Wenig Licht und viel Schatten in der Solarbranche
Wenig Licht und viel Schatten in der Solarbranche
Liebe Leser,
so langsam reicht es mir: Mittlerweile überlege ich jeden Morgen, ob ich nicht vielleicht doch noch dünne Handschuhe auf dem Fahrrad anziehe wenn ich ins Büro fahre. In den vergangenen Tagen habe ich mich immer dagegen entschieden, denn ein Blick auf den Kalender sagt mir, dass wir schon fast Mitte Mai haben. Aber gefühlt fällt der Frühling aktuell aus. Auch die Sonne lässt sich hier bei uns im Rheinland nur selten blicken. Das ist ärgerlich für die Stimmung aber ebenso für die zahlreichen Besitzer von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach. Eigentlich steht die Sonne zu dieser Jahreszeit schon sehr hoch am Himmel und liefert sehr viel Energie. Aber aktuell fallen die Produktionsraten der Anlagen deutlich geringer aus. Und da bin ich auch schon beim Thema: Wie geht es eigentlich den deutschen Solarfirmen? Gehörten Solarworld oder Q-Cells vor zwei Jahren noch zu den gefeierten Börsenstars, so hat sich der Hype um die alternativen Energieträger schon wieder deutlich gelegt. Im vergangenen Jahr litt die Branche gleich unter zwei Belastungsfaktoren: Zum Einen sorgte der weltweite Wirtschaftseinbruch für deutlich weniger Aufträge. Und dann hat die neue Bundesregierung nun auch damit begonnen, die Einspeisevergütungen und damit die Subventionen für die Branche zu senken. Die Folgen waren dramatisch: es brach nicht nur der Umsatz sondern auch noch die Margen weg. Heute haben nun mit Solarworld und Q-Cells eben diese beiden Schwergewichte ihre Zahlen zum 1. Quartal 2010 präsentiert. Dabei geht aus dem direkten Vergleich Solarworld ganz klar als Sieger hervor. Immerhin gelang es dem Bonner Konzern den Umsatz im Vergleich zum ersten Quartal 2009 von 176 ,3 auf 225 ,6 Mio. Euro zu steigern. Gleichzeitig sank aber der Vorsteuergewinn von knapp 38 auf nur noch 24 ,8 Mio. Euro. Noch heftiger fiel der Einbruch beim Nettogewinn aus, wo nach 23 ,8 Mio. Euro im Vorjahr nun nur noch 5 ,28 Mio. Euro übrig blieben., Bei Q-Cells gab es zwar auch einen Umsatzanstieg, aber operativ gelang dem Unternehmen der Turn-around noch nicht. So stieg der Umsatz leicht von 224 ,6 auf 232 ,3 Mio. Euro. Beim Vorsteuerergebnis blieb aber auch nach dem ersten Quartal 2010 weiterhin ein Verlust. Dieses Mal waren es 9 ,3 Mio. Euro. Der Vergleich zum Vorjahr ist an dieser Stelle besonders drastisch, da Anfang 2009 der letzte Quartalsgewinn mit 21 ,3 Mio. Euro erzielt wurde. Für dieses Jahr ist Q- Cells aber zuversichtlich den Sprung in die schwarzen Zahlen wieder zu schaffen. Bei diesen eher durchwachsenen Zahlen bleibt zu hoffen, dass für die Solarbranche schon bald wieder die Sonne scheinen wird. Persönlich wünsche ich mir das natürlich auch - damit ich morgens noch nicht einmal mehr an das Handschuhthema denken muss.
Bis morgen,
Heiko Böhmer Chefredakteur "Privatfinanz-Letter"
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