Hier ein Auszug aus der heutigen J. P. Morgan-Analyse von Kacker (zitiert nach #367):
** Der Broker sieht Risiken durch Produktionskürzungen (1) und ein verlangsamtes Wachstum in der Elektromobilität (2), während die wirtschaftliche Schwäche in Europa, Handelskonflikte und eine verlangsamte Einführung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (3) mittelfristig weitere Unsicherheit schaffen
(1) Produktionskürzungen in D. (z. B. etwaige Werksschließungen im Zuge der Schaeffler-Vitesco-Fusion) dienen dazu, der deutschen Kosten- und Bürokratiefalle zu entkommen. VW plant zurzeit dasselbe und hat dafür gestern eigens die seit 30J. bestehenden Jobgarantien aufgekündigt. Im Gegenzug werden in anderen Ländern (Osteuropa usw.) neue Werke errichtet, in denen die Löhne niedriger, die Energiekosten wesentlich geringer und die Bürokratie weniger erdrückend sind. Es ist die vielgescholtene "Deindustrialisierung" Deutschlands im Gefolge einer irrlichternden Ampelpolitik. Die Produktion wird durch Standortverlagerung allerdings nicht gekürzt, sondern nur verbilligt, und das ist aus Aktionärssicht (so bitter dies auch für einige langjährige Schaeffler- und Vitesco-Angestellte in D. sein mag) positiv, weil es hilft, die EBIT-Margen wieder hochzubringen. Die Gekündigten können sich bei Habeck und Scholz (speziell deren "Energiewende") bedanken.
Vorübergehende Produktionskürzungen bei temporär gesunkener Nachfrage verhindern außerdem, dass Werke mit nur 20% Auslastung produzieren (wie z. B. das E-Autowerk von VW in Zwickau). Solche Werke weiterzubetreiben verursacht zu hohe Fixkosten und könnte VW, die hochverschuldet sind, sogar Existenzprobleme bringen. Das Management trifft im Zweifel Entscheidungen, die das Überleben (und den Gewinn) der Firma sichern. Erst dann kommt das Wohl der Arbeitnehmer. So gesehen sind Produktionskürzungen (aus Firmensicht), da sie in Krisenzeiten kostendämpfend wirken, sogar vorteilhaft.
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(2) Schaeffler und Vitesco sollen - gemäß sonstiger "Analysten"-Kritik - die E-Auto-Technologie ja "vernachlässigt" haben, was bislang als Nachteil gewertet wurde. Wieso das jetzt, wo E-Auto-Verkäufe einbrechen, immer noch ein Nachteil sein soll, weiß wohl nur Analyst Kacker. Tatsächlich ist es für Schaeffler/Vitesco sogar ein Vorteil.
Ein Nachteil ist es vor allem für Autohersteller wie VW, die - von der Politik getrieben (Niedersachsen hält 20% der Aktien) - zu früh und zu stark auf E-Autos gesetzt haben.
(3) siehe 2.
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