Der Aufstand wird zum Flächenbrand !
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Vielleicht hilft - wie meistens - wirklich nur Befehl und Gehorsam...
...aber das wäre wirklich die allertraurigste Erkenntnis....
MfG
kiiwii
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Erste Erkenntnis: Integration muss Geld kosten damit sie klappt. Je mehr davon desto besser klappt sie auch. Der Wille zur Integration ist damit also nur erkäuflich. Nicht der Wunsch seine Lebensumstände zu verbessern ist die Antriebsfeder für eine Zuwanderung, sondern schlichtweg der Preis der für eine noch nicht erbrachte Gesellschaftleistung geboten wird. Es wird also erstmal nur die Anwesenheit bezahlt. Stellt die Gesellschaft in die man zugewandert ist darüber hinaus weitere Ansprüche, dann ist auch das über die Geldschiene verhandelbar. Der Wille seine Lebensumstände aus eigenem Antrieb heraus zu verbessern und dabei die umfangreichen Möglichkeiten und Chancen zu nutzen, die die meisten europäischen Staaten bieten, spielen für eine erfolgreiche Integration eine eher untergeordnete Rolle. Man könnte fast schon meinen sie wären überflüssig, genau so wie ein im Vorfeld zu überprüfender Integrationswille.
Zweite Erkenntnis: Die Umkehr der Schuldzuweisungen bei Eskalation der Lage. Ist ja eigentlich ein bekanntes Mittel. Auch bei gewalttätigen Demonstranten oder Hooligans wurde diese Mittel ja gerne eingesetzt. Schuld sind nicht die Gewaltbereiten, sondern das Eingreifen der Polizei im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit, die die Lage erst eskalieren lassen. Egal ob da Anordnungen und Gesetzte bestehen, die für solche Fälle vorgesehen sind, im Falle ihrer Umsetzung sind sie falsch und die Umsetzenden werden in die Rolle der Täter versetzt. Allenfalls werden dann noch die ganz großen Fälle, wie z.B. das brutale Verprügeln des französischen Polizisten im Rahmen eines großen Fussballturniers mit entsprechender Härte geahndet, aber dies auch nur, weil die Bilder davon um die Welt gegangen sind. Ansonsten ist es im Rahmen der Deeskalation durchaus hinzunehmen, dass Polizisten (und natürlich auch der ganz normale Bürger) den Prügelknaben spielen dürfen und damit mit ihrer Gesundheit den Preis für das Austoben von Gestörten bezahlen. Wie einfach kann die Welt doch sein, wenn man erstmal für all die Taten das Umfeld verantwortlich machen kann. Nicht der Einzelne ist für sein Handeln verantwortlich, sondern die anonyme Masse, die wir alle darstellen. Wir brauchen daher kein Strafgesetzbuch, sondern allenfalls bessere Versicherungen, die uns im Fall der Fälle sämtliche Schäden ersetzen (soweit möglich) und ein paar schlecht bezahlte Trottel, die uns sowas wie die Umsetzung von Rechtsstaatlichkeit vorgaukeln, ihren Kopf dafür hinhalten und die wir zudem noch an den Pranger stellen können, wenn die Lage ausser Kontrolle gerät.
In diesem Sinne für eine schöne, heile, neue Multi-Kulti-Welt
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Moment, was ich nicht ganz verstehe:
"Und diese Tage beweisen,der Staat ist machtlos wenn es an allen Ecken brennt.
Wenn die Gewalt weiter eskaliert ,es die ersten Toten gibt dann ist die Kacke
am dampfen-denn glaubt mir diese Leute sind alle bewaffnet und nicht zu knapp."
Muß ich mir jetzt zum Reden eine Knarre mitnehmen oder geht das auch ohne? Darf ich mich - nur mal so aus Jux - auch als Feuerwehrmann oder Polizist verkleiden?
Mal ernsthaft: Hast den den Artikel in Le Point mal gelesen (siehe Link oben). Was sagst du als Experte dazu. Alles übertrieben, oder?
