FTD 15. 8.
von Tobias Bayer, Doris Grass und Angela Maier (Frankfurt) Die Nervosität unter den Marktteilnehmern hält an. Aktien und Währungen sind beeinträchtigt, die Investoren fürchten weitere Ausfälle wegen so genannter ABCP-Papiere. Laut Experten sind besonders die Landesbanken bedroht.
Der Grund für die Unruhe der Anleger waren schlechte Nachrichten aus dem Finanzsektor. Mehrere Vermögensverwalter mussten ihre Fonds einfrieren, denn die Liquidität auf dem Kreditmarkt ist ausgetrocknet. Die Sentinel Management Group, die 1,6 Mrd. $ verwaltet, will keine Anteile mehr zurücknehmen. Die australische Hedge-Fonds-Gesellschaft Basis Capital gab indes bekannt, dass einer ihrer Flagschifffonds wahrscheinlich mehr als 80 Prozent seines Werts eingebüßt habe. Aus Finanzkreisen ist zu hören, dass auch die Deutsche Bank bei den Australiern investiert ist. Die Frankfurter lehnten eine Stellungnahme aber ab: ?Engagements bei einzelnen Positionen bei Hedge-Fonds kommentieren wir grundsätzlich nicht?, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Er verwies zugleich auf Äußerungen von Finanzvorstand Anthony Di Iorio, der bei der Vorlage der Quartalszahlen darauf hingewiesen hatte, dass die Deutsche Bank mit ihren Positionen im Bereich Hochzinsanleihen und Übernahmefinanzierungen vorsichtig umgegangen sei und sich wohl fühle.
Liquiditätsprobleme bei ABCP-Papieren
In den Fokus gerät zunehmend der Markt für Asset-Backed-Commercial-Papers (ABCP). Das sind Wertpapiere kurzer Laufzeit, die mit einem Pool an verschiedenen Vermögenswerten wie Konsumentenkrediten, Forderungen oder Hypotheken besichert sind. Laut der Ratingagentur Fitch hat der ABCP-Markt ein Volumen von 1000 Mrd. $. Das entspricht 55 Prozent des amerikanischen und 35 Prozent des europäischen Commercial-Paper-Segments.
Die zunehmende Risikoscheu der Anleger erschwert inzwischen massiv die Refinanzierung dieser ABCP-Papiere. Wegen ihrer kurzer Laufzeit müssen sie immer wieder erneuert werden, sind also auf einen liquiden Markt angewiesen. Werden die zugrunde liegenden Kredite nicht mehr bedient, erreichen die Ausfälle auch den Markt für ABCP. Aktuell ist wegen der Unsicherheit über die jeweiligen Risikopositionen kaum jemand bereit, neue ABCP zu zeichnen, weshalb der Markt auszutrocknen droht. Da sich Banken und Firmen über diesen Markt refinanzieren, kann ein zeitweiser Zusammenbruch zu ähnlichen Schieflagen führen, wie bei Düsseldorfer Industriekreditbank (IKB). Das IKB-Conduit Rhineland Funding war im ABCP-Markt engagiert. Brennpunkt Kanada - Deutsche Bank stellt sich quer
Die Ausfälle häufen sich: Die Hypothekenanbieter American Home Mortgage, Luminent Mortgage Capital und Aladdin Capital Management in Schieflage. Der Brennpunkt ist Kanada. Mehrere kanadische Treuhandgesellschaften räumten ein, Probleme bei der Refinanzierung fälliger ABCP zu haben. Nach Angaben der kanadischen Ratingagentur DBRS haben 17 Emittenten, in den vergangenen Tagen ABCP im Volumen von 26,6 Mrd. kanadischen Dollar ausstehen, was rund einem Viertel des gesamten kanadischen ABCP-Marktes von 116 Mrd. kanadischen Dollar entspricht. DBRS warnte davor, dass es zu zunehmenden Zahlungsausfällen in diesem Markt kommen könnte, nachdem zumindest ein Emittent mitgeteilt hat, er könne seine Papiere nicht tilgen. Der kanadischen Investmentbank Coventree gelang es nach Schwierigkeiten, einen Großteil fälliger Papiere zu refinanzieren. Sie verlängerte ausstehende Papiere über 250 Mio. kanadische Dollar zu einem höheren Zinssatz und platzierte neue Papiere über 600 Mio. kanadische Dollar.
Die Emittenten haben ihre liquiditätsspendenden Banken aufgefordert, ihnen Gelder zur Verfügung zu stellen. Während einige Banken dem Wunsch der Emittenten nachkamen, lehnten andere dies ab. Zu letzteren gehört die Deutsche Bank, die entsprechende Kreditanliegen der beiden Spezial-Finanzierungsvehikel MMAI-Trust und Silverstone Trust zurückwies. Während die Deutsche Bank selbst eine Stellungnahme hierzu ablehnte, hieß es von kanadischen Emittenten, das deutsche Geldhaus berufe sich auf eine Besonderheit in den kanadischen Vertragsklauseln. Demnach können die Emittenten eine Finanzspritze von den Banken nur fordern, wenn der Markt "gestört" ist. Nach Angaben aus Marktkreisen sieht die Deutsche Bank diese Marktstörung als nicht gegeben an, da nur einzelne Emittenten Probleme hätten, während beispielsweise große Banken weiterhin ihre ABCPs refinanzieren könnten. Selbst die Ratingagentur DBRS räumt ein, dass eine allgemeingültige Definition einer solchen Marktstörung gebe. Die beiden größten Liquiditätsspender am kanadischen Commercial-Paper-Markt sind die Bank of Montreal und die Royal Bank of Canada.
Gefahr für deutsche Landesbanken
Die Experten des unabhängigen Researchhauses Creditsights sehen auch große Risiken für den Bankensektor: "Die Institute hängen am Haken. Das ist ein weiterer Risikofaktor", heißt es in einem aktuellen Bericht. Besonders gefährdet seien deutsche Landesbanken wie die SachsenLB oder die WestLB. Die Sachsen sind mit ihrem Conduit Ormond Quay aktiv, bei der WestLB steht der New Yorker Ableger Brightwater und deren ABCP-Vehikel Greyhawk unter verschärfter Beobachtung. "Die Deutschen Insitute sind am meisten möglichen Liquiditätsproblemen ausgesetzt", schreiben die Analysten von Creditsights. ...
am besten fand ich:
Nach Angaben aus Marktkreisen sieht die Deutsche Bank diese Marktstörung als nicht gegeben an, da nur einzelne Emittenten Probleme hätten...
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