Nur kurz. Eine längere Zusammenfassung heute Abend oder morgen.
Schickes Gebäude und Ambiente für so eine HV mit dem Umweltforum (teils um eine Kirche herum gebaut), wobei ein Aktionärsvertreter gleich meinte, ob das sozusagen von schwachen Zahlen ablenken soll. Wobei er ansonsten ganz gnädig mit dem Management umging.
Vor der HV konnte ich kurz den IR-Chef wie auch den CEO sprechen, aber nur kurz, da ich relativ spät kurz vor 10 Uhr dran war. An sich machen beide einen selbstkritischen Eindruck, aber sind auch von der Strategie und Zielsetzung überzeugt, was Günther auch später auf der HV recht selbstsicher so formulierte. Überhaupt hatten ausnahmslos alle Redner und Aktionärsvertreter eine ruhige, verständliche Ausdruckweise, die dann später in der Beantwortung der Fragerunde sich allerdings abschwächte, was auch daran liegt, dass man da natürlich unvorbereitet die vom back Office zusammen getragenen Daten vorliest. Das hat dann entsprechend weniger Struktur, aber grundsätzlich war das diesbezüglich eine der besseren HVs.
Inhaltlich gab es im Vortrag vor allem den Schwerpunkt der neuen Geschäftsbereiche, IOT/Software, natürlich auch das man von der nun in den USA beginnenden Auslieferung der neuen Postbase (mit Werbefilmvorführung etc). Man sieht sich da mit 13,x% Segmentwachstum in der Spur, aber will die kommenden Jahre mehr erreichen, zumal man das Marktwachstum in Sachen IOT mit Schwerpuinkt Sicherheitslösungen auf 30-35% bis 2030 bezifferte. Ich glaub, der Vorstand versteht auch aus seiner subjektiven Sicht nicht, wieso FP insgesamt nur mit 54 Mio bewertet wird, weil er schon annähernd diesen Wert mittelfristig für diese neuen Segment erkennt, aber wie gesagt, das ist mein subjektiver Eindruck aus Gesprächen. Ansonsten hat man halt die diversen Anwendungsbereiche im IOT-Bereich dargelegt (Gebäudemanagement, Energiebranche, Factory Automation, etc.) und immer wieder die hohe Sicherheit der eigenen Lösungen auch in Abgrenzung zu US Firmen beschrieben (Server auch nur in Deutschland). Grundsätzlich ist es derzeit durch den Handelskrieg kein super Umfeld für den Transformationsprozess, aber man sieht sich im Plan, die alte FPÜ als mehr oder weniger reiner Maschinenbauer in die digitale Zukunft zu transformieren. Dafür war man auch bereit, hohe Sonderbelastungen für Beratung und Personalrückstellungen und stetige Investitionen einzugehen, um das Wachstum der kommenden Jahre zu sichern. Man betonte daher auch oft die Marktanteilsgewinne als einziger der großen Anbieter. Nur in UK stagniert man, ansonsten in den wichtigen Märkten Zuwächse der Marktanteile, wobei der klassische Markt im Briefvolumen bekanntlich schrumpft. Da erwartet man aber zumindest in den nächsten Quartalen durch das neue Porto der Post wieder einen (meine Vermutung temporären) Anstieg. Danach muss dann das Wachstum der digitalen Bereiche (zudem margenstärker) den Löwenanteil des Wachstums bringen. Jetzt noch dazu, was Elgeti kritisiert hat, und in Teilen auch die Vertreter von SDK und DSW, wobei die Rede des SDK-Vertreters sehr kurz war. Der DSW war mit dem allseits bekannten Herrn Röhl vertreten. Aber zu Elgeti ? Wo Röhl noch eine gute Transparenz sah, hat Elgeti genau das bei FP vermisst, sondern wie wir hier im Forum auch manches eher als Worthülsen betrachtet. Trotzdem war er am Anfang seiner Rede (und auch zwischendrin immer mal) des Lobes für die grundsätzliche Strategie und Begeisterungsfähigkeit des Managements. Ein paar Sachen hat er gefragt, die mir eigentlich klar waren, wie beispielsweise wie sich die Sonderfaktoren 2018 zusammengesetzt haben. Die Punkte, wo ich ihm zustimme und die auch am Rande der Hauptversammlung von anderen Teilnehmern so diskutiert wurden, waren ? Wieso kauft Günther als so überzeugter CEO nicht mehr Aktien, und dasobwohl er so ein hohes Grundgehalt und variables gehalt bekommt? Wieso ist das variable Gehalt an Dinge wie Umsätze und FreeCashflow gekoppelt. Der Umsatz stezt falsche Anreize und der FreeCashflow schwankt natürlich. Der Aufsichtsrat, an den Elgetis Kritik auch oft gerichtet war, konnte das dann später in Teilen nachvollziehbar erklären. Beispielsweise ist der Umsatzanteil dabei nicht an den margenschwachen Freesort-Bereich gekoppelt, und der FreeCashflow wird kumuliert dabei über mindestens 4 Jahre betrachtet, so dass einzelne Gehälter eigentlich nicht zu hoch ausfallen können. Allerdings erklärt das für mich nicht, wieso Günther für 2018 so ein hohes variables gehalt bekam. Insofern bleiben da Fragen offen, auch wenn der AR ganz am Ende meinte, der Bonus für Günther ist ja vom AR noch gar nicht bestätigt. Grundsätzlich schloss sich der AR aber der Meinung an (soweit ich das richtig verstanden habe), dass Günther mehr Aktien kaufen sollte. Es gäbe dort aber nun eine neue Struktur, die bereits für die beiden anderen Vorstände gilt, die nun auch Günther mit Ablauf dieser HV betrifft, so dass ich da entweder über Direktinvestment oder Optionen in nächster Zeit mit Aktivität rechne. Zu andedre Kritik kann ich mich später noch äußern. In vielen Fällen konnte ich sie auch nicht ganz nachvollziehen (wie die minimal steigenden Personalkosten, was ich in diesem Transformationsprozess normal finde), aber ich finde es auch gut, wenn Leute wie Elgeti diese Fragen auch erstmal stellen.
