Dirk Müller: Der Handelskrieg mit China entwickelt sich exakt so, wie ich es erwartet und im Buch "Machtbeben" beschrieben habe. Trump überspannt den Bogen nicht, im Gegenteil folgt er einer sehr klaren Strategie. Wir vergessen bei aller Wirtschaftsverliebtheit nur zu gerne, dass es eine Komponente gibt, die die wirtschaftlichen Interessen zumindest zeitweise überlagern. Das ist die Geostrategie, die Machtfrage. Die USA sind seit dem Zweiten Weltkrieg die Weltmacht Nr.1 und sie haben ein existentielles Interesse daran, dies auch zu bleiben. Man hatte der machtpolitischen Auseinandersetzung mit Russland alle wirtschaftlichen Fragen untergeordnet. Russland ist heute keine akute Bedrohung für die Vorherrschaft der USA mehr. Diese Rolle hat China nicht nur eingenommen, sondern auch klar postuliert. In wenigen Jahren würde China an den USA vorbeiziehen. Amerika hat gar keine andere Option, als alles zu unternehmen, um dies zu verhindern. Der Handelskrieg ersetzt - Gott sei Dank - den militärischen Krieg. Daher wäre es ausgesprochen naiv anzunehmen, die USA würden jetzt die weiße Flagge hissen oder einen "Deal" mit China machen und dann zusehen, wie China die Weltmacht zunächst wirtschaftlich, dann politisch und schließlich militärisch übernimmt. Trumps Vorgehen ist ausgesprochen rational, auch wenn er sich nach außen perfekt als unberechenbar darstellt, was eine Jahrhunderte alte Strategie ist, die bereits Nixon in der "Madman-Theorie" Ende der 1960er Jahre angewandt hatte. Viele Maßnahmen, die Trump seit Amtsantritt umgesetzt hat, dienten bereits der Vorbereitung einer harten Auseinandersetzung mit China. Repatriierung der Auslandsgewinne von US-Unternehmen, massive Steuersenkungen, Verlagerung von Industrieaktivitäten nach Amerika und nun Infrastrukturmaßnahmen: Alles Maßnahmen, um die US-Unternehmen bestmöglich auf eine Wirtschaftskrise und den Konflikt mit China vorzubereiten und zu stärken. In sich absolut stringent und keineswegs wirr. Natürlich wird ein wirtschaftlicher Einbruch in China zu einer Weltwirtschaftskrise führen, von der auch die US-Unternehmen hart betroffen sein werden. Die Alternative wäre eine dauerhafte Aufgabe der Weltmachtposition.
Mr. Dax: Dirk Müller: Was tun, wenn der Crash jetzt doch recht schnell einsetzt? | wallstreet-online.de - Vollständiger Artikel unter: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/...un-crash-recht-einsetzt
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