Reuters WCM reduziert Commerzbank-Anteil auf unter 1 Prozent Donnerstag 4. Dezember 2003, 19:01 Uhr - Von Mirko Wollrab - (Neu: Details, Hintergrund, Analyst)
Frankfurt, 04. Dez (Reuters) - Die angeschlagene Beteiligungs- und Immobiliengesellschaft WCM hat ihren Anteil an der Commerzbank auf unter ein Prozent von knapp fünf Prozent reduziert.
"Unser Anteil liegt jetzt bei nur noch rund 0,5 Prozent. Wir wollen diesen Rest behalten", sagte WCM-Chef Roland Flach. Die Deutsche Bank platzierte am Donnerstag 17,7 Millionen Aktien zum Stückpreis von 16,10 Euro. Das entspricht einem Anteil von knapp drei Prozent an Deutschlands drittgrößter Bank und brachte der WCM einen Erlös von 285 Millionen Euro.
In Bankenkreisen WCM hieß es, WCM habe bereits in den vergangenen Tagen Commerzbank-Aktien in den Markt gegeben. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern. Nach Angaben von Händlern hatte die Deutsche Bank die WCM-Papiere zum Stückpreis von 16,15 bis 16,25 Euro angeboten. Die Commerzbank gab keinen Kommentar ab.
WCM FINDET KEINEN STRATEGISCHEN INVESTOR FÜR GESAMTPAKET
Die WCM hat offensichtlich keinen strategischen Investor für das Coba-Paket gefunden. Damit dürfte auch die Übernahmefantasie bei der Commerzbank gedämpft werden, sagten Analysten. Sie werteten den Teilverkauf als positiv, da die WCM ihre Schulden senke.
Bei der Anteilsreduzierung vom Donnerstag hat die WCM etwa 285 Millionen Euro erlöst. Die Commerzbank-Papiere stehen mit rund 12 Euro in der WCM-Bilanz, so dass ein Buchgewinn von gut 70 Millionen Euro anfallen dürfte. Die Aktien der WCM profitierten nicht von der Nachricht und schlossen mit 0,8 Prozent im Minus bei 1,20 Euro. Commerzbank-Papiere gaben sogar mehr als zwei Prozent auf 16,06 Euro nach.
WCM VOR RADIKALER UMSTRUKTURIERUNG
Mit Beteiligungsverkäufen und der Veräußerung gewerblicher Immobilien will die WCM ihre Schuldenlast auf mittlere Sicht um eine Milliarde Euro auf rund 1,6 Milliarden Euro drücken. Außer an der Commerzbank ist das Unternehmen unter anderem mit 83 Prozent an den Klöckner-Werken beteiligt.
WCM-Großaktionär Karl Ehlerding muss sich auf Druck seiner Banken mindestens von der Hälfte seines 42,5-prozentigen Anteils an WCM trennen, um eigene Schulden von rund 450 Millionen Euro bedienen zu können. 2003 sei aber nicht mehr mit einem neuen Investor zu rechnen, hatte Flach Ende November gesagt.
Die WCM dürfte auf mittlere Sicht die Kontrolle über die ebenfalls im MDax notierte Immobiliengesellschaft IVG verlieren. Denn nach der Insolvenz der WCM-Tochter Sirius forcieren die Banken die Versteigerung der als Sicherheit dienenden IVG-Papiere. Mit der Auktion soll ein von den Banken fällig gestellter Kredit über 600 Millionen Euro getilgt werden.
WCM OPERATIV WIEDER MIT GEWINN
Im dritten Quartal war die WCM in die schwarzen Zahlen zurück gekehrt mit einem Gewinn von 37,3 Millionen Euro unter dem Strich nach einem Verlust von 115 Millionen im Vorjahreszeitraum. Operativ verdiente die WCM von Juli bis September 42,5 Millionen Euro nach einem Verlust von 111 Millionen Euro vor Jahresfrist. 2002 hatte WCM vor allem wegen Abschreibungen auf Beteiligungen einen Nettoverlust von 860 Millionen Euro verbucht.
---- Unterm Strich (kann man hier wörtlich nehmen) sind solche Meldungen gut, weil durchaus sachlich und mit der Tendenz: "Wende kommt oder ist schon geschafft" bzw. "Probleme werden gelöst". - Wäre da nicht noch das Problem Ehlerding (der mit 20% an WCM 450 Mio tilgen soll: hahaha! oder Kurs von knapp 8?), dann könnte der ramponierte Ruf langsam wieder aufpoliert werden.
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