Der in Schieflage geratene US-Versicherungskonzern American International Group (AIG) erhält offenbar eine neue Finanzspritze von der US-Regierung. Nachdem das ursprüngliche Rettungspaket im Umfang von 123 Mrd. $ nicht dazu beitrug, die Situation des Unternehmens zu stabilisieren, wird es jetzt durch einen neuen Schirm von 125 Mrd. $ ersetzt. Der wesentliche Unterschied: Diesmal erwirbt der Staat über das Troubled Asset Relief Program (TARP) direkt Anteile an AIG. Das berichteten übereinstimmend mehrere amerikanische Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen.
Washington gesteht damit ein, dass der anfängliche Rettungsplan scheiterte. Die erste Stützungsaktion umfasste einen staatlichen 85-Mrd.-$-Kredit, der später um 37,8 Mrd. $ aufgestockt wurde. Dabei war vorgesehen, dass der Versicherer Geschäftsbereiche verkauft und so die Darlehen zurückzahlt. Nach Schätzungen von Credit-Suisse-Analyst Thomas Gallagher hätte AIG so 115 Mrd. $ einnehmen können. Doch wegen der Turbulenzen auf den Kapitalmärkten gelang das nicht, was das Finanzministerium unter Ressortchef Henry Paulson zum Umdenken zwang.
AIG gab am Montag den größten Quartalsverlust seiner Geschichte bekannt. Der Nettoverlust im dritten Quartal lag wegen Abschreibungen bei 24,47 Mrd. $ nach einem Gewinn von 3,09 Mrd. $ vor Jahresfrist. Der Abschlag je Aktie betrug demnach 9,05 $. Von Reuters befragte Analysten waren lediglich von einem Verlust von 1,37 $ ausgegangen. AIG teilte mit, dass noch ausreichend Liquidität für mindestens die nächsten zwölf Monate vorhanden sei.
Bessere Konditionen für AIG Kursinformationen + Charts
AMERICAN INTERNATIONAL GRP INC REGISTERED SHARES DL 2,50 2,11 USD 12,83 % [0,24]
1T 5T 1M 3M 6M 1J 5J AMERICAN INTER.. 2,11 USD 12,83 % Laut den Medienberichten beinhaltet das neue Rettungspaket der US-Regierung einen 60 Mrd. $ schweren Kredit, der den alten 85-Mrd.-$-Kredit ersetzt. Der Zinssatz fällt von 8,5 Prozent auf 3,0 Prozent plus den Interbankensatz Libor. Darüber hinaus wird die Regierung für 40 Mrd. $ aus dem TARP-Fonds Anteile an dem Versicherungskonzern erwerben. Auf diese Vorzugsaktien fallen zehn Prozent Dividende an. Weitere 50 Mrd. $ werden zur Verfügung gestellt, um problematische Wertpapiere in zwei Zweckgesellschaften zu bündeln. Dort sollen Collateralized Debt Obligations (CDOs) - das sind Kreditportfolien - verwaltet werden, die AIG mit Kreditderivaten besicherte und nun von den Handelspartnern aufkaufen wird.
Für AIG könnte das nun wirklich die Rettung bedeuten. Das Unternehmen verkaufte Schutz auf festverzinsliche Investments im Umfang von mehr als 440 Mrd. $. Doch als sich die Ausfälle häuften und Handelspartner nach einer Ratingherabstufung mehr Sicherheiten verlangten, geriet der Versicherungskonzern in Schieflage. Allein in den vergangenen drei Quartalen fielen Verluste von 18 Mrd. $ an. Nachdem Washington eine Kreditlinie einräumen musste, übernahm die öffentliche Hand die Kontrolle und ersetzte den Vorstandsvorsitzenden Roger Willumstad durch Edward Liddy. Am Montag wird AIG Zahlen für das dritte Quartal vorlegen.
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