Habe selbst seit Donnerstag ca 12.000 EUR eingebüßt, mit 150 Aktien, gekauft zuletzt mit Durchschnitt 112. Also 16T Einsatz, nur Viertausend gerettet. Bin in zwei Schritten Donnerstag + Freitag komplett raus, aber am Donnerstag klappte beim Onlinebroker der Verkauf stundenlang nicht... auch das hat Tausende gekostet.
Bei der Meldung dass das Testat ausfällt, habe ich sofort an Totalverlust gedacht, an Halten keinen Moment, aber gezögert, ob man für einen besseren Ausstieg Schwankungen nutzen kann. -- Der Zweck war einfach Geldanlage mit Gewinn, gerne hier langfristig. Ich dachte, die Wirecard-Position sei ein Gegengewicht zu meinen anderen Aktien, die ich allesamt für spekulativer hielt -- hahaha.
Ich hatte früher schon etwas Gewinne mit WC eingefahren, die hab ich oben noch gar nicht gegengerechnet, also es wirft mich alles nicht um. Trotzdem kann ich seit Tagen nicht aufhören, über diese Geschichte nachzudenken. Da ich kein Wirtschaftsfachmann bin, versuche ich bei meinen Anlageentscheidungen sehr viel, "atmosphärische" Beobachtungen zu sammeln. Ich habe eine seltsame Atmosphäre in den Verlautbarungen der IR von Wirecard wahrgenommen, kurz bevor der KPMG-Bericht erscheinen sollte (so etwa, wir wissen auch nicht was wir machen werden), und bin damals komplett raus mit kleinem Gewinn. Dann wieder zurückgekehrt, teurer zurückgekauft als verkauft, weil ich komplett den Versprechen und Selbstverpflichtungen in den Meldungen von WC vertraut habe. Komplett. Wobei mir bewusst war, dass der Kurs auch wackeln kann. Aber mit komplettem Betrug hätte ich im Leben nicht gerechnet, jetzt seh ichs aber so, dass es das war.
Was Wirecard am Donnerstag gemacht hat, nenne ich ein Selbstmordattentat auf die Aktionäre. Durch positive Verlautbarungen zuvor noch richtig viele zusammenrufen, und dann paff. Und sie haben es im Vorstand selbst lange vorher gewusst was kommt. Daher möchte ich jetzt nicht zocken. Ich vermute auch, der faire Kurs der Aktie läge schon heute eher in der Nähe eines niedrigen einstelligen Eurobetrags. (Das kann auch ein Irrtum sein!)
Ich finde es schön, in diesem Thread zu erfahren, was andere bewogen hat, zu kaufen, zu halten oder zu werfen. Man sieht im Gesamtbild, dass "selber schuld" kein so guter Kommentar ist, weil die Mitteilungspolitik von WC eben für viele stark den Ausschlag gegeben hat. Auch wenn dann eigene Fehler dazukommen.
Man muss unbedingt eine sportliche Einstellung zu seinen Fehlern an der Börse kultivieren (das sage ich in dem Wissen, dass die Folgen nicht immer sportlich sind): Denn das ganze Agieren an der Börse ist vor allem die Aufgabe, ***unter Ungewissheit Entscheidungen zu treffen.*** Die Börse ist, wie man sieht, ein Irrenhaus, und ALLES ist möglich. -- Genau deswegen allerdings sind allgemeine Weisheiten so wichtig, wie: nichts auf Kredit kaufen, nicht einfach nur anderen Leuten glauben, diversifizieren wenns geht...
Ich glaube, dass auch die schlimmen Erfahrungen mit Verlusten einen Wert haben können: Man erfährt dabei, dass man sowas auch überstehen kann, man fühlt sich später dadurch gelassener und sicherer im Dasein. Hab ich ehrlich schon so erlebt, langfristig. In diesem Sinn meine besten Wünsche an alle!
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