Der Gleichklang der Märkte gerät etwas außer Tritt. Während der DAX auf neue Jahres-Tiefststände fällt, profitieren weder der Rentenmarkt in Form des Bund-Futures noch der Goldpreis mit deutlichen Zugewinnen auf diese Entwicklung. Es stellt sich die Frage, welche der Bewegungen nachhaltiger ist. Der Rückzug der Investoren vom Aktienmarkt steht in enger Verbindung mit sinkender Risikobereitschaft, die Fortsetzung der Baisse mit zwischenzeitlichen mehr oder weniger starken Bärenmarktrallys steht aus charttechnischer Sicht außer Frage. Die Flucht der Anleger in Staatsanleihen mit höchster Bonität ist hingegen in den vergangenen Wochen etwas abgeebbt. Die Vielzahl der wegen der steigenden Staatsverschuldung vom Finanzministerium zu begebenden Bonds lastet ebenso auf den Kursen wie auch die Diskussion um einen sogenannten „Gemeinschaftsbonds", der es den in Not geratenen EU-Staaten wie Irland oder Ungarn wieder ermöglichen soll, sich zu niedrigeren Kosten an den Rentenmärkten zu refinanzieren. Ein solches Konstrukt könnte mit attraktiveren Konditionen wie eine reine deutsche Anleihe versehen sein. Zudem trauen sich auch private Schuldner guter Bonität wie die Unternehmen RWE und Siemens wieder an den Rentenmarkt und bieten lukrativere Konditionen für Anleihegläubiger als der Staat. Der Aufschwung von Gold hingegen war gerade auch in den vergangenen zwei Wochen der erneuten Abwärtswelle bei den Banken und der Furcht vor einem Kollaps des Finanzsystems geschuldet. Die physische Nachfrage legte demgegenüber kaum zu, im Gegenteil, die Wirtschaftskrise führte sogar dazu, dass die Bestellungen aus der Schmuckindustrie des Hauptabnehmerlandes Indien deutlich zurückgingen. Lassen die Spannungen im Finanzsektor wieder nach, fällt der derzeitige Hauptantriebsfaktor für einen steigenden Goldpreis weg. ![](http://enl.fid-newsletter.de/imgproxy/img/804669673/GOLD260209.png)
Widerstand bei 1.000 US-Dollar kurzfristig noch zu stark
Der erste Anlauf der Bullen auf die 1.000 US-Dollar-Marke fiel dann auch nicht zufällig mit der Verstaatlichungs-Diskussion um die US-Banken Citigroup und Bank of America zusammen. Nachdem die Gerüchte um eine solche Maßnahme sich zunächst nicht als stichhaltig herausstellten, entfernte sich der Goldpreis wieder deutlich von der psychologisch wichtigen Widerstandsmarke. Aufgeschoben bedeutet aber nicht aufgehoben, der Wille der US-Regierung, die Banken größten Teils über eine privatwirtschaftliche Lösung zu sanieren kann noch immer an der Verschlechterung der Marktbedingungen scheitern. Kurzfristig sieht es aber eher danach aus, als wenn die angelaufene Konsolidierung sich auf zeitlicher Ebene noch etwas ausdehnt. Der MACD hat mit dem Kreuzen seiner Signallinie im positiven Bereich ein Verkaufssignal generiert. Der Rückschlag um mehr als 50 US-Dollar könnte zwar in den nächsten ein bis zwei Tagen nochmals mit einer Gegenbewegung beantwortet werden, ein Test der gebrochenen Abwärtstrendlinie um 910 US-Dollar nimmt aber durch das Verkaufssignal konkretere Formen an. Können die Bullen diese Unterstützung erfolgreich verteidigen, steigen ihre Aussichten auf einen dann erfolgreichen Anlauf auf die 1.000 US-Dollar-Marke und in der Folge neue Jahreshöchstkurse. Zusätzliche Unterstützung erhalten die Optimisten von der steigenden 38-Tage-Linie, die derzeit knapp oberhalb von 900 US-Dollar verläuft. Kritisch wird es für die Bullen erst dann, wenn das Kursniveau zwischen 870 und 880 US-Dollar deutlich nach unten durchbrochen würde. Der laufende, mittelfristige Aufwärtstrend wäre dann beendet und ein weiterer Preisdruck bis 800 US-Dollar würde sich aufbauen. Angesichts des fundamentalen Umfeldes aus kriselnden Aktienmärkten und steigender, Inflation fördernder Staatsverschuldung erscheint ein so deutlicher Rückfall des Goldpreises aus heutiger Sicht kaum wahrscheinlich. aus DAX Daily vom 26.02.2009 www.investor-verlag.de ----------- An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil. André Kostolany
MfG Palaimon
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