Der USA Bären-Thread
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neuester Beitrag: 06.02.24 19:47
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eröffnet am: | 20.02.07 18:45 von: | Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 156395 |
neuester Beitrag: | 06.02.24 19:47 von: | Bamzillo | Leser gesamt: | 22556820 |
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https://de.wikipedia.org/wiki/S%26P_GSCI
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https://www.marketwatch.com/story/...he-verge-of-a-melt-up-2019-12-16
Wie immer bei solchen Meldungen sollte man eher mit dem Gegenteil rechnen und skeptisch bleiben. Zumal als Auslöser für diesen Melt-up ausgerechnet der anstehende "China-Deal" (finale Fassung) herhalten soll.
....Analysts at Bank of America Merrill Lynch, led by strategists Michael Hartnett, described the market as ?primed for Q1 2020 risk asset melt-up,? with the Federal Reserve and the European Central Bank still providing ample support to portions of the market and economy that have shown some signs of softness.
UBS Global Wealth Management Chief Investment Officer Mark Haefele said that the partial Sino-American trade resolution (A.L.: China-Deal) contributes mightily to the bullish thesis that a number of strategists have adopted.
?This could unlock further upside for equity markets, driven by an improvement in business confidence and a recovery in investment,? Haefele wrote.
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also ich seh bei boeing hingegen potentielle gewaltige abschreibungen und womöglich sogar ein chapter 11.
mal schauen, ob boeing wirklich "to big to fail" ist.
oder ob safety first in der flugzeugindustrie noch standard ist oder nur noch schlagwort...
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Zinsen wurden wieder gesenkt und QE4 gestartet (okay, offiziell nennt man es "Nicht-QE").
Aber WAS wird im nächsten Jahrzehnt passieren?
Oft kommen da Paradigmen-Wechsel.
Ich schätze, dass wir doch wieder einmal eine Phase mit höherer Inflation sehen könnten, bevor es dann zwangsweise zu einer Rezession kommt, weil die Zinsen in Folge der Inflation wieder steigen. Viele Zombies werden unter Druck kommen.
Solch ein inflationäres Szenario erwartet heute praktisch fast niemand, nicht einmal die berufsmäßigen Crash-Propheten. Die erwarten einen deflationären Crash, der IMO nicht kommen kann, weil die Zentralbanken SOFORT dagegenarbeiten würden. Siehe Dez. 2018!
Ein Melt-Up an den Börsen würde in der ersten Phase zum inflationären Szenario passen. Doch später ist hohe Inflation für die meisten Unternehmen nicht so positiv zu sehen.... steigende Zinsen und Fremdkapital wird teurer!
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Also wird der Markt weiter mal ein wenig runtermanipuliert und dann wieder etwas rauf.
Kurz vor der Wahl wird dann doch noch ein "Great Deal abgefeiert und Trumpel wiedergewählt im Angesicht neuer ATH's.
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Dass Indizes Blasen bilden können (vor allem bei Null- und Negativzinsen und dem neuerdings in US betriebenen "stealth QE" - sprich Repo) wird tunlichst unter den Tisch gekehrt.
Selbst die spanische Blasenwirtschaft der Nuller Jahre, die auf einer unhaltbaren Immobilienblase basierte, wurde von Volkswirten nicht klar erkannt. Stattdessen wurde Spanien als "Musterland" der Eurozone gefeiert - mit enormem Wachstum bei nur 40 % Staatsverschuldung. (Nach Platzen der Blase entlarvte sich Spanien als ökonomischer Schwachmat, und die Staatsverschuldung schwoll wegen der notwendigen Bankenrettungen auf über 100 % - und damit PIIGS-Niveau).
Deutsche Politiker sind ebenfalls ungeheuer stolz auf ihre schwarze Null, die sie als Indiz sorgsamer Haushaltführung verkaufen - obwohl die schwarze Null faktisch vor allem daraus resultiert, dass der deutsche Staat wegen der EZB-Nullzinsen seit 2009 sage und schreibe 370 Milliarden an Zinsen gespart hat (verglichen mit dem Zinsniveau "vor Lehman")!
