https://finance.yahoo.com/news/...ix-time-bring-buyers-231625794.html
Kollege Cramer bringt es auf den Punkt, wobei er auch (meiner Meinung nach) einige Denkfehler macht: Grundsätzlich geht er davon aus, dass der Dow Jones noch weiter sinken wird, bis alle Risiken eingepreist sind. Neben Ebola und IS, die der als "Nebengründe" aufführt, hat er vor allem ein schwächelndes Europa vor Augen: Er stellt die Bedeutung Europas für die Weltwirtschaft heraus, aber auch das strukturelle Problem, weil es keine einheitliche bzw. abgestimmte Wirtschaftspolitik gibt, die einen allgemeinen Wachstumskurs vorgibt. Erst wenn alle Risiken in den (US-)Kursen eingepreist sind, wird der Markt seinen Boden gefunden haben. Momentan werden die Kurse zum Teil auch durch kurzfristige positiive Meldungen nach oben gepusht (Fed-Protokoll am Mittwoch), dann aber gleich wieder revidiert (Hinweis von Alcoa auf ein möglicherweise schwächelndes Europa am Donnerstag). Die Börsenkurse werden alos momentan durch die aktuelle Nachrichtenlage hin- und hergeworfen und suchen einen stabilen Boden, der seiner Meinung nach noch etwas tiefer liegt. Als einen wesentlichen Indikator für die schwächelnde Wirtschaft Europas sieht er den Rückgang des Ölverbrauchs in dieser Zone um 5% sowie die (auch dadurch) sinkenden Ölpreise, weil die Nechfrage fehlt.
Hier jedoch er jedoch einen Fehler, wie ich finde. Gerade hier in Deutschland ist der sinkende Energieverbrauch ein Indiz dafür, dass wir allmählich verantwortungsvoller mit diesen Rohstoffen umgehen. Mein Auto verbraucht nur noch 60% von dem, was mein altes Auto vrebrauchte. Mein Haus benötigt nach seiner energetischen Sanierung nur noch 50% der Energie, die ich vor 2 Jahren brauchte - und der milde Winter hat sein Übriges zu einer noch stärkeren Einsparung beigetragen. Das könnte auch mit ein Grund sein, weshalb die Leute heute (trotz mäßiger Lohnerhöhungen) z.T. mehr Geld in der Tasche, um es in den Konsum zu investieren. Die Binnenwirtschaft wächst zwar nicht berauschend, aber die wächst, zumindest in Deutschland! In Griechenland und Italien hingegen haben die Leute zum Teil tatsächlich kein Geld, um sich Heizöl für den Winter zu kaufen. Dort verfeuert man Teile seiner Waldlandschaften und hofft auf bessere Zeiten. Auch das Auto bleibt stehen und man nutzt sein Moped oder den Bus, um von A nach B zu gelangen.
Ich glaube daher, dass wir in eine Art "Erklärungsnotstand" geraten werden: Warum verliert der Dax über 12% an Wert, wenn gleichzeitig die Zahlen der Unternehmen (zum Teil sehr deutlich) in Richtung Norden zeigen werden? Anders als die USA, die ihr Wachstum auf mehr Umsatz gründen, stützen wir unseren Erfolg hier in Europa auf Gewinne, die sich vor allem auf eine strenge Kontrolle der Kostenseite stützen. Wir Europäer sind schlichtweg sparsamer und dadurch bestimmt auch um einiges effizienter als die Amerikaner, was auch für unsere Unternehmen gilt. Ich bin mir sicher, dass wir für Q3 sehr gute Zahlen sehen werden und die Eintrübung der Aussichten ("concerns") nur von außen in die Unternehmen hereingetragen wird...
Trotzdem müssen wir jetzt in Europa schauen, dass wir den Menschen etwas mehr Geld in die Taschen geben, um auch auf der Umsatzseite unsere Wirtschaft (weiter) anzukurbeln. Gepaart mit der Effizienz unserer Unternehmen sehe ich hier mittelfristig ein eher positives Bild für Europa. Dazu müssten dann aber bitte auch entsprechende Schritte im Süden Europas unternommen werden und das geht nicht mit einer Forsetzung von Merkels Troika-Politik, sondern mit einer zeilgerichteten Wirtschaftspolitik, die kurzfristig auch eine weiter expansive Geldpolitik erfordert, und vor allem ein gutes Verhältnis zu Russland, China und natürlich auch zu den USA. Ich bin kein Anti-Amerikaner. Ich bin nur gegen Bevormundung und kriegerischen Auseinandersetzungen aus niederen Beweggründen außerhalb der eigenen (territorialen) Grenzen...
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