Zum Abstimmungsergebnis hab ich mich ja schon geäußert. Vielleicht waren es auch 3-4 anwesende Aktionäre, die da was in die Urnen warfen, aber mehr nicht. Mir war daher schon klar, dass es letztlich auf das Verhalten von Elgeti ankommt, da (meine Berechnung) wohl etwa 40-45% der anwesenden Stimmrechte hielt. Präsenz lag bei knapp 40%. Und Elgeti hat AR und Vorstand nicht entlastet, würd ich mal fest von ausgehen. Ich sehe das aber unproblematisch. Bei der Entlastung geht es ja darum, dass sich das Management dann später auch nicht mehr (vielleicht sogar juristisch) rechtfertigen muss, wenn grobes Fehlverhalten vorliegt. Insofern ist so eine Nicht-Entlastung durch Elgeti erstmal nichts weiter als eine provisorische Möglichkeit, sich in Folgejahren bestimmte Mittel vorzuhalten. In diesem Fall bezüglich Aufsichtsrat gelungen. Elgeti machte aber trotzdem den Eindruck, die grundsätzliche Strategie zu begrüßen. Sonst wäre er ja auch nicht so stark investiert. Ich vermute, er ist genauso wie ich vom Potenzial der neuen Bereiche überzeugt, und zudem steht man ja vor einem neuen role out der Frankiermaschinen, so dass die nächsten 2-3 Jahre in jedem Fall Wachstum zeigen dürften. Allerdings hat er auch nochmal darauf hingewiesen (jedoch im Zusammenhang mit dem variablen Gehalt), dass es nicht um Umsatz gehen dürfe, sondern um Margen und vor allem das Ergebnis pro Aktie. Man sollte keine Anreize schaffen, margenschwache Umsätze zuzukaufen, sondern erstmal die Hausaufgaben machen, was der Vorstand (insbesondere in Person von Herrn Meise) aber auch vorher selbst oft genug ansprach. Man ist eben mitten in diesem Transformationsprozess und bisher sieht man sich im Plan, muss aber ab dem 2.Halbjahr (nachdem die Frankiermaschinen in den Markt kamen und auch FP Sign und discoverFP.com am Markt erfolgreich eingeführt sind) das Wachstum beschleunigen. Ich glaub ja ganz persönlich, dass es durch Freesort und dieses klassische Briefgeschäft auch immer mal wieder kleine Rückschläge beim Umsatz geben wird. Aber wenn man es im Vorstand auch mit Hilfe von Analysten schafft, dass der Finanzmarkt sich auf die Wachstumsbereiche konzentriert, die ja potenziell auch gute Margen haben und sich teils auch mit klassischen Bereichen überschneiden (so dass FP seine Kundenmacht und wiederkehrenden Erlöse nutzen kann), dann kann der Aktienkurs auch mal sehr schnell steigen. In dem Zusammenhang fällt mir grad noch ein, dass der Vorstand davon sprach, dass die neue PostbaseVision bei Kauf des Kunden voraussetzt, dass der Kunde sich bei discoverFP.com registrieren muss. Und man überlegt, das auch bei anderen Dienstleistungen (bspw. Rechnungsversand) anzukoppeln. Insofern bringen die rund 200.000 Kunden (übrigens keine Adressleichen, weil explizit danach gefragt wurde, sondern alles Kunden, mit denen konkreter Umsatz generiert wird) mit ihren über 80% wiederkehrenden Erlösen möglicherweise auch einen gewissen Marktwert für die neuen digitalen Produkte/Dienstleistungen.
So viel erstmal von mir. War dann doch schon mehr als ich eigentlich schreiben wollte. Mal sehn, ob ich es dann überhaupt noch ergänze. Aber es wird mir sicher noch einiges einfallen.
Fazit: Es gab durchaus viel Kritik, insbesondere von Herrn Elgeti, aber die war sehr konstruktiv und nicht darauf aus, die grundsätzliche Strategie und Unterbewertung anzuzweifeln. Es ging eher um konkrete Punkte wie die Vorstandsvergütung, in manchen Punkten zu hohe Kosten (auch der Börsennotiz) und vor allem dem geringen Aktienbestand von Günther.
Gruß, katjuscha
ps: Das Essen war jetzt nicht überragend, aber für ein Unternehmen dieser Größe durchaus ausreichend und lecker. Bißchen Salate, Nudeln, Schweinefleisch, Obst, Brote, Getränke auch ausreichend, Kaffee auf besserem Niveau. Da hab ich schon ganz andere HVs erlebt, auch von größeren Unternehmen. ----------- the harder we fight the higher the wall
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