Dass auch der ausgewiesene Narzisst Trump auf die Blendernummer der "gestiegenen Indizes" setzt, sollte daher niemanden verwundern. Die Welt wartet förmlich darauf, von Hütchenspielern verdummt und betrogen zu werden. Und dass Trump alle kaufmännischen Tricks beherrscht, um Lügengebäude (inkl. seiner pleitegeweihten Alantic-City-Spielkasino-Hotels) schönzureden, ist nichts anderes als langjährige "Berufserfahrung", die Trum nun auch auf Polit-Ebene verwerten kann.
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Denn "an sich" ist ja klar: Wenn den Massen die Kaufkraft fehlt (auch wegen Arbeitslosigkeit nach 2009) dann kann es keinen Aufschwung geben. Es gab den Aufschwung aber trotzdem, weil die Lücken einfach mit zinsgünstigem Kredit vollgestopft wurden.
In USA gab und gibt es massenhaft Studentenkredite (die später oft erlassen werden und damit rückwirkend zu "Helikoptergeld"), Auto Loans und sonstige Kredite ohne Ende - alles im Billionen-Format (engl: trillions).
Das heißt: Im Kapitalismus schert sich das Kapital nicht die Bohne darum, wie es den Massen objektiv geht. Wichtig ist nur, dass die Massen irgendwie die angebotenen Waren kaufen, "damit die Wirtschaft weiter wächst". Ob Joe Sixpack seine Konsumkäufe mit hart erarbeitetem eigenen Geld finanziert oder mit Kreditkarte oder sonstigem Pump (Studenten/Auto-Kredite), ist der 1 % Elite, die nur Umsätze sehen will, völlig egal. USA ist schließlich keine Außenstelle der Heilsarmee.
Bereits seit der späten Ära Greenspan wird in USA Schuldenwachstum frecherweise mit Wirtschaftswachstum gleichgesetzt. Deshalb empfahl Greenspan ja ab 2003 auch, dass die Amis ihre Häuser beleihen (HELOCs) und das Geld für Konsum auf den Kopf hauen. Damit legte Greenspan fahrlässig den Grundstein für die spätere Banken- und Immobilienkrise in 2008.
Hauptsache, es können hochprofitabel Sachen verkauft werden wie z. B. Nike-Import-Sneaker made in China, die 90 % Marge bringen.
Natürlich ist das ein unhaltbares Ponzi-System, bei dem das Kreditkartenhaus nur immer höher aufgetürmt wird. Aber solange der Laden nicht zusammenbricht, tun die Amis - bis hin zur Fed - hedonistisch so, als handele es sich um "organisches Wachstum".
DASS dieses Kartenhaus irgendwann zusammenbrechen wird, ist zwar so sicher wie das Amen in der Kirche, aber im Timing liegen die hiesigen Bären schon seit einem Jahrzehnt falsch, mich inbegriffen.
Deshalb hab ich dem eigentlich interessanten Post # 770 keinen Stern gegeben. Mir bleiben an der "keine Massennachfrage"-Theorie angesichts der Kreditmätzchen zu viele Zweifel. Eben weil die Löcher so - und zu - leicht mit Luft-Geld aller Art gestopft werden können.