Hast du dich schon als Berater der französischen Regierung beworben? Die Franzosen kriegen's einfach nicht auf die Reihe.
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Ich schätze, dann würde gerade über eine "ausgliederung" dieser länder diskutiert u. hätten wir nicht schon den euro(ausnahme schweiz), würde die währung verfallen usw.
Vom rating, der notierten bonds garnicht zu sprechen....
Aber da es frankreich, also einen grossen trifft, wird es noch heruntergespielt.
Die wahrheit sieht anders aus, normalerweise müsste der ausnahmezustand ausgerufen werden. Weiters müssten reisewarnungen für frankreichurlauber herausgegeben werden.Auch der vergleich mit bagdad ist nicht soweit hergeholt.
PS. wäre es nicht so nahe bei uns, würde ich es diesen hochnäsigen franzosen sogar gönnen, ordentlich auf die nase zu fallen.
Abschliessend möcht ich noch bemerken, ich bin für "sanktionen" gegen frankreich....
mfg
ath
mir ist natürlich klar, dass man jetzt gegen frankreich nicht sanktionen setzen kann.
Ich gerate nur gerade in weissglut, weil die franzosen bisher immer nur ihre weisse weste vorzeigten u. sofort auf andere länder losgingen.
Als der haider in österreich in die regierung kam, wurde auf die ösis eingeschlagen.
Das würde hier jetzt etwas zu weit gehen, aber der stoiber ist aus demselben holz wie der haider....
Bin da, bin wieder fort, bin da, kritisiere u. bin wieder fort, wenn es um verantwortung geht.
Aber sagt irgend jemand aus dem ausland öffentlich, was sich alle denken.
Oder gibt es hier noch irgendjemanden, der den stoiber ernst nimmt??!!
Da hilft ihm auch ein ausflug zum papst nichts....
Oder wusste jeder über die probleme in frankreich bescheid?
Als ich in paris urlaubte, habe ich zum beispiel nicht gewusst, dass es in pariser vororten "slums" gibt.
mfg
ath
Die Debatte über die nächtlichen Krawalle wird mittlerweile hauptsächlich im Internet geführt. Hier sprechen Leute miteinander, die einander sonst nie begegnet wären, und Menschen kommen zu Wort, die andernfalls keiner um ihre Meinung fragen würde. Ein Blog, das mittlerweile gesperrt wurde, zeigte ein Foto von einem brennenden Auto. Darunter steht der Satz: "Gut gemacht, Leute". Aber auch Kritiker der Gewalttaten kommen zu Wort.
Solidarität war der erste Reflex des Blog bouna93.skyblog.com, nachdem vor zehn Tagen in Clichy-sous-Bois bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei zwei Jugendliche in einem Trafohäuschen ums Leben gekommen waren. "Im Gedenken an Bouna und Zihed" lud das Blog zu Kommentaren ein, und Hunderte Beiträge sprechen von ihrer Trauer über zwei Jungen, die zu früh gestorben seien. "Wir lieben euch, möge eure Seele in Frieden ruhen, wir denken an euch", heißt es.
Die meisten Botschaften sind im SMS-Jargon, also mit phonetischen Abkürzungen, geschrieben, viele Kommentare sind voller Rechtschreibfehler. "Möge Allah euch ins Paradies führen", wünscht ein Beitrag, ein anderer schreibt nur: "Strom, das tut doch weh, ich hab' Angst."
Doch kaum hatten die Unruhen nach dem Tod der beiden begonnen, reihten sich Solidaritätsbekundungen anderer Art in die Kommentarliste ein: "Danke, Clichy, Montfermeil ist mit euch" oder "nur Mut Sevran, wir machen mit", nachdem in diesen Orten die ersten nächtlichen Randale-Aktionen bekannt geworden waren. Erste Fotos tauchten auf von abgebrannten Autos, Polizisten auf der Jagd nach Gewalttätern - Prahlereien, die dem Netzwerk-Verwalter offenbar zu weit gingen: Das Blog bouns93.skyblog.com wurde prompt geschlossen, "weil es die Regeln nicht respektiert hat".
