Über Kursgewinne bei den griech. Bankaktien freue ich mich jetzt natürlich auch. Tsipras hat aber nach dem Abgang von Varofakis angesichts der extrem miesen wirtschaftlichen Situation von GR, die er im übrigen hauptsächlich u.a auch von konservativen Vorgängerregierungen geerbt hat für GR eine ziemlich gute und pragmatische Innen- und Außenpolitik gemacht - auch was z.B. Nordmazedonien angeht.
Ich halte ihn außerdem für einen ziemlich guten Taktiker (mit Ausnahme seiner jetzigen Neuwahlentscheidung) und von Korruption und persönlicher Bereicherung habe ich bisher bei Tsipras auch nichts gelesen. Letzteres war bei einigen konservativen Vorgängern noch ganz anders. Ob sich die Mehrheit der Griechen mit einer Abwahl nun Ende Juni einen Gefallen tun würden, wage ich deshalb mal zu bezweifeln.
Leider macht Tsipras es jetzt mit seiner (falschen) Entscheidung Gerhard Schröder nach, der allerdings nach der angesetzten Neuwahl 2005 noch ein ganzes Jahr regulär im Amt hätte bleiben können. Hätte Schröder nicht die unnötige Vertrauensfrage gestellt, wäre er wahrscheinlich 2006 wiedergewählt worden, weil die Ergebnisse seiner Sozialreformen sich dann 2006 noch stärker wirtschaftlich positiv ausgewirkt hätten. So profitierte dann nur Merkel von seiner Politik. Strategisch denke ich jedenfalls, daß die Griechen nach einer guten weiteren Urlaubssaison und wirtschaftlichen Erholung im Herbst dann vielleicht eher bereit gewesen wären, Tsipras wiederzuwählen. Vielleicht hat Tsipras aber schlicht auch keine große Lust mehr weiterzumachen.
Das gleiche Profitieren vom Vorgänger passierte zuletzt auch bei Obama und Trump. Obama hatte sehr viele Probleme von seinem Vorgänger Bush geerbt und sein Nachfolger Trump profitierte dann gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit von der guten jahrelangen Wirtschaftspolitik Obama's, wobei Trump mit seinem krankhaft narzistischen Ego natürlich nur sich selbst die Besserung der wirtschaftlichen Situation in den USA zuschreibt. Dabei kann er dafür gar nichts - ganz im Gegenteil, denn er hatte m.E. nur das Glück in die großen Fußstappen seines guten Vorgängers treten zu können.
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