Da die zwei Stammuser das auch wissen wollen was du gefragt hast drchillinger schreibe ich es dann doch im Thread. Ist aber logischerweise dann schon recht lang.
Im Prinzip schreibt der Typ ja großteils das gleiche auf Seeking Alpha was ich seit den Q4-Zahlen hier im Thread auch schon geschrieben habe. Hat wohl die gleiche Einschätzung wie ich.
1. Jinko baut Kapazitäten (Wafer und Zellen) im hochmargigen Bereich PERC auf, da die Nachfrage das Angebot in diesem Bereich übersteigt - und trifft strategisch damit die richtige Entscheidung
Jinko baut ihre Mono-Waferkapazitäten enorm auf (die Zellfertigungskapazitäen aber nicht - da kann man wohl bei den vielen Tier 2 und Tier 3 Solaris mit den Mono-Wafern billig Zellen produzieren lassen) und erhöht sie um das Dreifache.
Der Trend in der Solarindustrie ist derzeit eindeutig, es geht ganz klar in Richtung hocheffiziente Wafer/Zellen und das führt dazu, dass es bei den Mono-Wafern nun doch einen Engpass gibt.
Man sieht diesen eindeutigen Branchentrend auch bei Polysilizium, denn für Mono Wafer und PERC braucht man besseres Polysilizium mit der Reinheitsstufe N9. Viele Chinesen können aber nur Poly mit N7 liefern (sind für die Multis auch ok) und darum brummt das Polygeschäft bei Wacker Chemie, denn die können ganz problemlos N9 Poly liefern. In der letzten Woche hat Daqo angekündigt 50% ihrer Polyproduktion umzustellen auf N9. Das kostet denen schlappe 50 Mio. $ für 6.000 Tonnen.
Ganz klar aus heutiger Sicht ist der strategische Schritt von Jinko ihre Monokapazitäten deutlich zu erhöhen absolut richtig. Kostet halt richtig viel Geld. Damit dürfte Jinko in diesem Jahr wohl den Absatz ihrer Monomodule gut und gerne verdreifachen und man hätte dann wohl in diesem Jahr ein Absatzmix von um die 65% Multis und 35% Monos inkl. der Malaysiaproduktion. Die billigen Multis dominieren damit weiterhin bei Jinko.
2. Da die Margen im Bereich PERC höher sind, wird Jinko durch den ASP-Verfall nicht so hart getroffen wie die Konkurrenz
Laut Jinko ist dem so, aber wenn man das durchrechnet, dann gibt das allerhöchstens bei der Bruttomarge einen positiven Effekt von 0,5%. Also die Welt bezüglich Profitabilität ist das nicht. Aber als globaler Marktführer ist der Schritt mit dem starken Ausbau der PERC-Monotechnologie ein absolutes Muss.Für die Zukunft ohnehin.
3. Jinko baut die Kapazitäten im Bereich Wafer auch mit dem Ziel aus, die Abhängigkeit von den dominierenden, immer mehr Preis bestimmenden Lieferanten (GCL Group) zu reduzieren - und trifft strategisch damit die richtige Entscheidung.
Schwierig zu sagen ob dem wirklich so ist. Glaube ich aber nicht, denn so weit ich weiß arbeitet Jinko eng mit GCL zusammen bei der Black Wafer-Technologie. Macht ja auch Sinn, denn warum sollen zwei große Chinesen am ein und dem selben forschen/entwickeln ? Außerdem kauft ja Jinko weiterhin Wafer und Polysilizium bei GCL Poly ein und GCL Poly hat ja selbst aktuell nur 2 GW an Monowaferfertigungskapazitäten.
4. Die Effizienz der Module wird immer wichtiger für das Projektgeschäft, da sie die Gesamtkosten von Projekten maßgeblich beeinflusst - es ist daher umso wichtiger, für die Projekte genug Module mit höherer Effizienz liefern zu können. Gleichzeit wird dadurch der Einstieg neuer Player erschwert, die die Effizienz nicht bieten können.
Im großen Projektgeschäft ist das Wichtigste erstmal der Preis, denn der ist zu 40 bis 50% entscheidend für die Rentabilität des Projektes. Sekündär kommt da die Effizienz. Zumal ja im Projektgeschäft mit den 1.500 V Modulen und den 72 Zellenmodulen in Punkto Kosteneinsparungen viel getan wurde in den letzten 12/18 Monate.
