Die Vorzugsaktien haben eine festgeschriebene Liquidation Preference in Höhe des Ausgabepreises, welche bei einer Zerschlagung bedient werden muss. Sie stehen vor den Stammaktien. Insgesamt hat Fannie Junior-Vorzugsaktien im Wert von 19,1 Milliarden Dollar ausgegeben. Allerdings hat der Staat sich Senior-Vorzugsaktien für jeden geliehenen Dollar geben lassen. Der Wert beträgt ca. 120 Milliarden Dollar. Diese Aktien stehen in der Hierarchie noch vor den Junior-Vorzugsaktien. Sprich: Sollte Fannie zerschlagen, abgewickelt oder sonstwie liquidiert werden, erhalten auch die Junior-Vorzugsaktionäre nichts, da die Insolvenzmasse solche Beträge nicht hergeben würde. Das 3. amendmend mit dem Net Worth Sweep hat eine Anerkennung der Rückzahlungen von Fannie in Höhe von 220 Milliarden Dollar als "Schuldentilgung" ausgeschlossen. Sonst gäbe es gar keine Senior-Vorzugsaktien mehr. Daher klagen ja auch die Vorzugsaktionäre vor Gericht die Rechtmäßigkeit des 3. amendmends an. Bisher erfolglos.
Groß-Vorzugsaktionär und Trumpunterstützer Paulson hat vor knapp einem Jahr die Firma Moelis beauftragt, einen Reformplan für Fannie zu erstellen, der administrativ zu bewerkstelligen ist. Diesem Plan zufolge würden die Junior-Vorzugsaktien in Stammaktien gewandelt werden, damit die Fannie ohne Verpflichtungen entlassen werden könnte. Dies hätte eine starke Verwässerung der Stammaktien und deren Wert zur Folge. Und die Vorzugsaktionäre kämen schneller an ihr erhofftes Kursziel. Denn eine Rekapitalisierung über die Einbehaltung der Gewinne würde Jahre dauern und die Vorzugsaktionäre würden erst nach erfolgreicher Kapitalisierung wieder eine Dividende sehen. Ich glaube nicht, dass eine Wandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien so einfach möglich ist, da es vertraglich ausgeschlossen wurde. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass die FHFA eh macht, was sie will, schließe ich eine Wandlung nicht vollständig aus. Mnuchin hält einen Warrant, der es im gestattet, 4,5 Milliarden Stammaktien für einen Apfel und ein Ei zu erwerben. Falls er es darauf abgesehen haben sollte, den Warrant zu Geld zu machen, ist eine Wandlung auch eher unwahrscheinlich, da er seine Aktien ebenfalls verwässern würde.
Das Beste für uns wäre es, wenn Mnuchin den Steuerzahler als entschädigt betrachten würde und somit den Net Wort Sweep beenden würde. Dann würde Fannie über die Einbehaltung ihrer Gewinne rekapitalisieren. Sollte er die Kapitalisierung schneller verantreiben wollen und eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe von neuen Stammaktien anstreben, dann würde eine Wandlung Sinn machen, wäre aber nicht unbedingt erforderlich.
Der Moelisplan bevorzugt die Vorzugsaktionäre, damit sie schneller an ihr Geld kommen. Aber in meinen Augen ist das alles Quatsch. Leider ist es der bislang einzige gut ausgearbeitete Plan, der von Privat vorgelegt wurde. Und die Vorzugsaktiönäre haben Gefallen daran. Laut Moelis hätten die Stammaktien immer noch einen Wert von 8-10 Dollar. Ohne Wandlung ist locker das Doppelte oder Dreifache drin.
Nun ja: Haupt-Stammaktionär Ackman hat 2014 auch einen Plan vorgestellt. Das Interessante: Auch er schlägt eine Wandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien vor. Allerdings sind seine "Konditionen" besser für uns Stammaktionäre. Der Grund, warum eine Wandlung vorgeschlagen wird, ist, dass man der Firma einen Neuanfang ermöglichen will, der sie ohne "Schulden" aus dem Conservatorship entlassen soll. Bei den Vorzugsaktien handelt es sich um " liabilities"(Verpflichtungen), die aber in Fannies Büchern als "debt"(Schulden) geführt werden. Deren Dividendenanspruch beträgt rund eine Milliarde Dollar pro Jahr. Natürlich nur, wenn ausreichend Gewinne erwirtschaftet wurden.
Wie du dir denken kannst, hat die Moelis-Diskussion für böses Blut zwischen Stamm- und Vorzugsaktionären gesorgt.
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