München (ddp-bay). Zwei Tage nach dem so genannten Münchner Krampus-Überfall auf eine schwangere Türkin ist der Fall weitgehend aufgeklärt. Bei den Tätern handelt es sich um sieben Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, wie das Polizeipräsidium am Dienstag in München mitteilte. Das 21-jährige Opfer hatte nach der Attacke im Krankenhaus eine Fehlgeburt erlitten. Vertreter der traditionellen Krampus-Gruppen in Bayern zeigten sich empört über die Tat.
Nach Angaben der Polizei sind fünf der Jugendlichen deutscher Herkunft, zwei weitere sind Ausländer. Ob es sich dabei um türkische Jugendliche handelt, wollte die Polizei nicht sagen. Die sieben, die im Münchner Stadtteil Hasenbergl zur Schule gehen, befinden sich weiter auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die sieben Jugendlichen hatten sich am Krampusabend, dem Tag vor Nikolaus, mit Teufels-, Skelett- und Affenmasken verkleidet und waren durch die Straßen des Stadtteils Hasenbergl gezogen. Dort hatten sie die 21-jährige Türkin, deren 13-jährige Schwester und ihre 17 Jahre alte Cousine angegriffen. Dabei hatte einer der Täter der schwangeren Frau in den Bauch getreten. Die 21-Jährige, im sechsten Monat schwanger, verlor daraufhin ihr Kind.
Der Sprecher der Münchner Polizei, Wolfgang Wenger, zeigte sich über den raschen Fahndungserfolg erleichtert: «Wir sind froh, dass wir die Täter so schnell ermitteln konnten.» Damit wolle man auch ein Zeichen setzen. «Die Münchner Polizei bleibt weiterhin wachsam», kündigte Wenger an. Bei den Jugendlichen handelt es sich den Angaben zufolge nicht um eine feste Gruppe. Auch ein rechtsradikaler Hintergrund wird von den Behörden ausgeschlossen. Die Ermittlungen der Polizei hatten sich nach der Tat auf fünf Schulen im Stadtteil Hasenbergl konzentriert.
Der Chef der traditionellen Münchner Krampusgruppe «Sparifankerl-Pass», Tom Bierbaumer, reagierte mit Empörung auf den Überfall und sprach vom «blanken Horror». «Wir verabscheuen die Tat», sagte Bierbaumer. Das habe nichts mit dem Brauchtum zu tun. «Bei den traditionellen Krampusläufen sind keine halbstarken Schlägertrupps unterwegs», stellt Bierbaumer klar. «Wir schlagen keine wehrlosen Passanten».
Ob der für den kommenden Sonntag in München geplante Krampus-Lauf stattfinden kann, ist derzeit unklar. Laut Bierbaumer prüft die Polizei jetzt mögliche «Sicherheitsrisiken». Die Behörden rechnen mit «Racheakten» gegen die Krampus-Gruppe aus dem Umfeld der Familie des türkischen Opfers. Doch Bierbaumer ist zuversichtlich, dass er und seine Gruppe auftreten können. «Wir wollen mit dem friedlichen Sternlauf in der Münchner Innenstadt zeigen, wie es richtig geht», kündigte Bierbaumer an.
Die Tradition der Krampus-Läufe ist seit dem 15. Jahrhundert in Süddeutschland und Österreich verbreitet. Während der Nikolaus brave Kinder mit Süßigkeiten und Geschenken belohnt, bestrafen seine teuflischen Begleiter die Bösen und Unartigen. (Quelle: Bierbaumer auf ddp-Anfrage)