Ford Europa "Wir stecken in keiner Krise" Von Matthias Kaufmann
Von dem Krisengejammer in der Autoindustrie will sich John Fleming, Europa-Präsident von Ford, nicht anstecken lassen. Einige der drängendsten Probleme der Branche hätten nichts mit der weltweiten Rezession zu tun, so der Tenor auf dem CAR-Symposium in Bochum. Dazu gehören der ewige Streit um Grenzwerte sowie überzogene Erwartungen an die Hybridtechnologie.
Bochum - "What a difference a year makes" - was ein Jahr doch ausmacht. Wie ein Stoßseufzer klingt der Einstieg in den Vortrag John Flemings. Noch vor einem Jahr habe die Autobranche vor Kraft kaum gehen können. Heute, so der Präsident von Ford Europa, erscheine die gesamte Branche in düsterstem Licht.
"What a difference a year makes": John Fleming, Europa-Präsident von Ford, sieht sein Unternehmen gewappnet
© AFPDann stellt er sich gerade hin und richtet den Blick fest in die Podiumskamera: "Aber was Ford Europa angeht muss ich sagen: Wir stecken in keiner Krise!" Zustimmendes Nicken im Publikum.
In Bochum treffen sich derzeit Autobauer und Zulieferer zum CAR Symposium, einer Veranstaltung der Universität Duisburg-Essen. Bereits im neunten Jahr lädt das Center Automotive Research (CAR), das zur Uni gehört, in die Ruhrstadt ein, um den Kontakt zur Industrie zu pflegen.
Die Industrie weiß das Forum zu schätzen, weil sich hier Theorie und Praxis auf kleinem Raum verbinden. Mehrere hundert Teilnehmer diskutieren in Workshops über Gegenwart und Zukunft des Autobaus und kommen ins Gespräch, auch mit den Großen der Branche. In diesem Jahr sprechen unter anderem Audi-Chef Rupert Stadler, Magna-Gründer Frank Stronach und eben Fleming.
Der will alles andere als Krisenstimmung verbreiten und unterbricht seinen Vortrag, um in einem gitarrenbeschrammelten Werbeclip zu demonstrieren, wie viele Neuvorstellungen Ford 2008 vorzuweisen hat. Doch auch er kommt nicht umhin, die Probleme der Branche zu benennen: Ja, in der zweiten Hälfte des Jahres gingen die Umsätze steil bergab, und die Rezession wird tiefe Spuren hinterlassen. Die Situation der US-Muttergesellschaft streift er nur kurz.
"Nie so gut vorbereitet gewesen wie diesmal"
Lieber sagt er, was man halt so sagt, als Topmanager auf einem Podium: Nie sei Ford so gut auf eine Krise vorbereitet gewesen wie diesmal, weil man in den Vorjahren konsequent Überkapazitäten abgebaut habe. Außerdem schreibe Ford Europa seit 2004 schwarze Zahlen.
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Andererseits habe die Branche schon seit Jahren Probleme gehabt, die sich nun durch Kreditklemme und Krisenstimmung verschärften. In Europa gebe es nach wie vor Überkapazitäten in der Autoproduktion, sagt Fleming, wobei Ford-Werke zu 95, teilweise 100 Prozent ausgelastet seien. Besonders schlimm sei aber die Verunsicherung durch die Umweltdebatte und den Umgang der Politik mit dem Thema. Das treffe alle.
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