ROUNDUP: Qimonda verdoppelt Verlust - Mutterkonzern Infineon leidet mit 23.01.08 09:18, Quelle: dpa-AFX Compact MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der anhaltende Preisverfall bei Speicherchips hat den Hersteller Qimonda im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal weit schwerer getroffen als erwartet. Das Ergebnis belastet auch den Mutterkonzern Infineon . Gegenüber dem Schlussquartal des Vorjahres lag der Verlust mehr als doppelt so hoch bei 598 Millionen Euro, wie die an der New Yorker Börse gelistete Qimonda am Dienstagabend mitteilte. Analysten hatten mit lediglich der Hälfte gerechnet. 'Schreckliche Zahlen.', kommentierte ein Aktienhändler am Morgen knapp. Die Infineon-Aktie gab in den ersten Handelsminuten deutlich nach.
Vor einem Jahr hatte der in München beheimatete Speicherchip-Hersteller noch einen hohen Gewinn erzielt. Seitdem sind die Preise aber eingebrochen, im jetzt berichteten Quartal um weitere 40 Prozent. Hinzu kam ein weiterhin schwacher Dollar, worunter Qimonda mit seinem Vorzeigewerk in Dresden besonders leidet. Das Unternehmen begegnet den deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen mit Einsparungen, Produktionsstilllegungen und dem Aufschieben von Investitionen. Die Verträge mit Fertigungspartnern sollen überprüft werden.
DOPPELT SCHLECHT FÜR INFINEON
Die dramatische Verschlechterung der Lage bei Qimonda macht Infineon, die noch drei Viertel der Anteile halten, gleich doppelt zu schaffen: Zum einen reißt das Millionenminus weiterhin tiefe Löcher in die eigene Bilanz, zum anderen erschwert es die anvisierte Loslösung von der Tochter. 'Mit diesen Ergebnissen wird es für Infineon ganz schwer, sich von einem Teil der Qimonda-Aktien über den Markt zu trennen', sagte ein Händler am Morgen. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass die Konzernführung ihren Plan B umsetzt und die Papiere an die eigenen Aktionäre verschenkt. In spätestens in einem Jahr soll der Anteil auf deutlich unter 50 Prozent gesunken sein.
Die Hoffnung auf eine Besserung der Lage Qimondas ist gering. Zwar haben sich in den vergangenen Tagen die Speicherpreise auf niedrigem Niveau stabilisiert oder sogar leicht erholt, doch selbst die Führungsetage traut dem nicht. 'Wie nachhaltig diese Erholung ist, werden wir sehen', sagte der fürs operative Geschäft zuständige Vorstand Thomas Seifert in einer Telefonkonferenz am Abend. Hoffnungen setzt er auf einen neuen, kostengünstig zu fertigenden Chip.
LOB VON ANALYSTEN
Analysten lobten in der Telefonkonferenz die gute Arbeit des Managements unter den schwierigen Bedingungen. So sei die Verschuldung gering und ausreichend Geld in der Kasse. 'Aber auch die Konkurrenten sind nicht tatenlos', sagte ein Bankenvertreter. Wie Qimonda leiden auch diese unter dem Preisverfall, der den Quartalsumsatz der Münchener auf nur noch 513 Millionen Euro hatte abschmelzen lassen - weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts.
Konzernchef Kin Wah Lohs Plan für die Zukunft sieht vor, die Ausgaben zu drosseln und damit auch Überkapazitäten im Markt abzubauen. So senkt er die Investitionen im laufenden Jahr um ein Drittel auf 400 bis 500 Millionen Euro. Den Bau einer neuen Produktionsstätte in Singapur hat er verschoben. Gleichzeitig will Loh die Produktivität und damit den Ausstoß von Bits steigern - um 30 bis 40 Prozent in 2008. Durch die Stilllegungen und den Ausgabenstopp wird Qimonda sein bisheriges Ziel von 50 Prozent aber nicht erreichen./das/zb
|