Es ist eine der größten Bankenpleiten in der US-Geschichte: Der Mittelstandsfinanzierer CIT hat am Sonntag Insolvenz angemeldet. Mit einem Sanierungskonzept hofft das Institut, es binnen Jahresfrist aus der Krise zu schaffen. Die US-Regierung verliert dabei Steuermilliarden.
New York - Der wichtige US-Mittelstandsfinanzierer CIT hat am Sonntag Insolvenz bei einem Gericht in New York beantragt. Mit Schulden von knapp 65 Milliarden Dollar bei Vermögenswerten von gut 71 Milliarden Dollar ist es eine der größten Firmenpleiten seit dem Kollaps von Lehman Brothers und Washington Mutual in den USA überhaupt. Mit dem geordneten Verfahren nach dem sogenannten "Chapter 11" will das Unternehmen nun mit Hilfe des US-Investors Carl Icahn Altlasten abwerfen und den Neustart versuchen.
Experten rechnen allerdings nicht damit, dass die CIT-Insolvenz große Schockwellen in die Finanzwelt ausstrahlt, schließlich wurde sie bereits seit Monaten erwartet. Doch dürfte die Sorgen um die Erholung der US-Wirtschaft zunehmen. "Wenn es Auswirkungen gibt, werden sie wahrscheinlich psychologischer Art sein", sagte Chip Hanlon von Delta Global Advisers. Die Zweifel an der Konjunkturerholung könnten wachsen.
Die Pleite wird aber auch die US-Regierung teuer zu stehen kommen, die im Dezember 2,3 Milliarden Dollar aus dem staatlichen Bankenrettungspaket in das vor 101 Jahren gegründete Institut gesteckt hatte. Das meiste davon dürfte für die Steuerzahler verloren sein. Denn vorrangig werden die Gläubiger und Anleihen-Halter der Bank ausgezahlt. Damit ist es der erste Verlust für den Rettungstopf Tarp. Dem Sanierungskonzept zufolge sollen die CIT-Schuldtitel bei dem Konkursverfahren auf 70 Prozent ihres Nennwertes gekappt werden. Als Ausgleich geht ein Großteil der neu auszugebenden Aktien an die Gläubiger. Die Alt-Aktionäre könnten nicht mehr mit viel Geld rechnen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.
Der Kreditgeber von Tausenden US-Einzelhändlern und kleineren Firmen hatte vergeblich auf mehr Staatshilfe gehofft, weil der Mittelstand traditionell einer der größten Job-Motoren in den USA ist. Damit das Unternehmen seine rund eine Million Kunden, darunter etwa die Schnell-Imbiss-Kette Donkin' Donuts, halten kann, gilt nun ein schneller Durchmarsch durch die Insolvenz - wie es der Autobauer General Motors im Sommer vorgemacht hatte - als entscheidend. Dazu will CIT Schulden über rund zehn Milliarden Dollar abstreifen.
Anleger setzen auf Sanierungsplan
Der Konzern war in der Finanzkrise ins Straucheln geraten, weil er sich in Boomzeiten zu viele Hypotheken- und Studentendarlehen aufgeladen und einen Schuldenberg angehäuft hatte. Das Unternehmen finanzierte sich vorwiegend über Geld, dass es am Anleihemarkt aufnahm. Als sich die Krise verschärfte und die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herunterstuften, wurde die Finanzierung für CIT immer teurer.
Daran sind schon zahlreiche andere Finanzinstitute wie die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac und nicht zuletzt Lehman Brothers gescheitert. Die Rezession tat ihr übriges und ließ den Berg an faulen Krediten bei CIT immer weiter wachsen. Zuletzt waren fast zehn Prozent der Kredite an Firmenkunden vom Ausfall bedroht.
Mitentscheidend für den Gang in den Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts war, dass das Traditionshaus die meisten seiner Gläubiger mit unbesicherten Anleihen von seinem Sanierungsplan überzeugen konnte. Erst vor wenigen Tagen hatte sich CIT hierzu die Unterstützung seiner wichtigsten Großinvestoren gesichert - unter anderem von dem Milliardär Carl Icahn, zuvor vehementer Gegner eines solchen Verfahrens.
Vergangene Woche hatte CIT die Investoren gewarnt, dass es ansonsten in ein ungeordnetes Konkursverfahren mit völlig ungewissem Ausgang gezwungen werde könnte. Dabei könnte die Firma einen Großteil ihres Wertes einbüßen. Icahn gewährte CIT für das Verfahren einen zusätzlichen Kredit über eine Milliarde Dollar. Zudem sagte die Bank Goldman Sachs zu, eine Kreditlinie über gut zwei Milliarden Dollar während eines Insolvenzverfahrens offenzuhalten.
Operative Töchter seien von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen und führten ihre Geschäfte weiter, teilte die Bank mit.
ore/Reuters/dpa-AFX
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