Tageszeitung gelesen und so möchte ich auf diesen interessanten Artikel sowie auf das Buch aufmerksam machen:
Buchvorstellung
"Tiere essen" - ein sanftes vegetarisches Plädoyer Jonathan Safran Foers Aufruf, kein Fleisch mehr auf den Tisch zu bringen, ist das meistdiskutierte Buch des Sommers. Glücklicherweise fordert er von uns nicht dieselbe Kompromisslosigkeit, die er an den Tag legt. Die Vegetarier lassen sich nicht länger an den Katzentisch der unangenehm selbstgerechten, genussfeindlichen Moralfundis verbannen. "Lasst das!", titelte kürzlich Die Zeit neben einem blutigen Steak. Karen Duve unterzieht sich gerade für ihr Buch "Anständig essen" einem Selbstversuch mit politisch korrekter Rohkost. Der bekennende Veganer Rolf Lappert bringt in seinem neuen Roman "Auf den Inseln des letzten Lichts" dressierte Menschenaffen und eine militante Tierschützerin zum Weinen. Lapperts Heilige Johanna der Schlachthöfe und Tierversuche erinnert allerdings daran, dass Vegetarier vielleicht die besseren Menschen, aber ? trotz prominenter Gegenbeispiele wie Tolstoi, Shaw und Kafka ? nicht unbedingt die besseren Schriftsteller sind.
Als Kafka einmal im Aquarium des Berliner Zoos seinen Frischbrüdern tief in die Augen schaute, sagte er: "Jetzt kann ich euch schon ruhig anschaun, ich esse euch nicht mehr". Die Scham angesichts des Leids der geschundenen Kreatur ist auch einem anderen jüdisch-vegetarischen Autor nicht fremd: Jonathan Safran Foer, seit seinen intelligent verspielten, leichthändig anrührenden Romanen über so schwierige Themen wie den Holocaust ("Alles ist erleuchtet") und den 11. September ("Extrem laut und unglaublich nah") als Wunderkind der US-Literatur gefeiert, hat jetzt ein brillantes Plädoyer gegen das "Tiere essen" geschrieben. Foer verzichtet auf lautes Pathos und missionarische Penetranz; nie käme ihn in den Sinn, eine Hühnerfarm mit Treblinka zu vergleichen. Er raucht und trinkt und liebt Großmutters "Hühnchen mit Möhren" oder Würste, wenn auch nicht so sehr, dass er sie noch essen könnte. Unser Essverhalten ist zutiefst irrational, ein Ragout aus Erinnerungen, Geschichten, kulturellen Traditionen und sozialen Tabus. Aber muss Thanksgiving mit einem Truthahn gefeiert werden, der wenig Grund hat, für sein kurzes Leben und seinen grausamen Tod dankbar zu sein?
Auch Puten, Schweine und Lachse haben ein Recht auf "ein gutes Leben und einen leichten Tod"; tatsächlich werden sie um flüchtiger Genüsse und schneller Profite willen genmanipuliert und industriell gefoltert, verstümmelt und kastriert, in Legebatterien eingepfercht, mit Abfällen, Antibiotika und Wachstumshormonen vollgestopft und am Ende oft bei lebendigem Leibe gehäutet. Fleisch aus Massentierhaltung zu essen ? in den USA sind das fast 99 Prozent und in Deutschland kaum weniger ?, ist für Foer weder vernünftig noch ethisch, weder ökologisch noch kulinarisch zu rechtfertigen: Es schadet nicht nur unserer Gesundheit, Umwelt und Klima, sondern betäubt auch die Geschmacksnerven. Dass Chicken Nuggets nicht mehr an Hühnchen, Fischstäbchen nicht mehr an Fische erinnern, erleichtert ihren Verzehr ? und treibt die Entfremdung des Menschen von der Natur und sich selbst auf die Spitze.
Foer recherchierte drei Jahre lang für sein Buch. Er hat Schlachthäuser und Schweinemastbetriebe besucht, militante Tierschützer, Veterinäre und Kritiker der Fleischindustrie, aber auch Viehzüchter, Schlachthofarbeiter und Allesesser interviewt. Er zitiert Benjamin und Derrida, vor allem aber Zahlen und Fakten aus offiziellen Gutachten und Broschüren der Fleischlobby. Wenn er freundliche, nie beantwortete Briefe an Fleischkonzerne schreibt oder nachts illegal in eine Hühnerfarm einsteigt, macht er auch den vegetarischen Michael Moore, freilich ohne dessen fröhlichen Zynismus und gutmenschliche Arroganz........Fortsetzung sh. Link Quelle: Badische Zeitung von heute http://www.badische-zeitung.de/...ein-sanftes-vegetarisches-plaedoyer
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