"Warum haben wir Wut?
Aus den verbleibenden Kommentaren sprechen Wut, Trauer und Unverständnis. "Warum haben wir die Wut?", fragt ein Beitrag "weil mein Vater vor 30 Jahren hergeholt wurde, um die Arbeit zu machen, die die Franzosen nicht machen wollten, er wurde in eine Sozialsiedlung gesteckt, aber er hat seinen Arsch bewegt und jetzt sind wir aus der Siedlung raus gekommen, aber all die anderen, die ihren Arsch nicht bewegt haben, die haben jetzt die Wut."
Nacht für Nacht werden mehr Autos verbrannt, die Unruhen breiten sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land aus. Die Bewohner der armen Vorstädte protestierten in Schweigemärschen oder richteten Bürgerwehren ein, um die Gemüter zu beruhigen. Im Internet jedoch meldeten sich andere Proteste gegen die Ausschreitungen zu Wort: Ein ominöser Teilnehmer, der sich provozierend "pureporc" nennt, ("reines Schweinefleisch", der Genuss von Schweinefleisch ist Moslems verboten), schreibt eine Abfolge von anti-islamischen, rassistischen Beleidigungen und sexuellen Anspielungen, bei denen dem Leser übel werden kann. Und so folgt denn auch im nächsten Beitrag auf der Liste die einfache Frage: "Sind wir hier eigentlich in Frankreich?"
Es besteht kein Zweifel: Die Wut der Einwandererkinder in den Ghettos, ihr wildes Randalieren, hat bei vielen anderen eine ebenso heftige Wut ausgelöst. Einige toben ihre Empörung in rassistischen und unmenschlichen Blog-Kommentaren aus. Dutzende Einträge sagen einfach nur, was für "Blödmänner" doch die beiden gestorbenen Jungen gewesen sein müssen, um sich in einem Trafohäuschen zu verstecken. Ab und an erinnert dann jemand daran, "dass das hier eine Gedenkseite ist, also beleidigt bitte die beiden Toten nicht".
Einige Botschaften sind aber offensichtlich chiffrierte Verabredungen zu weiteren Angriffen, so die Nachricht von einem gewissen "Brahim": "Gut so Leute, die Bullen scheißen vor Angst vor uns, man muss weiter alles abfackeln, ab Montag fängt die Operation Mitternachtssonne an, sagt den anderen Bescheid, Rendez-vous für Momo und Abdul in Zone 4 ... ya Djihad Islamia Allah Akhbar."
Weniger kryptisch, dafür aber genauso drohend äußert sich ein "Samir": "Du glaubst doch nicht, dass wir jetzt aufhören, bist du blöd oder was? Das geht jetzt weiter, nonstop, wir lassen nicht locker. Die Franzosen werden nix machen, und bald werden wir hier in der Mehrzahl sein."
spiegel.de
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Montag, 7. November 2005, 9.31 Uhr
Die Gewaltwelle in Frankreich hat in der Nacht zum Montag einen neuen Höhepunkt erreicht: Wie die Behörden mitteilten, wurden landesweit insgesamt 1408 Autos angezündet. Die Polizei nahm 395 Menschen fest. Damit waren die Krawalle die schwersten seit Beginn der Ausschreitungen vor elf Tagen
schon extrem...
füx
«Libération»: Der Staat hat versagt
«Wenn der Staat versagt, dann ist zuerst der Staatschef Rechenschaft schuldig. Diese Tage der Unruhen offenbaren die unglaubliche Fehlleistung einer inneren Sicherheitspolitik, die in´den letzten Jahren ausschließlich der Demagogie der Wahlen und den Prioritäten der jeweiligen Minister unterworfen war. Diesbezüglich ist die Rechte doppelt schuldig, weil sie seit 2002 die Nachbarschaftspolizei aufgelöst hat und weil sie den Gemeinden und Verbänden den Geldhahn zugedreht hat. Doch auch die Linke darf sich nicht ihrer Verantwortung entziehen. Das Land braucht in erster Linie eine politische Kontinuität im Bereich der öffentlichen Sicherheit,´die einen allgemeinen Konsens aller Parteien erfordert.»
