mainvestor - MOLOGEN AG: "Entwicklung und Vermarktung der Therapeutika absolut planmäßig"
13:40 09.03.06
Die MOLOGEN AG (ISIN DE0006637200/ WKN 663720) ist ein Unternehmen auf den Gebieten der Biotechnologie und der Molekularen Medizin. MOLOGEN verwendet DNA als Medikament für bisher nicht oder nur unzureichend behandelbare Krankheiten. Den Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit bilden die von MOLOGEN patentierten MIDGE- und dSLIM-Technologien. Darauf basierend entwickelt MOLOGEN DNA-basierte Impfstoffe und Therapeutika zur Vorbeugung und Behandlung eines weiten Spektrums schwerer Krankheiten. Die Kernkompetenzen bilden die Krebsforschung und die Impfstoffforschung. Die Gesellschaft setzt dabei auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung von Krankheiten, die zu vermarktbaren Technologien und Produkten zur Krankheitsbekämpfung entwickelt werden. MOLOGEN hat bereits wichtige Plattformtechnologien und darauf basierende Anwendungen weltweit Patent geschützt und erweitert das Produkt- und Patentportfolio stetig. Im Mittelpunkt des Geschäftsmodels steht die Auslizensierung der Produkte an Kooperations- und Pharmapartner.
mainvestor führte das folgende Interview mit Herrn Prof. Dr. Burghardt Wittig, CEO der MOLOGEN AG:
mainvestor: Herr Prof. Wittig, der Aktienkurs von MOLOGEN fährt zurzeit ja Achterbahn. Unter dem Strich hat die Aktie in wenigen Tagen fast 40% an Wert verloren. Was ist da los?
Wittig: So ganz genau wissen wir ehrlich gesagt nicht, was der Markt da aktuell mit unserer Aktie veranstaltet. Es könnte einerseits vermutet werden, dass hier ein größerer Investor bei uns ausgestiegen ist. Warum - und vor allem warum über die Börse - wissen wir nicht. Auf der anderen Seite haben wir den Verdacht, dass MOLOGEN nach der sehr guten Kursentwicklung der vergangenen Monate zum Ziel von Shortsellern geworden ist. Wir haben hier ja gewaltige Volumina gesehen, die durch normale Marktaktivitäten nicht mehr erklärbar sind. Immerhin ist in den vergangenen Handelstagen weit mehr als die Hälfte unseres Grundkapitals umgesetzt worden. Aus unserer Sicht eine Entwicklung, die fast in Richtung Marktmanipulation geht.
mainvestor: Nun schießen nach so einem Kursrutsch ja die wüstesten Gerüchte ins Kraut. Da denkt der eine oder andere ja halb MOLOGEN habe ein bestandsgefährdendes Problem.
Wittig: Ich kann nur mit aller Deutlichkeit sagen: Wir sind bei der Entwicklung und Vermarktung unserer Therapeutika absolut im Rahmen unserer eigenen Roadmap - mindestens. Wir sind wirtschaftlich solide aufgestellt und wir haben ein sehr solides Finanzpolster. Damit sind wir weiter als 95% aller Biotech Unternehmen in der Welt.
mainvestor: Nun hat MOLOGEN Anfang der Woche ja auch vermeldet, dass INMOG, das Joint Venture in Arabien, von MOLOGEN gekündigt worden ist.
Wittig: Wir haben in der Tat die Joint Venture Verträge als Folge einer strategischen Entscheidung gekündigt. Hintergrund ist, dass wir durch einen großen technologischen Sprung in unserer Forschung nun in der Lage sind, die Therapeutika für unsere genbasierte Zelltherapie ortsunabhängig vom medizinischen Einsatz zu produzieren und dann entsprechend zum Patienten zu transportieren. Das ist für uns enorm wichtig. Wir sind damit nicht mehr auf Zell- und Gentherapiezentren angewiesen, sondern können unsere Wirkstoffe im Rahmen eines skalierbaren Lizenzmodells vermarkten. Das eröffnet uns großes Potenzial. Warum der Kurs deshalb fallen sollte, wenn wir verbesserte Perspektiven haben, ist mir nicht ganz klar.
mainvestor: Aber INMOG war der berühmte Spatz in der Hand, den Sie gegen die Taube auf dem Dach eintauschen, oder?
Wittig: Nein, gerade nicht, das ist ja der springende Punkt. Zum einen ist MOLOGEN hervorragend durchfinanziert, wir sind also kein Biotech mit knapper Kapitaldecke. Wir können uns vielmehr strategischen Weitblick auch leisten. Auf der anderen Seite ist unser neuer Lizenzansatz ja durchaus handfest und greifbar. Wir prüfen aktuell einen Lizenzvertrag mit einem der führenden indischen Biotechnologieunternehmen, Shanta Biotechnics. Dabei reden wir konkret über Millionenzahlungen.
mainvestor: Wann wird es im Fall Shanta eine konkrete Entscheidung geben?
Wittig: Bei allen Vorbehalten und Unsicherheiten, die es da natürlich gibt, hoffe ich doch, dass wir das Thema mit Shanta noch im März klären können.
mainvestor: Ein umfassendes Lizenzmodell setzt ja mehr als eine Region voraus, in der man Interessenten hat.
