Ich weiß nicht, ob ich auf #18318 überhaut eingehen sollte, dass riecht nach Bashen des Bashens willen mit solchen Speerargumenten.
@Ron und Shello und interessiertem Rest: Siehe unten, davpr ist aber auch vielleicht interessant.
"Dann werden die Experten hier wieder schön erzählen, dass man doch tolles Cash aufgebaut haben wird, aber das wird alles in 22 und 23 dann auch cash-wirksam wieder aus der Company rausfließen. "
Herzlich Glückwunsch, an dem Satz ist echt alles einfach falsch. Das Unternehmen produziert zu 10 und verkauft zu 30. Dann verdient es 20 heute, 20 morgen, 20 übermorgen. Da ist nie Geld "weg". Der Rechnungslegungsstandard IFRS sorgt bei 70 Euro "nur" dazu, dass Du ein Verlustrisiko von 40 abziehen musst in der Bilanz (und in der PnL ausweisen), für den Fall, dass die Produktion ausfällt und Du dann "hart" für 70 kaufen müsstest. Nachteil für das Unternehmen ist, dass ggf. die dann negative Bilanz mit Eigenkapital oder Fremdkapital zu besichern ist. Und genau, IFRS ist stark von solchen Sachen wie Enron getrieben, darum geht es. Das Unternehmen alle Risiken ausweisen und zeigen, dass sie per Bilanz diese aushalten könnten.
Es gibt Alternativen, und @Ron, ich denke eine davon hat Eni (wie Total und OMV) gewählt, ich halte es für völlig unüblich und unwahrscheinlich, dass Eni nicht hedged, in der Regel ist das eine von Banken und Bewertungsagenturen auferlegte Pflicht. Auch wird absteigend über die Menge bis zu 3, manchmal sogar 5 Jahre in die Zukunft gehedged. Also das BP "nur" diesen Winter verkauft hat, schließe ich aus. Es gibt in der Ausgestaltung Spielräume, die können was ausmachen. Z.B. statt über Verkäufe einen Mindestverkaufspreis per Put abzusichern.
Kommen wir zu den Alternative: Hedge Accounting. Dann wird im Grund gleich das gemacht, was ich oben beschrieb. Das Verlustrisiko wird mit Eigenkapital besichert. Vorteil ist, es ist nicht in der PnL und führt zu Verwerfungen im Kurs, Nachteil, es kann das EK deutlich temporär in der Bilanz absenken und zwar in der vollen Höhe der Position und nicht, wie bei IFRS, nur in der Höhe, mit der man die potentiellen Verluste nicht aus dem CF decken könnte.
Total hat vermutlich deswegen im Q3 eine große Verschiebung von Cash ins Eigenkapital vorgenommen. Guckt mal, ob ENI ggf ähnliches gebucht hat.
Option 3 klingt erst mal toll, ist aber aus guten Gründen nur bei Industrieunternehmen und reinen Versorgern beliebt. Die Own Use Ausnahme. Da muss man diese Risiken gar nicht in der Bilanz zeigen. Es steht jeden Tag im obigen Beispiel 20 Gewinn. Warum macht das nicht jeder. Das hat auch einen Preis, solche Geschäfte kann man nicht mehr anfassen, Reoptimierung oder Auflösung sind nicht erlaubt. Muss man es auflösen, weil zum Beispiel wirklich die Produktion ausfällt, kann man es erst zum Eintritt des Risikos (wenn man das Risiko sieht, aber es noch nicht real sit, nicht) und nur in einem dokumentierten Verfahren. Macht man es nicht so oder kommt der Prüfer irgendwann zum Schluss, dass man die Vorgaben nicht passen und das Restrisiko, dass man nicht zeigt, nicht das der üblichen Kaufmännischen Vorsicht ist, muss man es ad hoc (mit einer ad hoc) in die PnL buchen nach IFRS. Und zwar alles vergleichbare. Sprich, man sitzt als Unternehmen immer auf eine Bilanzbombe, wenn man einen Fehler macht. Man muss so eine Position wie ein rohes Ei behandeln. Das geht vielleicht bei einem Industrieunternehmen, was einmalige Gas oder Öl kauft für den eigenen Bedarf (was ja Own Use heißt), nicht aber bei einem Unternehmen, das Traded und jedes Assset von heute auf morgen veräußern kann, wenn eine Interessante Chance da ist.
@ Ron: Wie gesagt, gucke mal bei ENI ins EK, wie das sich verändert. ich vermute, dort wirst Du fündig.
Q4 weiter Abschreibungen: Alles hart zu prognostizieren. Auf Cash Flow Ebene wird das Q4 gut, alles andere wäre eine bedenkliche Überraschung und ich wüsste nicht, wo die her kommen sollte. Die Quelle, wenn es eine gäbe, ist zumindest nicht akut sichtbar. Die PnL, die ggf. wieder durch Drohverluste gesenkt wird, ist schwerer zu prognostizieren. Korrekt ist, dass die Forwardpreise vermutlich zum letzten Stichtag angestiegen sind. Allerdings ist der Anstieg nicht so krass wie der von Q2 auf Q3, lange nicht und es ist ja nur noch der Mehranstieg zu bilanzieren (abzüglich Toleranz). Dazu kommt noch, das das Q4 als Bilanzposten raus fällt (was mit den größten Anstieg sag). Ja, dafür kommen neue Posis ggf. rein, aber ich würde vermuten, dass das Abschreibevolumen deutlich unter dem des Q3s liegt. Gleichzeitig wird auch der operative Gewinn steigen, denn der Durchschnittspreis im Q4 liegt dramatisch über dem vom Q3, ich würde fast vermuten, er ist doppelt so hoch und wir reden hier dann über ein Delta, was höher als der absolute Gaspreis der letzten Jahre ist. Der Preisanstieg im Gas im IST sollte dieses Quartal zum ersten Mal so richtig positiv reinhauen, das Q3 war da nur ein Vorgeschmack. Da man die Positionen nicht kennt, will ich nichts prognostizieren, aber es müsste deutlich besser als Q4 sein und auch auf PnL Ebene eigentlich deutlich positiv.
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