«Le Figaro»: Integrationsmodell gescheitert
«Frankreich zahlt heute für seine Arroganz in der Vergangenheit. Sein berühmtes Modell der Integration fällt in den Augen der Weltöffentlichkeit in sich zusammen. In den Vorstädten zeigt sich das Versagen der Politik der letzten 40 Jahre. Auch wenn man dies nicht Krieg nennt, so steckt Frankreich tief im Morast seiner Widersprüche und Ungereimtheiten. Allzu oft wurden die Probleme der sozialen Randviertel mit Demagogie statt mit Vernunft behandelt. Es wurden Notprogramme verkündet, doch die Mittel dafür waren nie ausreichend. Es ist eine Illusion zu glauben, dass einige technische Maßnahmen vielen eingewanderten Franzosen Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben werden. Stattdessen sollte man die Verantwortung für die Rechte und Pflichten aller stärken.»
«La Tribune»: Es gibt kein Wundermittel für die Vorstädte
«Man hat nicht darauf geachtet, dass seit mehreren Jahren viele Vorstädte eine Organisation am Rande der Gesellschaft gefunden haben. Es gibt dort rechtlose Zonen, die von lokalen Mafias beherrscht werden. Diese nutzen die wehrlose Menschen und Einrichtungen aus, um einen Schwarzmarkt zu entwickeln, der auf dem Drogenhandel, illegalen Geschäften aller Art und der Schwarzarbeit beruht. Jetzt ist der Dampfkessel explodiert. Für (Präsident) Jacques Chirac ist die Lage nicht einfach. Auch die besten Lösungen für soziale Problemviertel brauchen Zeit, um zu wirken. Und Wundermittel gibt es nicht.»
«La Vanguardia» (Barcelona): Europa such nach Modell
«Der soziale Flächenbrand in Frankreich ist eine chronische Krise, die das Land seit Jahrzehnten mit sich herumschleppt. Die Ursachen sind längst bekannt. Die Diagnose ist eindeutig, aber man weiß nicht, welche Therapie anzuwenden ist. Das französische Modell der Integration ist gescheitert. Anders als früher bei den Gastarbeitern aus Italien, Spanien und Portugal ist es nicht gelungen, die Kinder der afrikanischen Zuwanderer in die Gesellschaft einzugliedern. Aber auch das andere Modell - das britische Modell einer multikulturellen Gesellschaft - ist mit den Anschlägen von London buchstäblich in die Luft geflogen. Welches Modell soll man nun anwenden?»
«The Daily Telegraph»: Einwanderer im Stich gelassen
«Wir sehen das Scheitern des Vertrages zwischen dem Staat und der größten Einwandererbevölkerung Europas. Dieser besagt einerseits, dass die Einwanderer sich strikt an die Gesetze und Bräuche des Landes anpassen müssen, ohne Ausnahmen für religiöse Gemeinschaften. Im Gegenzug sollen sie die Vorzüge des Lebens in einer Republik genießen können, die auf den revolutionären Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit basiert. (...) Doch der Staat hat sich nicht an die Abmachung gehalten. Die erste Einwandergeneration kam in einer Zeit, als dringend ausländische Arbeitskräfte gebraucht wurden. Die zweite und dritte Generation fühlt sich ohne Arbeit in den Einwanderervierteln gefangen, die für ihre Eltern und Großeltern gebaut wurden. Außerdem sind die Arbeitslosen abhängig von Sozialhilfe. Diese beiden Faktoren rufen ein Gefühl der Hilflosigkeit hervor, welches wiederum Hass gegen den Staat erzeugt.»