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Wo ist also der Knackpunkt im Bezug auf die "Joe Sixpack -> Konsum auf Pump -> Unternehmenseinnahmen -> Markt bleibt oben"-Kette? Wenn der Konsum auf Pump nicht mehr funktioniert. Wann wird das der Fall sein? Wenn die Kreditzinsen steigen, die Konsumenten zunehmen Kredite durch neue Kredite ablösen müssen und sich die Zahlungsausfälle häufen. Einen ersten Eindruck bekommt man bei den Kreditkarten-Krediten:
Zunächst die Zinsentwicklung:
https://fred.stlouisfed.org/series/TERMCBCCALLNS
Und hier die Ausfallraten:
https://fred.stlouisfed.org/series/DRCCLACBS
Beides beginnt bereits zu steigen, schwer zu sagen welches von beiden was bedingt. Sollte sich der Trend fortsetzen und auch in anderen Bereichen finden, dürfte es düsterer werden für den Konsum. Die Banken werden aber auch vorsichtiger werden bei ihrer Kreditvergabe, d.h. höhere Dispo- und Kreditkartenzinsen und weniger Vergabe von sonstigen Krediten, denn es ist auch nicht im Interesse der Banken wieder (wie 2008) massenhaft faule Kredite anzuhäufen. Hier liegt für mich der Knackpunkt, an dem eine Grenze erreicht werden könnte.
Ein weiterer Aspekt für eine bärische Aussicht: Man muss sich fragen, wie soll es weitergehen, selbst wenn der Konsum zunächst bestehen bleiben könnte? Die Arbeitslosigkeit ist aktuell auf einem Rekordminimum. D.h. es wird bereits viel konsumiert, die Leute verdienen Geld. Arbeitskräfte sind immer schwieriger zu finden. Zusammen mit einer Politik der Abschirmung, sollte das die Löhne nach oben treiben. Eigentlich sollte dadurch die Lohnpreisspirale in Gang kommen und in der Folge zu Inflation führen. Das wiederum müsste (wenn die Fed ihr Mandat ernst nimmt) zu höheren Zinsen führen und dürfte die Wirtschaft ebenfalls ausbremsen (vielleicht nutzt man es jedoch auch zur Entschuldung, sollte die Fed ihr Mandat nicht ganz so ernst nehmen).
Dein Argument ist jedoch richtig, das Timing ist trotzdem schwierig, es ist jedoch offensichtlich, dass es für die Wirtschaft aktuell nicht mehr so viel Raum nach oben gibt. Und wie bereits in einem vorherigen Post von mir erwähnt, habe ich Sorge vor Präventivschlägen der Zentralbanken, die sich aufs Währungssystem auswirken könnten und im Extremfall damit tatsächlich zur Katastrophenhausse führen könnten.
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"Wenn der Konsum auf Pump nicht mehr funktioniert. Wann wird das der Fall sein? Wenn die Kreditzinsen steigen..."
(sinngemäß) kennen und bereits zig mal durchdiskutiert haben.
Deshalb müssen die Märkte und vor allem der Zinsmarkt auf Teufel komm heraus weiter manipuliert werden, z. B. die Zinsen ständig weiter nach unten.
In USA geschieht dies zur Zeit am kurzen Ende (Fed senkte bereits mehrmals die Leitzinsen) sowie am langen Ende durch die massiven Repo-Aktionen der Fed, die eine Art "stealth QE" (= ein offiziell nicht "zugegebenes" QE) darstellen.
Trumps Politik ist stark wirtschaftsfreundlich, und die Fed ist mMn nur pro forma "unabhängig" von der Politik. In Wahrheit ist und bleibt die Fed
ein halbstaatliches Instrument in der Hand von Wall Street und Washington, das überwiegend der Marktmanipulation zugunsten Wall Streets dient.
Auch scheint Fed-Chef Powell auf Trumps Drohungen, ihn zu entlassen (feuern), wenn er die Leitzinsen nicht senkt, reagiert zu haben. Das war wohl von Trump nur halbernst geäußert, aber die Wirkung blieb es trotzdem nicht schuldig. Einen entlarvenderen Beweis, wie stark die Fed auch unter der Fuchtel der Politik steht, wird man schwerlich finden.
