"Phänomen Working poor" (Quelle wikipedia)
Das Existenzminimum liegt in Deutschland bei 7.356 Euro pro Jahr für eine erwachsene Einzelperson. Für ein Ehepaaar ist es 12240 Euro. Pro Kind beträgt es 3684 Euro[5].
Im Jahr 1998 lebten in Ostdeutschland 3,9% und im Westen 2,7% der Bevölkerung trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsgrenze. Selbst die Anzahl der in Vollzeit erwerbstätigen Armen beträgt noch über eine Million (nach Strengmann-Kuhn 2003). Nach neuer Norm (siehe oben) waren 1994 15,9% und 2003 18,6% der Vollzeitbeschäftigten Niedriglöhner. Dabei ist im EU-Vergleich der Anteil der working poor an der Gesamtbevölkerung in Deutschland noch am zweitniedrigsten (nach Dänemark). 2006 arbeiteten 4,6 Mio. für einen Stundenlohn unter 7,50?. Es wird aber befürchtet, dass durch die Reformen der sozialen Sicherungssysteme und die Ausweitung der Niedriglohnsegmente auf dem Arbeitsmarkt die Zahl der working poor in Zukunft erheblich ansteigt.
Im September 2005 gab es bereits ca. 900.000 Erwerbstätige mit ergänzendem ALG II-Bezug, die trotz ihres Erwerbseinkommens offiziell als bedürftig gelten. Die Anzahl dieser arbeitenden Armen ist weiterhin steigend. Insofern übernimmt ergänzendes ALG II bereits heute faktisch die Funktion eines gesetzlichen bundesweiten Kombilohnes [6].
Berufe der Working Poor [Bearbeiten]30% aller Working Poor sind an- und ungelernte Arbeiter. Auch sind Selbständige ohne Beschäftigte sehr oft arm. Erwerbstätige, die nicht Vollzeit arbeiten, haben ein besonders hohes Armutsrisiko, doch sind auch viele trotz Vollzeitarbeit arm.
Armutsquoten einiger Bevölkerungsgruppen in der BRD (nach Daten des Mikrozensus) Gruppe Armutsquote Selbständige insgesamt 8,7% Selbständige ohne Mitarbeiter 10,0% Selbständige mit 1-4 Mitarbeiter 7,3% Selbständige mit 5 und mehr Mitarbeitern 4,6% Arbeiter insgesamt 7,5% An- und Ungerlernte 10,6% Facharbeiter 5,2% Angestellte insgesamt 2,9% ausführende Angestellte 6,9% einfache Angestellte 4,3% Angestellte mit schwierigen Tätigkeiten 2,1% Quelle (PDF-Datei) Am häufigsten arm sind Personen aus folgenden Berufen:
Bei den Männern:
Kraftfahrer Lager-/ Transportarbeiter Maurer Männer aus Sicherheitsberufen Groß-/Einzelhandelskaufleute (nicht zu verwechseln mit Diplomkaufleuten. Die sind nur sehr selten arm) Hilfsarbeiter Beschäftigte aus Blech- und Installationsberufen Tischler Beschäftigte aus dem Metall- und Anlagenbau KFZ-Mechaniker Verkäufer Maler Maschinisten Köche Bei den Frauen:
Verkäuferinnen Putzfrauen Bürokräfte Beschäftigte aus den sozialen Berufen Krankenschwestern Köchinnen Restaurantfachfrauen Friseurinnen Kosmetikerinnen Groß-/ und Einzelhandelskauffrauen[7].
Schweiz [Bearbeiten]In der Schweiz sind Working Poor als "erwerbstätige Personen, die in einem die Armutsgrenze unterschreitenden, d.h. armen Haushalt leben" definiert. Als erwerbstätig in diesem Zusammenhang gelten Personen, welche in einem Arbeitsverhältnis stehen, bei dem sie für mindestens eine Arbeitsstunde pro Woche ein Erwerbseinkommen beziehen, und in einem Haushalt leben, dessen Mitglieder insgesamt mindestens 36 Stunden pro Woche gegen Entgelt arbeiten, und zwischen 20 und 59 Jahre alt sind (Definition nach BFS). Der kumulierte Erwerbsumfang der Haushaltsmitglieder bedeutet nichts anderes, als dass insgesamt für den Haushalt eine Vollzeitbeschäftigung von mindestens 90% besteht.
Im Jahr 2003 betrug der Anteil von Working Poor an der erwerbstätigen Gesamtbevölkerung im Durchschnitt 7.4%, mit steigender Tendenz. Über ein Viertel dieser Personen lebt in einem Haushalt mit mindestens zwei Vollzeitstellen, was von der Politik mit Besorgnis zur Kenntnis genommen wird.
Als besonders armutsgefährdete Gruppen unter den Erwerbstätigen nennt das BFS Einelternfamilien (WP: 20.4%) und kinderreiche Familien (WP: 20.5%), Selbständigerwerbende (13.8%), darunter vor allem die "Ich-AGs", unter denen sich 18.3% Working Poor befinden. Auch Erwerbstätige mit befristeten Arbeitsverträgen oder Verträgen "auf Abruf" (WP: 15.9%) sowie WiedereinsteigerInnen (WP: 10.1%) haben trotz Erwerbstätigkeit ein hohes Armutsrisiko. Daneben korreliert der Ausbildungsstand sowie die Herkunft mit dem Armutsrisiko.
Die Entwicklung der Anzahl Working Poors in der Schweiz geht zum Teil mit der Entwicklung der Erwerbslosenquote - zeitverschoben um 2 bis 3 Jahre - parallel. Das Bundesamt für Statistik sieht einen statistischen Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und dem Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse, welche ihrerseits wiederum zum Anstieg der Working Poor führen. Diese Zusammenhänge werden durch unabhängige Untersuchungen des seco bestätigt.
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