«Salzburger Nachrichten»: Nährboden des Hasses
«Wenn die Brandwunden der Banlieue (Vorstadt) verheilen sollen, muss die Regierung von ihrem stolzen Ross herunter. Nach den Krawallen ist die Integrations- und Sozialpolitik ein Scherbenhaufen. Zunächst müsste die Beziehung zwischen den Jungen und der Polizei normalisiert werden. Doch es war (Innenminister) Sarkozy, der das Konzept der Quartierpolizei aufgegeben hat und seine Beamten mit Leistungsprämien zur Verdopplung von Festnahmen und Kontrollen drängt.
Ähnlich verhält es sich auch mit den subventionierten Arbeitsverträgen, die (...) unzähligen diplomierten Stellensuchenden aus den Vororten eine einmalige Chance zum Eintritt ins Berufsleben boten. Die Rechtsregierung regierte mit dem Rotstift und kappte damit eine der wenigen noch begehbaren Brücken der Integration. So bleibt denn die schlimme Ahnung, dass am Ende diese Krawalle nur die Vorurteile und die Feindbilder bestätigen, die den Nährboden für die nächste Explosion bilden.»
«Tages-Anzeiger» (Zürich): Krawalle zeigen Frankreichs Niedergang
«Das Land wird von einer Zerstörungswut sondergleichen erschüttert, und der Präsident spricht eilig ein paar Worte in die Kameras. Man fasst sich an den Kopf. Frankreich ist in einem erbärmlichen Zustand. Die öffentliche Ordnung ist dahin, das republikanische Integrationsmodell ist erschöpft, und die Kassen sind so leer, dass eine fantasievolle Sozialpolitik unfinanzierbar erscheint. (...) Die Krawalle in den Vorstädten sind nur das jüngste sichtbare Zeichen für einen Niedergang, an dem Jacques Chirac maßgeblich beteiligt ist.»
«Basler Zeitung»: Wenn Dämme brechen
«Es ist kein Tsunami und kein Hurrikan, der in diesen Tagen Frankreich verwüstet. Keine Naturkatastrophe richtet diese Millionenschäden an. Alles ist durch menschliches Zutun respektive Nichtstun verursacht. Trotzdem: Auch hier sind Dämme gebrochen, auf die man blind vertraute. Solange sie noch zu halten versprachen, investierte man lieber anderswo. Das rächt sich jetzt.»
«La Repubblica»: Einwandererkinder fordern Teilhabe an Modernität
«Der Feuerschein, der die französischen Nächte erhellt, zeigt uns die Grenzen der Integrationsmodelle für die Einwanderer, die bisher in Europa galten. Die Attentate von London und der Mord an Theo van Gogh haben eine Krise des Multikulturalismus offenbart (...). Es reicht heute nicht mehr, (einem Einwanderer) die Staatsbürgerschaft zu gewähren, wenn dann die Rechte, die sich daraus ergeben, wegen der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit nicht ausgeübt werden können (...). Anders als ihren Vätern (...) reicht es den Brandstiftern von Aulnay und Clichy nicht, Franzosen zu sein; sie fordern Zugang zu jener Tür zur Modernität, die ihnen fast immer verschlossen bleibt.»
«Nepszabadsag» (Budapest): Sarkozy am Scheideweg
«Die Politik ist derzeit am ehesten durch Paralyse gekennzeichnet. Die linke Opposition spielt auf das Scheitern der Regierung. Die miteinander rivalisierenden Regierungsmitglieder zeigen wiederum mit dem Finger aufeinander. Allesamt freilich am liebsten auf Nicolas Sarkozy. Der Präsidentschaftsambitionen hegende Innenminister ist mit diesem Getto-Aufstand offensichtlich an einem Scheideweg angelangt. Wenn dieser Minister mit seiner angekündigten Politik der starken Hand jetzt Erfolg hat, kann er die Präsidentschaftswahl 2007 gewinnen. Wenn nicht, dann kann es sein, dass sein Name in Frankreich in zwei Jahren vergessen sein wird.» (nz/dpa)
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Aus Paris berichtet Holger Dambeck
In den Luxusrestaurants wird edel diniert, Touristen bummeln am Place Pigalle: Paris bemüht sich um Normalität. Doch inzwischen rücken die Chaoten aufs Zentrum vor. Der Bus- und Bahnverkehr ist eingeschränkt, Spezialeinheiten der Polizei patrouillieren in den Straßen.
