Endlich!!!!! Endlich einmal nutzt der HSV die Chance, sich mit einem Sieg von den unteren Rängen abzusetzen. Nach dem 2:0 gegen Hertha BSC kletterten die Mannen von Trainer Bruno Labbadia auf den zehnten Tabellenplatz. 31 Punkte hat der HSV ? das sind sieben Punkte bis zum Relegationsplatz, zehn und 14 auf die beiden Abstiegsränge ?ein riesengroßer Schritt gen Klassenerhalt ? für den Labbadia heute umgebaut hatte. Jung, Kacar, Drmic und Lasogga raus ? Ekdal, Hunt, Ilicevic und Rudnevs rein. Also Rückrundenpremiere für den Schweden, der im Oktober, damals am zehnten Spieltag in Hoffenheim, zum letzten Mal auf dem Platz gestanden hatte.
Und der Schwede machte das, was sich Labbadia von ihm erhofft hatte: Er war anspielbar und brachte Ruhe ins Spiel. Dass sich die Kollegen knappe 35 Minuten lang dazu hinreißen ließen, etwas zu ruhig zu werden ? okay. Aber das zweifellos vorhandene Risiko schien sich zu lohnen. Zumal der defensive Mittelfeldspieler ein Standing in der Mannschaft hat, wie kaum ein anderer. ?Albin ist ein richtig guter Typ und Fußballer?, hatte ausgerechnet der gelobt, der heute für ihn weichen musste: Gojko Kacar. Und das zeigt vielleicht am deutlichsten, wie wichtig Ekdal offenbar für die Mannschaft ist.
Dabei musste der HSV heute auch sehr wach sein. Hertha stand tief und lauerte auf Fehler 66 Prozent Ballbesitz hatte der HSV ? ohne zwingend gefährlich zu werden. Nach einer guten Kopfballchance für Ibisevic (löste sich clever von Spahic), egalisierte Rudnevs n der 16, Minute seinerseits mit einem Kopfball nach Ostrzolek-Flanke das Chancenverhältnis, das auch bis zur 44. Minute so bleiben sollte. Aber leider muss man bei dieser Szene neben dem starken Gotoku Sakai auch Herthas Keeper Rune Jarstein loben, der den Linksschuss des Hamburgers mit einer Weltklasseparade aus dem Winkel fischte. Es war die beste Szene des HSV, der erst in den letzten sieben, acht Minuten so etwas wie Druck aufbauen konnte. Ansonsten war das Spiel zunächst wie gestern erwartet: Zäh. Sehr zäh. Allerdings nur bis zur Pause, die Labbadia offenbar dafür genutzt hatte, seinen Spielern die große Chance hier und heute noch mal zu verdeutlichen.
Und so begannen die zweiten 45 Minuten deutlich schwungvoller. Nur drei Minuten, nachdem Dr. Felix Brych das Spiel wieder angepfiffen hatte, setzte sich der starke Sakai durch, flankte flach auf Rudnevs, der den Ball zu Hunt ablegte. Aber der für seine filigrane Ballarbeit bekannte Spielmacher verstolperte die Chance, machte es aber leine 60 Sekunden später fast weder wett. Diesmal hatte sich Rudnevs über rechts durchgesetzt und geflankt, Hunt legte den Ball technisch sauer auf Müller ab, der aber nicht ganz an den Ball kommt. Dennoch, diese Szenen zeigten, dass der HSV das Spiel über die Außen doch kann ? und dass es auch gleich gefährlich wird, wenn man endlich mal den Mut zur Flanke hat.
Und plötzlich war die (Saisonminus-)Kulisse von heute nur 46132 Zuschauern wieder da. Alle witterten, dass gegen die passiven Berliner mehr drin war als der eine Punkt. Auch der HSV, der zehn Minuten später auch endlich in Führung ging. Nach einer abgewehrten Flanke von Links (Holtby) kam der Ball zu Nicolai Müller, der aus 18 Metern mit links abzog und Jarstein keine Chance ließ. Das 1:0 ? zu diesem Zeitpunkt auch durchaus verdient. Denn das HSV-Spiel hatte ? wie in Teilen der ersten Hälfte auch schon ? wieder Struktur. Mit dem Unterschied, dass der Ball endlich auch mal in die Gefahrenzone gespielt wurde.
Der zweite Unterschied: Auch die Berliner nahmen langsam Fahrt auf ? mussten sie ja auch. Und hätte Emir Spahic nicht sein sensibelstes Stück opferbereit eingesetzt, Darida hätte den Ausgleich besorgt, nachdem Adler eine Flanke nur in die Mitte abwehren konnte (66). So aber wehrte Spahic den Ball zur Ecke. Und nachdem die Berliner gleich zweimal offensiv gewechselt hatten, hatte der HSV in der 68. Minute Glück, dass Brych den robusten Körpereinsatz von Sakai gegen Ibisevic nicht als elfmeterwürdig erachtete.
Berlin kam jetzt ? und der HSV traf. Mit dem schönsten Angriff des Spiels war es wieder Müller, der aus 12 Metern verwandelte. Ilicevic hatte auf Hunt gespielt, der auf Holtby prallen lassen. Der heute starke Holtby sah Müller im Sechzehner ? im Gegensatz zu den Berliner Abwehrspielern. Und so hatte Müller keine Mühe, sich den Ball zurecht zu legen und mit seinem siebten (Toptorschütze beim HSV) zum 2:0 zu verwandeln.
Ein schönes Tor, das Sicherheit geben sollte. Ebenso wie die jetzt eingewechselten Kacar und Jung (für Ekdal und Hunt), die noch mithalfen, das Spiel nach Hause zu bringen.
Und am Ende war es ein verdienter Sieg gegen den Tabellendritten aus Berlin, der schlichtweg zu wenig investierte. Eine geschlossene Mannschaftsleistung, aus der natürlich der Doppeltorschütze Müller sowie Sakai und Holtby für mich hervorzuheben sind. Und natürlich Ekdal, dessen Anwesenheit der Mannschaft ganz offensichtlich mehr Ruhe und Sicherheit verleiht. Auch ohne besonders aufzufallen, verlieh der Rückkehrer seiner Mannschaft Sicherheit. Warum das so ist? Keine Ahnung. Aber es ist offenbar so ? und das ist gut. ?Oh wie ist das schön ? sowas hat man lange nicht gesehen? sangen die Fans ? und sie hatten Recht. Es war dank der zweiten Halbzeit ein gelungener HSV-Abend.
http://hsv-blog.abendblatt.de/
|