Vorab möchte ich mitteilen, dass ich den nachfolgenden Text nach bestem Wissen - nach dem Gespräch mit der IR-Abteilung - geschrieben habe. Nachdem das Gespräch nicht aufgezeichnet wurde, kann es durchaus vorkommen, dass bestimmte Textteile von mir nicht richtig wiedergegeben wurden, weil sie etwa falsch interpretiert wurden oder eine Vermischung mit bereits vorhandenem Wissen erfolgte.
Frage: Intel und AMD rechnen angeblich mit verhaltenem Wachstum bei Rechenzentren - betrifft das auch die Substrate von AT&S oder haben diese wegen der hohen Komplexität eine Sonderstellung?
Der Konsumer-Markt (PCs, Notebooks etc) läuft schwächer. Dieser Bereich trifft AT&S nur am Rande. Im Substrat-Bereich gibt es einen Hauptkunden (Anm. Intel). Es ist richtig, dass dieser Kunde Marktanteile im Server-Markt verliert, allerdings von einem sehr hohen Niveau ausgehend. So hohe Marktanteile über einen so langen Zeitraum zu halten, wäre ohnehin ungewöhnlich. AT&S spürt in diesem Bereich keinen Nachfragerückgang - die Nachfrage übersteigt nach wie vor das Angebot. Im 1. Quartal 2023 wird der Kunde eine neue Produktlinie auf den Markt bringen, wobei von AT&S dazu noch höherwertige Substrate geliefert werden.Das Controlling von AT&S prüft etwa monatlich, inwieweit die Prognosen noch Bestand haben. Sollten sich hier Änderungen ergeben, ist der Vorstand verpflichtet, eine AdHoc-Meldung abzugeben. Das wird dann passieren, wenn die Abweichung 10% betrifft. Hinsichtlich des Umstandes, dass die Prognosen bei der letzten Zahlenvorlage (trotz der ausgezeichneten Q1-Ergebnisse) für das Gesamtjahr nicht erhöht wurden, wurde darauf verwiesen, dass zwischen der Prognose Erhöhung (Umsatzerhöhung auf 2,2 Mrd) - welche nur unwesentlich vor den Q1-Zahlen erfolgte, eine gewisse allgemeine Konjunktureintrübung sichtbar wurde. Aus einer vorsichtigen Grundhaltung heraus (es war ungewiss, ob und inwieweit eine Rezession kommen wird) wurden die Prognosen dann nicht erhöht.
Frage von hzenger: Server-Chips von Amazon, Google und Nvidia sind im Kommen - selbe Architektur wie die von Intel und AMD bzw. kann AT&S auch für diese Architektur Substrate herstellen?
Die Zusammenarbeit mit dem Hauptkunden (Anm: Intel) begann 2016. Vorerst wurde seitens des Kunden geprüft, ob und inwieweit AT&S überhaupt Fähigkeiten hat - die Aufträge waren entsprechend klein und unbedeutend - bzw. technisch weniger anspruchsvoll. Mit der Zeit stieg die Vertrauensbasis seitens des Kunden - die Aufträge wurden zunehmend komplexer und quantitativ hochwertiger. Intel gilt in der Branche als Gradmesser für eine hohe Qualität und das Anforderungsprofil für die Zulieferer. Die enge Partnerschaft von Intel mit AT&S wird auch von den Intel-Konkurrenten (potentiellen Kunden von AT&S) gesehen, wodurch letztlich auch diese bereit sind, enger mit AT&S zusammenzuarbeiten. Nachdem AT&S diese hochwertigen Substrate für Intel herstellen kann (nur wenige Unternehmen können dies) gibt es auch keinen Grund, warum AT&S nicht auch mit einer anderen Architektur zurande kommen soll. Beispiel mSAP: Hier galt AT&S als Markt- und Technologie führend. Es gab zuvor vom Kunden eine Ausschreibung, an der mehrere Unternehmen teilgenommen haben. Es war dann so, dass namhafte Unternehmen in der Branche, die hohen Anforderungen (weil sie etwa einen zu hohen Ausschuss hatten) nicht erfüllen konnten, und letztlich nicht zum Zug kamen.
Frage: Gasversorgung in Leoben:
Die Produktion in Leoben ist wegen zu niedriger Gasvorräte nicht in Gefahr. Ein Thema sind zur Zeit natürlich die hohen Strompreise - diese spürt auch AT&S.
USA - Sanktionen an China - Nvidia GPUs?
Der Bereich wurde auch recht umfangreich hinterfragt. Klar ist, dass es derzeit keine Auswirkungen für AT&S gibt. Es sind auch nur bestimmte Nvidia-Chips betroffen. Intel-CPUs sind davon unberührt. In der Vergangenheit hat es immer wieder Ausnahmegenehmigungen gegeben. Möglich ist, dass nun erstmal sogar eine Sonderkonjunktur für diese Chips eintritt -, dass die Kunden also zu horten beginnen. Die USA und China versuchen sich gegenseitig zu ärgern. Es ist nicht zu erwarten, dass China jetzt zu umfangreichen Gegenmaßnahmen ausholt - beispielsweise mit den "Seltenen Erden" - sie würden sich damit ins eigene Fleisch schneiden.
Mein Fazit:
Ich konnte überhaupt nicht erkennen, dass das Geschäft in irgendeiner Form leidet oder eine Prognosekürzung/Gewinnmitnahme ins Haus steht. Der Hinweis mit dem Controlling und der Meldepflicht des Vorstandes ist dabei wichtig. Als Wermutstropfen muss man die hohen Strompreise betrachten. Ich persönlich denke aber nicht, dass diese so stark ins Gewicht fallen. Klar ist für mich wieder geworden, dass es kein Zufall ist, dass AT&S diese Spitzenposition innehat. AT&S ist eben kein einfacher Leiterplattenhersteller (so wie es auch hier in diesem Forum vor kurzem dargestellt wurde). Will man in diesem Bereich ganz vorne mitmischen, braucht es mehr - natürlich sind diese enorm teuren Produktionsmaschinen - wie sie die Chiphersteller bei den neuesten Chip-Generationen benötigen, nicht notwendig - allerdings zeigen insbesondere die letzten beiden Jahre, dass die hochwertigsten Sustrate nur mehr von einer handvoll Unternehmen hergestellt werden können - das liegt natürlich zum Einen an der Kompetenz der Unternehmen - mit diesen Strukturen überhaupt umgehen zu können - aber auch an der Qualität - wozu auch wieder die Produktionsprozesse gehören. Es kommt nicht von ungefähr, dass AT&S in wenigen Jahren von einem Newcomer im Substrat Bereich zu den 3 größten Herstellern aufsteigt. 2016 - als man in Chongching I zu produzieren begann, war man noch absolut am Anfang. 5 Jahre später bekam man bereits riesige Aufträge von den namhaftesten Herstellern der Welt - mit Bedingungen (Kreditlinien von Kunden) wie man sie sich nur wünschen kann.
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