Paris - Von oben sehen die Banlieues, in denen Jugendliche schon die elfte Nacht in Folge Autos, Geschäfte und Häuser angezündet haben, ganz friedlich aus. Der Anflug auf den Pariser Großflughafen Charles de Gaules, der inmitten der gefürchteten Einwandererghettos liegt, wird nicht durch Blaulicht von Einsatzfahrzeugen oder lodernde Flammen gestört. Einzig die drei Helikopter, die nahe dem Airport in der Luft stehen, machen stutzig.
Dass die französischen Behörden in ernsten Schwierigkeiten stecken müssen, zeigt sich am Gare du Nord, wo die S-Bahn vom Flughafen ankommt. Es ist Sonntagabend kurz nach acht, und über Lautsprecher wird die Einstellung des S-Bahnverkehrs zum Flughafen bekannt gegeben. Die Metropole hat die Verbindung zur Drehscheibe Charles de Gaules gekappt - einfach so. Offenbar will die Polizei verhindern, dass noch mehr randalierende Jugendliche in die Vorstädte fahren, in denen seit Tagen Autos abgefackelt werden.
In Paris bekommt man davon nichts mit. Im feinen Restaurant Wepler am Place du Clichy beispielsweise schlürfen die Gäste Austern wie an jedem anderen Tag auch. Krawalle? Die gibt's vielleicht im Fernsehen - hier jedenfalls nicht. Harache Rémy, ein SAP-Berater, wohnt gleich um die Ecke in einem schmucken Appartement. Er hält die Berichte in ausländischen Medien über das, was derzeit in Frankreich passiert, für übertrieben. "Hier hat keiner Angst, hier ist kein Krieg." Rémys Freundin Barbara Markert, eine Deutsche, die seit zwei Jahren in Paris lebt, berichtet von besorgten Anrufen ihres Vaters. "Er wollte wissen, wie gefährlich es hier ist." In Deutschland scheint man zu glauben, dass halb Paris in Flammen steht. Markert konnte ihren Vater beruhigen - vorerst bleibt es friedlich in ihrem Viertel. In Saint-Denis fahren im Dunkeln keine Busse mehrGanz so harmlos ist die Lage im 17. Arrondissement rund um den Place du Clichy allerdings doch nicht. In der Nacht zum Samstag wurden auch hier Autos abgefackelt. Wo genau wollte die Polizei nicht verraten. Wahrscheinlich brannten die Wagen nur ein paar hundert Meter nördlich vom berühmten Friedhof Montmartre, auf dem Heinrich Heine begraben ist. Die Straßen kurz vor der Peripherique, dem Ring um Paris, gelten als sozialer Brennpunkt. Sie gehen nahtlos über in Saint-Denis - eine der vielen Banlieues. In Saint-Denis hat die Stadt aus Angst vor Brandanschlägen bei Einbruch der Dunkelheit alle Buslinien ausgesetzt. Die Metrolinie 13, die das Zentrum von Saint-Denis mit Paris verbindet, fährt jedoch wie üblich bis ein Uhr am Morgen. Die Wagen sind auch zu später Stunde gut gefüllt mit Einwanderern aus dem subsaharischen Afrika und dem Maghreb. Kaum haben die Menschen den U-Bahnhof verlassen, hat die Dunkelheit sie bereits verschluckt. Die Straßen rund um das Rathaus von Saint-Denis sind wie leergefegt. Ein zerbeulter weißer Peugeot dreht seine Runden, darin sitzen, unschwer zu erkennen, zwei uniformierte