Seit Weihnachten hat sich der Kurs des australischen Penny-Stocks versechsfacht. Die letzten 150% der Rally darf sich Craig Manners auf die Fahnen schreiben. Im Interview mit einem deutschen Online-Börsendienst hatte der Adelong-Manager am 14.01. durchblicken lassen, daß schon bald Kurse von ?9,20 - ?19,60 drin sein könnten. Der deutsche Internet-Gemeinde reichte das, um sich wie wild auf das Papier zu stürtzen. Die Aktie schoß innerhalb von zwei Wochen von ?0,44 auf ?1,15 hoch. Doch Manners Rolle als Liebling der deutschen Anleger währte nicht lange. Die Kurs-Exzesse riefen die australische Börsenaufsicht auf den Plan, die Adelong am 27.01. nahelegte, die Aktie vom handel aussetzen zu lassen. Craig Manners verlor seinen Job und mutierte in kurzer Zeit vom Helden zum Buhmann der Adelong-Anleger. Manners hatte in dem Interview den Einstieg einer großen Internetgesellschaft bei Adelong und die Ausgleiderung des Minengeschäfts - bisher Haupterwerbsquelle - angekündigt. Das aber rief die Australian Stock Exchange auf den Plan. Der Vorwurf: Derart kursbewegende Aussagen häten nicht in einem deutschen Broker-Board veröffentlich werden dürfen, sondern als offizielle Mitteilung an die australische Börse gemeldet werden müssen. Folge: Der Handel wurde ausgesetzt, bis das Management den Börsen-Offiziellen Rede und Antwort gestanden hat. Und Manners, der in dem Interview auch noch fälschlicherweise als "Chaiman" deklariert worden war, erklärte am vergangenen Montag seinen Rüchtritt. Er will sich nun verstärkt um seine Firmen Free ISP und eSmart kümmern, den bisher einzigen beiden Technologie-Beteiligungen von Adelong. "Das Problem ist", so der tatsächliche Chairman Stan Lewis, "daß Manners seine Vorstandskollegen nicht über das Interview informiert hatte und auch im Hinblick auf zukünftige Internet-Beteiligungen Angaben gemacht hat, die nicht mit der Geschäftsleitung abgestimmt waren. Es handelte sich um Mr. manners persönliche Meinung, nicht um Aussagen des Unternehmens." Dessen ungeachtet nutzten drei Adelong-Direktoren, die nach eigenen Angaben von dem Interview nichts wußten, die von Manners ausgelöste Hausse zum Ausstieg. Chairman Stan Lewis selbst verkaufte eine Million seiner insgesamt 1,2 Millionen Aktien-Optionen. Die restlichen 200.000 ließ er in Aktien umwandeln, die er ebenfalls abstieß. Verwaltungsratsmitglied Clive McKee reduzierte die Anzahl seiner Aktien von 750.000 auf 50.000 Stück. Zusätzlich verkaufte er alle Aktien-Optionen, insgesamt eine Million. Sen Kollege Garry Crole stieß 700.000 seiner 800.000 Aktien ab. Wie McKee verkaufte auch er seine Optionen (ebenfalls 1 Million) komplett. Diese Verkäufe, wurde zunächst gemutmaßt, seien der Grund für die Handelsaussetzung von Adelong, die seit dem 28.01. besteht. Doch das waren ordnungsgemäß angemeldete und genehmigte Insider-Verkäufe, nicht (wie einige Anleger irrtümlich interpretierten) verbotener Insiderhandel. Ein schaler Beigeschmack bleibt trotzdem: Ein Vorstand eines australischen Unternehmens weckt bei den Anlegern im fernen Deutschland Hoffnung und treibt damit die Kurse. Die Herren Direktoren nutzen die Gunst der Stunde, um kräftig Kasse zu machen. Auf die Geschäftsaussichten von Adelong hat das nach Angaben Lewis natürlich keinen Einfluß: Das Untenehmen wird wie geplant von einer Minengesellschaft in eine Risikokapitalfirma umgebaut und ist auf der Suche nach lohnenden Investments im High-Tech-Sektor. In den deutschen Broker-Boards trösten sich geprellte Glückritter unterdessen damit, daß demnächst gute Nachrichten kommen könnten, die den Kurs weiter steigen lassen. Dazu müßte die Aktie allerdings erst einam wieder gehandelt werden. Lewis zufolge könnte das bereits in den nächsten Tagen der Fall sein: Adelong hat in einem vierseitigen Schreiben zum Fragenkatalog der Börsenaufsicht Stellung genommen. Wenn diese die Antworten als hinreichend erachtet, wird der Handel wieder aufgenommen. Lewis:"Damit rechne ich jede Viertelstunde."
Quelle: EURO am Sonntag
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