Wittig: Natürlich. Wir reden sehr konkret in Regionen wie China und Russland. Und natürlich führen wir Verhandlungen in Arabien. Nicht zuletzt deshalb haben wir da jetzt unter das Joint Venture einen Schlussstrich gezogen. Wir streben eine Kette von Lizenznehmern in den wichtigen Wachstumsregionen der Welt an.
mainvestor: Wann rechnen Sie hier mit Abschlüssen?
Wittig: Wir erwarten, dass aus den eben genannten Regionen in den kommenden 9 bis 12 Monaten eine Vereinbarung zu vermelden ist. Wenn es schneller gehen sollte, dann freut uns das natürlich.
mainvestor: Ein zweites Standbein bei MOLOGEN ist die "genetische Impfung". Was ist der Stand dort?
Wittig: Auch hier gilt, wir sind im Rahmen unserer Roadmap - "mindestens".
mainvestor: Bei allem Respekt, etwas konkreter darf es schon sein. Schließlich sind viele Anleger aktuell verunsichert.
Wittig: Das verstehe ich gut. Also, ein Pilotprojekt bei der genetischen Impfung, mit dem wir zeigen wollen, dass das Prinzip funktioniert - proof of concept nennt man das -, ist für uns die Krankheit Leishmaniose. Eine Krankheit, die bei Hunden im Mittelmeerraum sehr verbreitet und auch auf den Menschen übertragbar ist. Hier stehen wir vor einem Deal mit einem großen internationalen Partner, der unsere Technologie für einen Impfstoff lizenziert. Mehr kann ich zurzeit wirklich nicht sagen. Das wäre für uns ein weiterer großer Durchbruch, wenn "Big Pharma" dem MOLOGENansatz den Ritterschlag verleiht. Darauf arbeiten wir seit Jahren hin. Fachlich brauchen wir diese Bestätigung nicht, da sind wir selbstbewusst genug und da haben Biotech Companies meistens mehr Know-how. Vom Vermarktungspotenzial und von den wirtschaftlichen Erfolgsmöglichkeiten allerdings wäre das für uns ein Meilenstein.
mainvestor: Also MOLOGEN würde daran auch gut verdienen?
Wittig: Klar. Wir wollen hier einen großen Partner haben, wollen mit ihm zusammen Potenziale in einem Bereich entwickeln und uns unsere Optionen für weitere Bereiche offen halten.
mainvestor: Dann noch der allgemeine Rundumschlag zum besseren Verständnis: Was sind die Technologien, mit denen MOLOGEN am Markt präsent ist?
Wittig: Unsere Produktentwicklungen basieren auf unseren beiden Schlüsseltechnologien, der Genfähre MIDGE und dem Immunmodulator dSLIM. Wir setzen MIDGE und dSLIM für unsere gentherapeutischen Verfahren zur Therapie von Krebserkrankungen ein. Hier unterscheiden wir die Therapie mit genmodifizierten (MIDGE) und immunmodulierten (dSLIM) Zellen aus unseren Master-Zellbanken, die wir als erstes Produkt in den schon erwähnten Märkten platzieren und die Therapie mit dSLIM, allein und in Kombination mit etablierter Chemotherapie, die sich in Europa und mit unserem Kooperationspartner Starvax in China in klinischer Entwicklung befindet. Eine spezielle Form von MIDGE, nämlich MIDGE-Th1, ist Grundlage unserer DNA-Impfstoffe gegen lebensbedrohende Infektionen bei Mensch und Tier. Hier stehen wir, wie schon mehrfach angedeutet, kurz vor dem erfolgreichen Abschluss eines Entwicklungs- und Lizenzabkommens für einen Impfstoff auf MIDGE-Th1 Grundlage zur Bekämpfung der Leishmaniose bei Hunden. Dies wäre der erste sichere und billig herzustellende DNA Impfstoff auf dem Markt und das lässt uns durchaus auf weitere Projekte in dieser Richtung hoffen.
mainvestor: Und wie sieht es konkret bei der dSLIM-Technologie aus? Der Coley/ Pfizer Deal für ein vergleichbares Molekül hat ja im vergangenen Jahr für reichlich Furore gesorgt.
Wittig: Für dSLIM folgen wir weiterhin unseren Entwicklungsplänen. Im Rahmen der Auslizenzierungsgespräche haben wir viel versprechende Kontakte knüpfen können. Deshalb gehen wir davon aus, einen soliden Partner zumindest für eine Entwicklungskooperation präsentieren zu können.
mainvestor: Mit 2006 endet die Entwicklung ja noch nicht, wo sehen Sie die MOLOGEN in 2 bis 3 Jahren?
Wittig: Durch die kontinuierliche Abarbeitung unserer Roadmap gehen wir von einem stetigen Wachstum innerhalb der nächsten Jahre aus. Insbesondere durch Lizenz- und Kooperationspartner werden wir eine fundierte Entwicklung für unsere Technologie in den Bereichen Krebsbehandlung und Impfstoffe erreichen. Von großem Interesse werden dabei die ersten Vermarktungsschritte sein. Weiterhin werden wir konsequent in die Forschung investieren, um den Nachschub an innovativen und wirksamen Medikamenten auszubauen.
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