Dein bärisches Szenario ist, wenn ich es richtig verstanden habe, das Aufkommen einer leichter Inflation, die dann größer wird, so dass die Fed mit Zinserhöhungen reagieren muss - gefolgt von einer mittelschweren Rezession wie nach 2000.
Mir ist dieses Szenario, das wird dich vielleicht wundern, zu bullisch. Denn es setzt intakte, nicht-manipulierte freie Märkte voraus, die es aber seit 2008 nicht mehr gibt. Und es gibt sie deshalb nicht mehr, weil sie ohne die Stützmanipulationen schnell zusammenbrechen würden. Die ganze Rally seit 2009 ist ein riesiges rosa Kaninchen, das Wall Street aus dem Fed-Hut gezaubert hat. Die EZB und die BoJ (Vasallen-Zentralbanken) leisteten wie gewohnt Schützenhilfe.
Weiterhin nennst du zwei Faktoren, die sich tendenziell widersprechen.
1. Risse im Finanzsystem, gepaart mit Vorsicht bei der Kreditvergabe. Das ist ein Szenario, das weniger dem von 2000 (intakte, wenig manipulierte Märkte) als dem von 2008 (kollabierende Märkte, die seitdem nur noch durch Marktmanipulation steigen) entspricht. Ich erwarte diese Risse ebenfalls (siehe unten).
2. Eine steigende Lohn-Preis-Spirale (LPS). Die wäre mMn auf Sicht von 6 bis 12 Monaten sogar ein bullisches Signal - wegen des dann notwendigerweise starken Arbeitsmarktes. Anzumerken ist außerdem, dass LPS ein Phänomen aus der "guten alten Zeit" zu sein scheint, in der es noch organisches Wachstum gab. Es ist daher eher ein Phänomen der Jahr-2000-Ära. Volkswirten ist zudem ein großes Rätsel, warum eine LPS bislang weder in USA noch in Nullzinseuropa in Gang gekommen ist. Manche schreiben dies der zunehmenden Roboterisierung der Produktion zu, die Arbeitskraft entwertet. Oder der aus Billiglohn-China in den Westen exportierten Deflation.
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Mein Alternativ-Szenario ist mittelfristig "krank-bullisch" = unberechtigt weiter steigende Märkte. Dem folgt dann schlagartig ein extremer Einbruch, der auf einem "credit freeze" basiert. Die Märkte könnten sich dann innerhalb von zwei Wochen mehr als halbieren. Der Credit Freeze dürfte aus der Überschuldung auf allen Ebenen resultieren. Auch US-Firmen sind stark verschuldet und oft unter BBB-Rating eingestuft.
Dies wäre ein "plötzliche Risse im Finanzsystem"-Szenario, das dem aus 2008 ähnelt, als schlagartig keine Bank mehr einer anderen traute.
Beim nächsten Crash könnte es aber noch gefährlicher werden, weil man den Notenbanken mit ihren Billionen-schwer aufgeblasenen Bilanzen ebenfalls nicht mehr traut. Dann könnte neuerliche Marktmanipulationen der Notenbanken verpuffen, weil der Markt sich so stark auskotzt, dass sie nicht mehr dagegenhalten können. Parallel dazu dürfte es extreme Umwälzungen auf den Devisenmärkten geben. Die Schweiz könnte schwere Probleme bekommen.
Ein Timing für dieses - letztlich ultrabärische - Szenario halte ich leider für unmöglich.
Es kann schon im Januar 2020 passieren - oder eben auch erst in drei oder vier Jahren.
Dass der Crash kommt ist 100 % sicher. Wann er kommt, ist 100 % unsicher.
Bis auf weiteres werden wir daher einen "Schrödinger-Katzen"-Bullenmarkt sehen, bei dem niemand weiß, ob der Bulle im geschlossenen Fed-Zauberkasten eigentlich noch lebt oder schon tot ist ;-)
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Die Kette reicht (bis jetzt) von der Tulpenzwiebelblase bis zum Subprime-Fiasko.
