusammenarbeit zu. «Durch nichts im Islam können die bösartigen Taten der Bombenattentäter gerechtfertigt werden», sagte Sacranie weiter.
http://www.netzeitung.de/spezial/kampfgegenterror/348288.html
sowie
KEINE RECHTFERTIGUNG
Die EU-Kommission sowie christliche, jüdische und muslimische Religionsvertreter haben in einer gemeinsamen Erklärung die Terrorangriffe von London scharf verurteilt. "Kein Grund, insbesondere kein religiöser, kann diese Handlungen rechtfertigen", heißt es in dem Papier, das die Gruppe in Brüssel verabschiedete. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso fügte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz hinzu, die muslimischen Gemeinden in Europa könnten auf Unterstützung aus politischen und religiösen Kreisen zählen. "Keine Gemeinde darf für die Vorgänge schuldig gesprochen werden", warnte er. Man werde gemeinsam für ein freies und geeintes Europa eintreten, in dem Pluralismus und Grundrechte respektiert würden. An dem zweistündigen religionsübergreifenden Treffen in der EU-Kommission, dem ersten dieser Art seit rund zehn Jahren, hatten neben Barroso 15 Religionsvertreter teilgenommen. Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesregierung und der EU, Prälat Stephan Reimers, zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Dialog zwischen Religionsgemeinschaften und EU weiter vertiefen werde.
taz Nr. 7714 vom 13.7.2005, Seite 3, 39 Zeilen (TAZ-Bericht)
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