MorphoSys AG - HuCAL-Bibliothek gefragt wie nie - 30.01.2004 Das deutsche Biotech-Valley in Martinsried bei München boomt. Die dort angesiedelten Spezialisten in punkto Gentechnik und Medikamentenentwicklung melden fast wöchentlich weitere Erfolge
(smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)
Eine besondere Biotech-Partnerschaft geht nun in eine neue Runde. Die GPC Biotech AG hat mit der benachbarten MorphoSys AG ihre exklusive Lizenz für bestimmte HuCAL-Antikörper verlängert. Die Antikörper, die aus der so genannten Human Combinatorial Antibody Library (HuCal) von MorphoSys stammen, richten sich gegen spezifische Krebszellen. Die Höhe der Lizenzzahlung an MorphoSys wurde allerdings nicht bekannt gegeben.
Fortschritte im Kampf gegen Blutkrebs Die im Jahr 1999 begonnene Zusammenarbeit zwischen GPC Biotech und MorphoSys hat zum Ziel, eine neue Generation therapeutischer Wirkstoffe zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und bestimmten Krebsarten zu entwickeln. Bei diesen Projekten konnten die beiden Unternehmen schon in der Vergangenheit Erfolge vermelden.
Das am weitesten fortgeschrittene Projekt zielt auf die Erkennung und Abtötung aktivierter, sich vermehrender Tumorzellen - etwa bei B-Zell- und T-Zell-Lymphomen sowie weiteren Blutkrebsarten. GPC hatte das Ziel und MorphoSys das Mittel, um so weit zu kommen.
Klinische Studien sollen in 2004 folgen
Aus der mit mehreren Millionen Antikörpern bestückten HuCal-Bibliothek wählte MorphoSys einen vollständig humanen Antikörper gegen das Zielmolekül von GPC Biotech aus und optimierte diesen anschließend. GPC Biotech veröffentlichte im Jahr 2003 vielversprechende Daten aus präklinischen Studien zur Anti-Tumor-Wirksamkeit des Antikörpers. Bei einem weiterhin erfolgreichen Verlauf erwartet GPC Biotech für den humanen Antikörper mit dem noch sehr wenig humanen Namen 1D09C3 den Beginn klinischer Studien im zweiten Halbjahr 2004.
"Die Ankündigung von GPC zeigt, dass unser HuCAL Antikörper in der starken Onkologie-Pipeline von GPC Biotech weiterhin eine wichtige Position einnimmt", erklärt Dr. Simon Moroney, Vorstandsvorsitzender der MorphoSys AG. "Dieser Antikörper könnte der erste HuCAL Antikörper sein, der in die klinische Entwicklung geht." Und damit maßgeblich dazu beiträgt, dass ein Medikament daraus wird.
Partnerschaft mit Bayer vertieft
Doch MorphoSys hat noch mehr aus den Labors und Büros in Martinsried zu vermelden. Mit Bayer HealthCare, einer Tochter des Pharmariesen, haben die Biotechniker weitere Verträge abgeschlossen. Darin geht es um die gegenseitige Erteilung von Lizenzen von bestimmten Technologien.
Gemäß der Vereinbarung wird MorphoSys Zugang zu der menschlichen Zelllinie HKB 11 für die Produktion von HuCAL Antikörpern erhalten. MorphoSys sichert sich außerdem das Recht, diese Zelllinie in seinen eigenen Forschungsprojekten und optional für die kommerzielle Herstellung von Antikörpern zu nutzen. Im Austausch dafür wird Bayer seine firmeneigenen Forschungs- und Entwicklungsprogramme von der HuCAL auf die HuCAL GOLD Antikörpertechnologie von MorphoSys umstellen. Dafür erhält MorphoSys zusätzlich eine Installationszahlung von Bayer HealthCare.
"Kooperationen sind ungemein wichtig" Mit dieser Ankündigung führen beide Unternehmen ihre im Dezember 1999 begonnene Zusammenarbeit fort. Im Juli 2001 war eine Verlängerung des Kooperationsvertrages um weitere vier Jahre bis Ende 2005 beschlossen worden. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht dabei der Einsatz humaner Antikörper bei therapeutischen und diagnostischen Anwendungen sowie im Bereich der Target-Identifizierung, die erste aller Stufen auf dem Weg zu einem ausgereiften Medikament.
Im Rahmen dieser Vereinbarung wird MorphoSys jährliche Lizenzzahlungen erhalten und kann zusätzlich entwicklungsabhängige Meilensteinzahlungen sowie Tantiemen für vermarktete Produkte erzielen. "Wir sind über die erneute Ausweitung unserer Zusammenarbeit mit Bayer höchst erfreut", erklärt MorphoSys-Chef Moroney. "Diese Erweiterung stärkt unser Potential, therapeutische Antikörper zu entwickeln und stellt eine wichtige Komponente innerhalb unserer Partner-Strategie dar."
Solche Kooperationen seien ungemein wichtig, so ein Sprecher des Unternehmens zu smartcaps. Unter den mittlerweile 13 Partnerunternehmen, die die HuCal-Technologie nutzen, um neue therapeutische Antikörper zu entwickeln, sind neben Bayer und GPC auch weitere große deutsche Unternehmen wie Boehringer Ingelheim und Schering.
Die Anleger von MorphoSys schnuppern mal wieder Höhenluft. Mit satten fünf Prozent Aufschlag wird die Aktie zum Wochenende gehandelt und liegt nun bei 19,99 Euro. Damit setzen die Martinsrieder den Trend der vergangenen Monate fort, der steil nach oben zeigt.
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