Der größte Börsenknall aller Zeiten wird beim Platzen der Zentralbankenblase zu hören sein.
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Letztlich haben sich aber beide Entwicklungen im Vorfeld angekündigt, bei 2000 war sicherlich die Asienkrise (1998) ein Warnzeichen, bei 2008 die Subprime-Krise (2005/6, von der ja aber nur wenige geahnt hatten, dass es sich durchs ganze Bankensystem zieht). In beiden Fällen gab es auf den Kreditmärkten Warnzeichen, dass etwas im Argen ist. Die Frage ist vielleicht aber auch eine psychologische, dieses Mal um so mehr: Die Fed wird schwere Geschütze auffahren und wenn der Markt kurzfristig daran glaubt, kann dass die ganze Sache noch weiter verzögern. Aufhalten werden sie die Krise nicht können.
Bei dieser 2000er-artigen Entwicklung (einsetzende Inflation, darauf folgende Rezession) sehe ich übrigens auch mehr einen begrenzenden Faktor, da das Entwicklungen eines vollzogenen Wirtschaftszyklus sind, der sich dann einfach irgendwann selber bereinigen muss (sonst sind Kapazitäten gebunden). Kurzfristig kann das bullisch sein, spätestens beim Einsetzen der Rezession würde ich erwarten, dass die Risse, die seit 2008 im System bestehen, aufbrechen. Wer weiß, vielleicht brechen diese Risse aber auch schon vorher auf, diese Repo-Geschichte ist zumindest mal verdächtig.
Noch kurz dazu:
"2. Eine steigende Lohn-Preis-Spirale (LPS). Die wäre mMn auf Sicht von 6 bis 12 Monaten sogar ein bullisches Signal - wegen des dann notwendigerweise starken Arbeitsmarktes. Anzumerken ist außerdem, dass LPS ein Phänomen aus der "guten alten Zeit" zu sein scheint, in der es noch organisches Wachstum gab. Es ist daher eher ein Phänomen der Jahr-2000-Ära. Volkswirten ist zudem ein großes Rätsel, warum eine LPS bislang weder in USA noch in Nullzinseuropa in Gang gekommen ist. Manche schreiben dies der zunehmenden Roboterisierung der Produktion zu, die Arbeitskraft entwertet. Oder der aus Billiglohn-China in den Westen exportierten Deflation."
Den letzten zwei Sätzen würde ich zustimmen. Der Clou bei der Gelddruck-Orgie ist die Fehlannahme, dass Geld-Drucken unmittelbar Inflation produziert. Wenn das Geld nur in den Taschen von einigen wenigen landet und dann in Anleihen, Aktien und Immobilien investiert wird, dann spürt der Bäcker auch keine höhere Nachfrage beim Brötchenkauf. Auch die Rohstoffe werden durch die Globalisierung günstiger, Lebensmittel sind dazu häufig subventioniert (v.a. in der EU). Und steigende Löhne, die die Preise nach oben treiben könnten? Warum? Die Brötchen bleiben ja gleich teuer, dann muss man die Löhne doch nicht der Inflation anpassen, wenn es sie kaum gibt. Durch die Globalisierung wurden außerdem Gewerkschaften weitgehend geschwächt bis abgeschafft und durch eine leichtere Verlagerung der Herstellungsorte fehlt den Arbeitnehmern das Druckmittel um höhere Löhne zu verlangen. Hier wäre es Aufgabe der Politik gewesen gegenzusteuern, das wurde aber weitgehend versäumt, in Deutschland geradezu aktiv untergraben. Trump ist sicherlich auch ein Symptom des Wunsches nach Deglobalisierung, weil eben genau die Unter- und die untere Mittelschicht von dieser Entwicklung am meisten betroffen sind. Kein Vermögen und/oder keine Kenntnisse, um durch Investitionen an der Upside teilhaben zu können, gleichzeitig aber betroffen durch die Nachteile (Lohnpreisdumping, prekäre Arbeitsverhältnisse, damit schlechtere Kreditwürdigkeit, explodierende Hauspreise). Erst jetzt, wo die Wirtschaft so geboomt hat, könnte sich die Verhandlungsbasis der Arbeitnehmer stärken, weil auch vor Ort Arbeitskraft gesucht wird, die aber immer knapper werden (irgendwer muss die China-Ware ja auch zustellen und die ganzen Spekulationsimmobilien bauen).
