Kleinfirmen drängen in Freiverkehr [Von ftd.de, 22:38, 11.07.05]
Der Frankfurter Freiverkehr entwickelt sich zum attraktiven Segment für kleine Aktienemissionen. Ifa Systems ist schon der achte Neuling im ungeregelten Börsensegment.
Die Papiere des Softwareanbieters Ifa Systems kletterten am Montag dem ersten Handelstag um 10,5 Prozent auf 33,71 Euro. Damit setzte sich die seit April anhaltende Reihe erfolgreicher Erstnotierungen fort. Ifa ist in diesem Jahr bereits der achte Neuling im Freiverkehr. Im gehobenen Segment der Börse, dem Prime Standard, gab es erst vier Emissionen. Der Alternative Investment Market (AIM), das laxer regulierte Segment der Londoner Börse, verzeichnete 2005 schon fast 100 Börsengänge. Nach der Erstnotiz verbuchten viele Freiverkehrswerte atemberaubende Kursgewinne, die Investoren in Deutschland zuletzt zu Zeiten des New-Economy-Booms erzielen konnten. Xerius Bioscience verteuerten sich seit der Erstnotiz um knapp 80 Prozent. Die kleinen Firmen wählen die Notierung im Freiverkehr, weil dort die Anforderungen niedrig sind. Dadurch sind die Kosten deutlich niedriger als im geregelten Markt. Beispielsweise müssen Firmen keine Quartalsberichte sowie Ad-hoc-Meldungen zu kursrelevanten Nachrichten veröffentlichen. "Trend wird sich verstärken" "Der Trend zu Gunsten des Freiverkehrs wird sich verstärken, weil das Segment kleinen Firmen die Chance bietet, sich Finanzierungschancen zu erschließen", sagte Uwe Nespethal, Börsengangsexperte der Unternehmensberatung Blättchen & Partner. "Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieser Trend sehr zu begrüßen", sagte ein Investmentbanker. Das Image des Freiverkehrs dürfte sich verbessern, wenn die Deutsche Börse beschließt, dort ein Segment für Börsenneulinge zu etablieren. Aus Finanzkreisen verlautet, dass sich die Firmen dann freiwillig dazu verpflichten sollen, Ad-hoc-Mitteilungen zu versenden. Zudem soll binnen sechs Monaten ein testierter Jahresabschluss vorliegen. Beides würde die Transparenz im Sinne der Investoren deutlich erhöhen. Als Käufer treten bei den Emissionen vor allem spezialisierte Vermögensverwalter und Fonds auf. Kleinanleger und große Institutionelle halten sich eher zurück. "Für uns gibt es nur im Prime Standard der Börse die notwendige Liquidität, um einen Fonds erfolgreich zu managen", sagte ein Investmentexperte einer großen deutschen Fondsgesellschaft. Verblüffende Neuemissionen Die zurückliegenden Emissionen verblüfften häufig mit einer mehrfachen Überzeichnung. Dies sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, sagte Berater Uwe Nespethal. "Angesichts des kleinen Volumens geben viele Investoren große Angebote ab, um bei der Zuteilung zumindest teilweise berücksichtigt zu werden." Bei Ifa Systems waren die angebotenen 160.000 Aktien nach Firmenangaben 14fach überzeichnet. In München startet am Dienstag der Telekomanbieter Net Mobile als neunte Firma in das Marktsegment Maccess. Die Anforderungen dort sind ebenfalls begrenzt. Der Ausgabepreis beträgt 8,50 Euro. Damit wäre das Unternehmen 35 Mio. Euro wert. Vorbörslich kosteten die Titel bei Lang & Schwarz aber schon mehr als 10 Euro. Ifa Systems schlossen 10,5 Prozent über dem Ausgabepreis von 30,50 Euro. Damit ist der Softwareanbieter mehr als 20 Mio. Euro wert. Platziert wurden 160.000 Aktien. Medical Columbus fielen nach ersten Gewinnen stark ab. Der Streubesitz liegt nur bei zehn Prozent. Bis Mitte 2006 plant der IT-Dienstleister eine Kapitalerhöhung. DLO konnte nur zu Beginn leicht zulegen. Der von Jörn Follmer und Andreas Baer geführte Logistikdienstleister arbeitet vor allem für die Deutsche Post. Studio Babelsberg verbesserten sich seit der Erstnotiz um rund 70 Prozent. Das defizitäre Unternehmen erwägt in einem zweiten Schritt eine Kapitalerhöhung.
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