Wenn der Marktführer hustet, leidet gewöhnlich die Branche bereits an einer Grippe. Dieses Bild lässt sich auf die Windindustrie übertragen. Die Nummer eins, Vestas aus Dänemark, kränkelt schon seit Längerem, und dies gilt ebenso für den Wettbewerber Nordex . Rückläufige Umsätze und Gewinne bis hin zu hohen Verlusten – 2011 türmte sich bei Nordex ein Minus von 49,5 Mio. Euro auf – prägen die Bilanzen der vergangenen drei Jahre. 2012 ist laut Konzernchef Jürgen Zeschky aber der Startschuss in eine neue Ära gefallen. Der Plan des TecDAX-Managers: ein Erlösplus von zehn bis 20 Prozent und schwarze Zahlen. Bezüglich der Prognose passt das erste Quartal nicht unbedingt ins Bild. Zwar nahmen die Erlöse um 8,3 Prozent zu, das Ergebnis tauchte aber erneut in den roten Bereich ab. Aufgrund zu geringer Auslastung sowie margenschwacher Projekte fiel unterm Strich ein Verlust von satten 14 Mio. Euro an. Zeschky lässt sich davon nicht beirren und spricht von einer „Trendwende im zweiten Halbjahr“. Zudem verweist er auf einen hohen Auftragseingang und die gestiegene Liquidität. Zugegeben, auf der Orderseite hat Nordex derzeit Rückenwind. Allein der Bestelleingang von Januar bis März verdoppelte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode. Allerdings lässt sich angesichts der Wirtschaftsprobleme in Europa – dem Kernmarkt von Nordex – die Profitabilität des Auftragsbestands schwer abschätzen. Einen Vorgeschmack, wie es kommen könnte, hat das erste Quartal geliefert. Der hohe Kassenbestand und die geringen Bankschulden sind vor allem der Kapitalerhöhung sowie einer 150-Mio.-Euro-Anleihe (fällig im Jahr 2016) zu verdanken, die 2011 platziert wurden. Eine Wiederholung solcher Geldbeschaffungen ist momentan kaum möglich, sodass Nordex mit den vorhandenen Mitteln auskommen muss. Die angestrebte Expansion nach China stockt. Der Konzern plante Ende 2011 ein Joint Venture mit einem lokalen Vertreter. Noch ist es zu keinem Vertragsabschluss gekommen, und auch kürzlich bei der Vorlage der Quartalszahlen hieß es, dass „die Verhandlungen wegen politischer Veränderungen noch andauern“. Bleibt zu hoffen, dass Nordex im Reich der Mitte mehr Glück hat als im Offshore-Geschäft. Dort verlief die Suche nach einen Partner erfolglos. Die Sparte wurde im April aufgelöst. An der Börse wurde der TecDAX-Titel für die jüngsten Nachrichten abgestraft, und die Aktie fiel auf ein Sechs-Jahres-Tief. Selbst wenn die Bilanz solide erscheint, bleibt die Kostenseite weiterhin angespannt und die Verluste weiten sich aus. Da aktuell keine Besserung der Branchenbedingungen und auch kein Ende des Preisdrucks absehbar sind, dürfte es für Nordex sehr schwer werden, tatsächlich in die schwarzen Zahlen zu kommen. Daher stufen wir die Aktie auf „Verkaufen“ zurück. Es gilt nun abzuwarten, wann und wo der Windtitel einen Boden findet. Verkaufen Risiko: Hoch WKN: A0D655 KGV 2013e: 14,9 Börsenwert: 219,4 Mio.€ Kursrisiko: –15% Kurs: 2,98€ Perf. 1 Jahr: –52,9%
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