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Dazu fällt mir die Kette "Nur Hier" (vormals Kamps) ein, die an der Brötchenpreis-Schraube dreht wie Miethaie an der Staffelmiete. Gefühlt alle vier Wochen steigt der Preis um 5 Cents. Inzwischen erhält man selbst Bio-Brötchen anderswo billiger.
Wie kommte es zu diesem Effekt? Die Löhne steigen doch kaum, und kaufkraftbereinigt schon gar nicht.
Grund ist mMn eine "übergreifende Dreistigkeit" bei den Preisschacherern aller Couleur. Nur Hier "sieht", wie Vermieter aus der arbeitenden Bevölkerung Mieten von 1000 Euro rauspressen könnten, obwohl die Leute teils nur 1500 netto verdienen. Wozu dann selber noch "anständig" bleiben? Nein, wir holen ebenfalls so viel raus, wie irgend geht. Was die Miethaie können, das können wir bei Nur Hier auch. Brötchenpreise, bis die Tränen kommen ;-)
Auch in anderen Ketten (Rewe) sieht man, dass laufend höhere Preise gefordert werden, so dass den Leuten für die gleiche Ware immer mehr Geld aus der Tasche gezogen wird. Und zwar "ganz einfach, weil es geht". Wer preissensibel ist, kauft eh bei Aldi.
Urmotor dieser übergreifenden Dreistigkeit sind die stark steigenden Vermögenspreise (Aktien, Immobilien etc.). Die verkappte Inflationierungspolitik der EZB hat es geschafft, mit Nullzinsen enorme Assetblasen aufzublasen. Und diese haben teils eben auch Rückwirkungen auf die Realwirtschaft: Wenn der erzielbare Verkaufspreis eines Wohn- und Geschäftshauses sich in wenigen Jahren verdoppelt, will der neue Besitzer halt eine zum hohen Kaufpreis in angemessener Relation stehende "Mietrendite" sehen. Da Gewerbeimmobilien nicht der Mietpreisbindung unterliegen, kann er dem "Nur-Hier-"Franchiser, wenn dessen Laden gut läuft (lange Schlangen), auch mal schnell 30 % Mieterhöhung aufbrummen. Der muss dann schon deshalb die Brötchenpreise erhöhen. (Dies ist stark vereinfacht, weil die Kette Standardpreise hat, die sich zumindest regional nicht unterscheiden. Aber der beschriebene Mechanismus stimmt übergeordnet trotzdem.)
Die Schlangen bei "Nur Hier" werden dann übrigens kürzer, weil die Preise steigen. Aldi, Lidl und Penny haben ja ebenfalls in ihren Shops "Backläden" mit Glyphosat-Brötchen zum Discount-Preis. Die Konkurrenz schläft nicht.
So wird der Michel immer mehr gemolken, bis er so verzweifelt ist, dass er systemfeindliche Parteien wie die AfD wählt, weil die zumindest verbal vorgeben (wie alle radikalen Oppositionsparteien), mit "dem ganzen Mist aufräumen" zu wollen. Dass er dabei vom Regen in die neoliberale Traufe kommt, ist dem AfD-Wechselwähler egal. Hauptsache erst mal Protest kundtun. Es tut so gut, zumindest beim Kreuzchen machen auf dem Wahlzettel für Sekundenbruchteile so etwas wie (Gestaltungs-)"Macht" zu verspüren.