Die Eintrittsbarrieren bei Solar für neue Player sind nach wie vor nicht allzu hoch. Man kann ein Solarunternehmen aufkaufen (sind ja spottbillig wieder einmal) oder man kann doch ganze PERC-Produktionslinien von der Stange mittlerweile recht günstig kaufen. Jedoch glaube ich nicht, dass in den kommenden 1, 2 Jahren wirklich richtig neue Player auf den Markt kommen. Dazu ist das ganze rund um Solar so gut wie nicht einzuschätzen.
Einzelne Konsolidierungen bei den Tier 2 und Tier 3 Chinesen sind ja recht gut erkennbar. Aber es werden kleinere Player zu großen Player werden wie z.B. Longi oder GCL Systems. Dafür werden aber große Player zu kleine Player wie z.B. Yingli oder Renesola.
5. Jinko ist völlig unterbewertet - sowohl im Vergleich zum Gesamtmarkt als auch im Vergleich zur Konkurrenz
Ist natürlich eine Aussage die man eigentlich nicht beantworten kann. Es ist aber nun mal zur Zeit so, dass sich die Solarbranche in einer sehr schwiergen Fase befindet. Die Modulpreise sinken und sinken, die Profitabilität lässt nach und nach. Jinko hatte in Q4 2015 im Modulsegment eine Bruttomarge von 18% und ein Jahr später lag sie nur noch bei 14%. Hätte vor einem Jahr niemand gedacht.
Schaut man sich bei Jinko die richtig miesen Cash Flows an, dann ist Jinko im Prinzip überbewertet meiner Meinung nach. Schaut man sich aber Jinko bezüglich Profitabilität und Größe an im Vergleich zur Konkurrenz, dann ist Jinko eher unterbewertet.
6. Konkurrenzdruck von GCL könnte zum Problem von Jinko werden.
Konkurrenzdruck gibt es immer. GCL Systems verkauft rd. 70% ihrer Module in China und die Hälfte davon wird fürs eigene Projektgeschäft verbaut. So gesehen ist GCL Systems für Jinko eine Konkurrenz wie Hareon Solar oder Risen Energy oder Yingli. Konkurrenz gibt es in allen Wirtschaftsfelder. Longi Silicon bzw. deren Tochter Lerri Solar könnten mit ihren Plänen aber über kurz oder lang zu den ganz Großen dazustoßen.
7. Zwar hat sich Jinkos Liquiditätssituation sehr verbessert durch den Verkauf des Downstream-Business. Trotzdem wurde in Q3 und Q4 ein negativer Cash Flow generiert. Frage ist daher, ob Jinko bei anhaltend schlechten Marktbedingungen nicht Liquiditätsprobleme bekommen könnte.
Jinko hatte zu Ende 2016 eine Liquidität von 406 Mio. $, Kundenausstände von riesigen 685 Mio. $ und ausgewiesene kurzfristige Investments von satten 490 Mio. $ in der Bilanz stehen. So gesehen ist also bei Jinko genug da um die Investitionen in diesem Jahr von 400 bis 500 Mio. $ stemmen zu können ohne dass man in Finanzierungsprobleme kommen würde. Zumal ja Jinko erst im Januar die 2019er Wandelanleihe zurückgekauft hat. Es wäre ja ein Irrsinn und eine Verarschung seines gleichen, wenn man auf der einen Seite eine Wandelanleihe, die erst in 2 Jahren ausgelaufen wäre, zurückkauft und auf der anderen Seite müsste der Finanzmarkt angezapft werden. Aber ein positiver operativer Cash Flow sollte in diesem Jahr dann schon raus kommen. Bei dem hohen Working Capital sollte das aber auch sehr realistisch sein.
Die Liquiditätssituation hat sich bei Jinko durch den Verkauf der Solarkraftwerke eigentlich nicht verändert, sondern die Finanzverschuldung wurde damit dramatisch gesenkt
8. Wieviel EPS bringt denn allein die Senkung der Finanzverbindlichkeiten (und dadurch der Zinsen) durch den Verkauf des Downstream-Business? Kann das jemand abschätzen?
In Q4, also schon der Verkauf der Solarkraftwerke inklusive, sind noch 9 Mio. $ an Zinsen angefallen und damit 11 Mio. $ weniger wie in Q3. Macht aufs Jahr also 44 Mio. $ bzw. ein EPS von 1,32 $. Kann man aber so nicht rechnen, denn es fehlen ja jetzt die hochmargigen Stromverkaufsumsätze, aber auf der anderen Seite werden jetzt alle Modulabsätze in der GuV bei den Umsätzen ergebniswirksam. War ja vorher nicht der Fall. Der Kauf der Wandelanleihe vom Januar wird weitere 3 Mio. $ an Zinseinsparungen bringen.
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