Im Bericht "Wirecard und die bösen Wölfe" schreibt der Autor Christian Kirchner unter anderem Folgendes:
"Wenn drei kritische (und bislang nicht widerlegte) Artikel der ?Financial Times? sowie das Auftreten von Leerverkäufern eine Bedrohung für die Finanzstabilität darstellen, ist das ein Grund, von einer Investition in Aktien im Allgemeinen und Wirecard im besonderen abzusehen. Das gilt um so mehr, als dass sich Wirecard 2016 einer viel perfideren, da anonymen Attacke ausgesetzt sah und erheblich mehr Aktien leer verkauft waren als zuletzt ? und die Deutsche-Bank-Aktie trotz der 1,5 Billionen Bilanzsumme in ihren finstersten Tagen vor gut zwei Jahren weiter munter leer verkauft werden durfte."
Ich finde es schon bemerkenswert, dass die BaFin-Entscheidung dermaßen kritisiert wird. Anstatt "besorgniserregend" zu finden, dass es sich bei der Causa Wirecard höchstwahrscheinlich um einen betrügerischen Short-Angriff handelte, also um das Wetten auf fallende Kurse - was allein keineswegs problematisch wäre - mit Unterstützung von Falschmeldungen zum Unternehmen, sollte man sich auch bei Capital eher Gedanken darum machen, was für Folgen eine solche Shortattacke für das Unternehmen haben könnte. Immerhin ist die Marktkapitalisierung innerhalb weniger Handelstage um fast 50% eingebrochen, was das Unternehmen anfällig macht, sowohl in Bezug auf eventuelle Konkurrenz, als auch hinsichtlich möglicherweise drohender (feindlicher) Übernahmen.
Wenn dieses Risiko, betrogen zu werden, als "normal" betrachtet wird (von wem auch immer: Capital, MM, FT, ...), muss man sich nicht wundern, wenn auch weiterhin viele (Deutsche) sich denken, dass die Börse kein adäquater Ort für die Geldanlage ist. Die Zeitschrift "Capital" bzw. ihr Journalist scheint sich darüber fast lustig zu machen (mein persönlicher Eindruck), obwohl sie (er) durchaus den Zusammenhang zwischen Vertrauen und Geldanlage im selben Artikel darstellt. Komisch nur, dass im letzten Satz Christian Kirchner die Frage stellt, was die BaFin mehr weiß als alle anderen. Er hat diese Frage ja vorher schon beantwortet: Dass nämlich derartige Fake-News, wie die FT sie höchstwahrscheinlich verbreitet hat, die Finanzstabilität gefährden.
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