Bastian Galuschka. 10.07.2017 Der Smallcap-Wikifolio-Wahnsinn ... Was im Nebenwerte-Bereich in den vergangenen Monaten aber "abging" und anders kann man es fast nicht formulieren, erinnert mich stark an den Hype zu Neuer-Markt-Zeiten. Werte, für die sich zuvor niemand interessierte, vervielfachten sich plötzlich innerhalb kürzester Zeit.... Multimillionen-Wikifolios investieren in Smallcaps Meiner Einschätzung nach ist dieser Hype zu einem Großteil auf den Trend, in Wikifolios zu investieren, zurückzuführen. Hier entstand eine regelrechte Sogwirkung. Bei Privatanlegern sind Nebenwerte sehr beliebt, viele Wikifolio-Trader füllen ihre Depots mit Smallcaps. Die gute Performance so manchen Traders zog weitere Gelder an, die wiederum in die bestehenden Nebenwertepositionen investiert werden mussten. Die Hausse nährt die Hausse, heißt es so schön. Im Falle der Smallcaps könnte man sagen, der Hype nahm stetig zu. Verwundern kann das keinen, denn auch durch viele Kommentare auf dem GodmodeTrader sieht man, dass der Blick der Anleger einzig und allein auf die Performancedaten geht. Mit welchem Risiko ein Trader diese Performance erzielt hat, da hört es bei der Analyse der meisten dann auch schon wieder auf. Interessenten gehen also auf die Wikifolio-Seite, suchen sich die besten Performer der letzten drei oder sechs Monate aus, und schon ist das Geld investiert. Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben haben, sind nicht zu unterschätzen. Inzwischen haben Smallcap-Wikifolios Volumina von mehreren Millionen EUR erreicht, das Top-Wikifolio nach Volumen liegt bereits über 30 Mio. EUR und hat ebenfalls ausnahmslos Smallcaps gekauft. Warum ist das grenzwertig? Risiko- und Moneymanagement oftmals kein Thema Die Trader auf Wikifolio traden ein fiktives Portfolio. Beispielsweise ist dieses Portfolio mit fiktiven 100.000 EUR bestückt. Wenn ein Trader nun 10 % dieses Portfolio in einen Smallcap steckt, wären das 10.000 EUR. Das kann im Einzelfall bei sehr marktengen Werten im "echten Leben" auch schon viel sein. In der Regel sollte es aber kein Problem darstellen. Nun ist ein Trader über einige Monate hinweg erfolgreich, hat sogar mehrere Millionen EUR an Geldern einsammeln können. Wir gehen einmal von 5 Mio. EUR aus. Behält er nun seine Strategie bei, investiert er fiktiv in seinem vielleicht bei inzwischen 150.000 EUR stehenden Depot erneut 10 % des Volumens, also 15.000 EUR. In der Realität bewegt er damit aber nicht mehr 15.000 EUR, sondern bereits 500.000 EUR. Trader, die Erfahrung haben und gutes Risiko- und Moneymanagement betreiben, würden nun ihre prozentuale Depotgewichtung natürlich enorm runterfahren. In der Realität ist es aber so, dass viele Trader in ihren Wikifolios nicht umstellen. Sie investieren weiterhin gleichgewichtet, beispielsweise in 10 Positionen a 10 %. Müssen nun Positionen verkauft werden, würden auf einen Schlag mehrere 100.000 EUR bewegt. Im Falle eines Verkaufs dürfte das diverse Smallcaps prozentual zweistellig nach unten drücken. Im Falle eines Kaufs macht der Wikifolio-Betreiber sich den Kurs dagegen quasi „selbst“, sorgt durch seine große Order für gehörigen Kaufdruck und einen Kursschub in der Aktie. Andere Trader sehen das, teilweise auch in ihren Wikifolios, springen auf, und der Trend verselbstständigt sich. ...
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