Polizisten. Man will Präsenz zeigen. Wenn nicht alle paar Minuten ein Hubschrauber vorüberknattern würde, könnte man sich in einer idyllischen Vorstadt wähnen. Die bunten Blumenrabatten sind sehr gepflegt; die alte Markthalle wird renoviert; der schöne Markplatz bekommt gerade ein neues Pflaster. In einem arabischen Laden besorgen sich Nachtschwärmer einen Gute-Nacht-Drink. "Hier ist alles ruhig", sagt der Inhaber. Sein ernstes Gesicht sagt etwas anderes. Dabei braucht er sich um sein Geschäft eigentlich keine Sorgen zu machen: Gleich um die Ecke befindet sich eine Polizeistation, die gut besetzt ist. Polizisten sehen aus wie GladiatorenKurz vor ein Uhr sammeln sich vier Mannschaftswagen der Polizei am Rathaus von Saint-Denis. Die Beamten der Einheit CRS, die für ihr hartes Durchgreifen bekannt ist, sehen aus wie Gladiatoren. Sie haben große Plastikpanzer angelegt und warten. Die Polizisten sind guter Laune: "Wo wir sind, da passiert doch nichts - die sind doch nicht verrückt." Gestern hätten zwei Autos in Saint-Denis gebrannt, eins in einer Tiefgarage in der Nähe des Zentrums, eins außerhalb. "Wenn es ruhig bleibt, brechen wir ab oder fahren woanders hin", sagt der Fahrer. Es blieb in der Nacht zwar ruhig in Saint-Denis, dafür knallte es in Grigny südlich von Paris. Jugendliche schossen mit Schrot auf Polizisten. Mehr als 30 Polizisten wurden verletzt, zwei davon sogar schwer. Wieder gingen mehrere hundert Autos in Flammen auf. Dass die Unruhen in den Vororten bald vorbei sind, glauben immer weniger Franzosen. Selbst Harache Rémy, der sich in Paris nach wie vor sicher fühlt, zweifelt an einem schnellen Ende. "Die Regierung hat bisher nichts gemacht - keine Vorschläge, wie man die Probleme lösen kann."
spiegel.de
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Ich hab es euch gesagt,die sind bewaffnet.
Chiracs Drohungen verhallen
Randalierer schießen auf Polizisten
[Bildunterschrift: Nächste Stufe der Gewalt: In Grigny schossen die Randalierer mit Schrotkugeln auf die Polizisten.]
Trotz Aufrufen der französischen Regierung zu Ruhe und Ordnung haben randalierende Jugendliche Brandstiftungen und Straßenkämpfe mit der Polizei fortgesetzt. Wie die Behörden mitteilten, wurden landesweit insgesamt 1408 Autos angezündet. Die Polizei nahm 395 Menschen fest. Damit waren die Krawalle die schwersten seit Beginn der Ausschreitungen vor elf Tagen.
Bei Auseinandersetzungen mit rund 200 Jugendlichen im Pariser Vorort Grigny wurden mehr als 30 Polizisten verletzt, zwei von ihnen schwer. Jugendliche hätten mit Schrotkugeln auf sie geschossen, teilten die Sicherheitskräfte mit. In anderen Städten rund um Paris, wie in Colombes, Suresne, und Rosny-sous-Bois, wurden Autobusse, Sportzentren und Schulen attackiert. Ein 13 Monate altes Kind ist dabei verletzt worden. Sogar ein großes Fernsehstudio ging in Asnieres, in der unmittelbaren Nähe von Paris, in Flammen auf. Es kam auch zu Plünderungen.
