VERKAUFT, solange ihr noch könnt. Also das darf nicht mehr allzu oft am Neuen Markt passieren, sonst ist das Anlegervertrauen wirklich im Eimer - und das völlig zu Recht.
"Manche Unternehmen brauchen Jahre, um sämtlichen Kredit zu verspielen. Bei anderen braucht es nur ein paar Monate. Zur Zeit liefert die in Meerbusch ansässige Abit AG ein wirklich trauriges Beispiel, wie man Anlegergelder und Vertrauen verspielt. Mit im Spiel: Börsenstar Bernd Förtsch, der die Aktie auf heftigste gepuscht hatte. Kursziel 300 Euro, hieß es auf einer 190er Nummer, weiß der Branchendienst Prior in seinem heutigen Newsletter.
Dabei gab es schon Wolken am Horizont, denn das Software-Unternehmen, das die Deutsche Börse dem Internet-Index zugeordnet hatte, musste bereits im letzten Jahr seinen Börsengang verschieben. In Gesprächen mit dem Unternehmen hatten sich Insider schon gewundert, dass die Bank ein Unternehmen mit einer klaren Neuausrichtung auf einen ganz neuen Markt so puschte.
Auch für die DG Bank eine peinliche Pikanterie. Sie hatte in einer immerhin 52-seitigen Studie (komplett bei den Neuemissionen bei wallstreet:online zu finden) das Unternehmen anscheinend gut durchleuchtet und den potenziellen Anlegern einen Bruttogewinn von über 6 Mio. DM in Aussicht gestellt. Noch schlimmer ist die Kommunikation des Unternehmens: Spätestens ab dem 20. März hat das Unternehmen seine Anleger aus heutiger Sicht getäuscht.
Im ersten Halbjahr, so die Meldung, hat das Unternehmen bereits einen Umsatz von 16,1 Mio. DM erzielt ... ein Quartal später beträgt der kumulierte Umsatz nur noch 13,1 Mio. DM! ...historie Dies liegt an der Bilanzierung nach dem IAS-Standard, bei dem einer kreativen Buchführung Tür und Tor geöffnet ist.
Auch merkwürdig, dass man so lange mit den Zahlen gewartet hat: Diese datieren von 30. April, denn das Geschäftsjahr des Unternehmens endet am 31. Juni. Wäre es nicht möglich gewesen, diese Umsatz- und Gewinnwarnung früher abzugeben? Statt dessen eine Pressemitteilung, in der man die Katastrophe nicht sofort erkennen konnte. Noch am 8. Juni tönte Vorstand Volker Neuwirth: ?DieABIT AC wird das derzeitige Leistungsspektrum unter ABIT e.Pos alsWeb-Portal für die ganzheitliche Forderungsbearbeitung im Internetfür Großgläubiger akzentuieren."
Jetzt ist er seit Tagen nicht zu sprechen: ?Er ist in einer Sitzung?, ist die wenig glaubwürdige Antwort auf Fragen, die man besser schnell beantwortet, denn der Inhaber einer IR-Agentur, die nicht genannt werden will, sieht die Folgen dieses Kommunikationsverhaltens so: ?Unternehmen, die so agieren, verschwinden über kurz oder lang vom Markt!?
Jörg Großkurth, Betreuer vom Designated Sponsor Kölner Stadtsparkasse, sieht den Grund für den Einbruch der Umsätze in der anscheinend zu starken Fokussierung auf das neue E-Commerce Produkt e-Inkasso. e-Inkasso ist eine Lösung, die das Forderungsmanagement per Internet auch für mittlere Unternehmen ermöglichen soll. ?Ich denke, dass in dieses Quartal alles Negative hineingepackt wurde,? wünscht sich der Analyst, denn er hatte noch keine Gelegenheit mit dem Unternehmen zu sprechen.
?Ich hatte mich damals davon überzeugen lassen, weil das Unternehmen schon viele Kunden gewonnen haben wollte?, so Egbert Prior im Gespräch mit wallstreet:online. Das Unternehmen selbst sprach von etwa 6.000 Installationen. ?Nur hatten Sie vergessen zu sagen, dass die Lösungen kostenlos verteilt wurden. Als dann Geld verlangt werden sollte, ging das Konzept wohl nicht mehr auf,? so Egbert Prior: ?Ich habe mich hinters Licht führen lassen!? Heute sieht er das Papier unterhalb des Ausgabekurses von 27 Euro.
Mit der gleichen Argumentation wird wohl Bernd Förtsch aufwarten, wenn er aus seinem Urlaub zurückgekehrt ist. Allerdings gehen Gerüchte um, er habe sich vorab von größeren Posten getrennt. Auch auf Nachfrage war beim anscheinend mitbetoffenen DAC-Kontrast-Universal Fonds nichts Definitives zu erfahren."
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