Grafik: Wieder brannten Autos in Frankreichs Vorstädten]Grafik: Auch in Toulouse wurden Fahrzeuge angezündet]
Im südfranzösischen Saint-Etienne besetzten Jugendliche einen Bus und zwangen die Passagiere auszusteigen. Danach setzten sie das Fahrzeug in Brand. Nach Angaben der Behörden wurden der Busfahrer und ein Insasse verletzt. In einer Vorstadt der südfranzösischen Großstadt Toulouse kam es zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Randalierer in Nantes, Rennes und Orléans setzten zahlreiche Autos in Brand. Insgesamt gingen im ganzen Land mindestens 830 Autos in Flammen auf, knapp 190 meist jugendliche Randalierer wurden festgenommen.
Chirac fordert Ruhe und Ordnung
[Bildunterschrift: Besorgte Staatsführung: Premier de Villepin und Präsident Chirac drohen den Randalieren.]
Am Abend hatte Präsident Jacques Chirac nach einem Treffen des nationalen Sicherheitsrats erklärt, die "Wiederherstellung der Sicherheit und Ordnung" habe oberste Priorität. Es war seine erste öffentliche Stellungnahme seit Beginn der Unruhen. "Jene, die Gewalt oder Angst säen wollen, werden gefasst, verurteilt und bestraft", so Chirac. Um die Krise zu beheben, seien aber auch die Achtung des Einzelnen, Gerechtigkeit und Chancengleichheit nötig, sagte der Präsident. Chirac war heftig kritisiert worden, da er bislang zu der Krise geschwiegen hatte.
Premierminister Dominique de Villepin, der auch an dem Treffen teilgenommen hatte, kündigte eine Aufstockung der Sicherheitskräfte "überall dort, wo notwendig" an. Er betonte, seine Regierung werde keine "gesetzlosen Zonen" akzeptieren. Randalierer würden künftig in Schnellverfahren zur Verantwortung gezogen werden. Morgen will de Villepin im Fernsehen einen Aktionsplan für besonders vernachlässigte Vorstädte vorstellen. Einzelheiten dazu sind noch nicht bekannt.
Sarkozy hält sich zurück
[Bildunterschrift: Innenminister Sarkozy fachte die Unruhen mit Äußerungen zunächst noch an.]
Einen im Gegensatz zu seinen sonstigen Äußerungen etwas zurückhaltenderen Ton fand Innenminister Nicolas Sarkozy. Er forderte die Polizisten auf, mit Respekt vor dem Gesetz und der republikanischen Ethik vorzugehen. Man arbeite für die Bewohner der armen Vorstädte und nicht gegen sie, so Sarkozy wörtlich. Der Minister hatte die Krawalle in der Vergangenheit weiter angeheizt, indem er die Jugendlichen in den Trabantenstädten als "Gesindel" bezeichnete.
"Schwarzes Wochenende" in Frankreich
Am Wochenende hatten die sozialen Unruhen in Frankreich dramatische Ausmaße erreicht. In der zehnten Nacht griffen die Krawalle erstmals auch auf das Zentrum von Paris über. Autos wurden in Brand gesetzt. Nach Angaben eines hochrangigen Vertreters aus dem Justizministerium wurden seit Beginn der Unruhen 160 Personen vor Gericht gestellt. Rund 20 seien zu Gefängnisstrafen verurteilt, weitere 30 auf Kaution wieder freigelassen worden. Zudem seien 50 Minderjährige vor Jugendgerichte gebracht worden.
Grafik: Die Polizei setzt auf eine Politik der Stärke][Bildunterschrift: In einem Vorort von Paris steht ein LKW in Flammen]
Die Unruhen sorgen zunehmend auch im Ausland für Beunruhigung. Russland und die USA warnten ihre Bürger, sich in Pariser Vororte zu begeben. Auch Australien veröffentlichte eine Reisewarnung für Frankreich.
Auslöser der Gewaltwelle war der Tod zweier Jugendlicher am 27. Oktober. Sie waren auf der Flucht vor der Polizei in ein Transformatorgebäude eingedrungen und durch einen Stromschlag ums Leben gekommen.