Die Idee mit der XOM Industrieplattform finde ich großartig, bei dem es nicht nur um Stahl geht, sondern generell um ?Materials?. Bereits jetzt kann man auf XOM auch Kunststoffe kaufen. Entscheidend wird aber die Umsetzung sein, und hier herrscht im Moment noch viel Skepsis, denn viele Unternehmen haben noch Bedenken, über so eine Plattform sich in die Karten schauen zu lassen. Ziel so einer Plattform ist letztendlich absolute Preistransparenz für den Kunden. Dabei werden, im Gegensatz zu B-to-C-Bereich (Amazon), die ERP System miteinander verbunden, d.h. es ist eine unternehmensübergreifende Sache, bei der Datensicherheit, Datenschutz, Wettbewerb etc.. Fragen aufwerfen. Beispiel: Konkurrenten erfahren auf so einem Plattform, wie hoch dein Lagerbestand an bestimmten Produkten ist und zu welchen Preisen du sie anbietest. Deshalb geht es auch so schleppend voran, und Rühl ist auch deshalb hauptsächlich mit XOM beschäftigt, d.h. er muss Unternehmen abgrasen und überzeugen. Im Moment kommt XOM gerade mal auf 1 Mio Umsatz.
Dass es noch keiner der großen Stahlunternehmen gemacht hat, liegt daran, dass sich niemand an diese unternehmensübergreifende ?Kooperation/Wettbewerb? herantraut. Wenn es nur darum geht, Stahl und andere Materialien online zu verkaufen, ist Thyssen Krupp mit ihrer Tochter TK-Materials sogar besser aufgestellt als Klöckner. Aber wer auch immer diese offene Plattform als Stahlhändler/Produzent gründet/betreibt, darf sie nicht dominieren, d.h. er kann nur eine Minderheitsbeteiligung halten, sonst macht da keiner mit. Es gibt somit viele Gründe, nicht so ein kühnes Projekt zu beginnen, weil es sehr viel Geld kostet und große Risiken birgt. Auf der anderen Seite gibt es enorme Chancen, wenn es funktioniert, siehe Plattformen wie Amazon, Ali Baba, Facebook, Ebay,...
Ich glaube nicht, dass eine mögliche Übernahme/Fusion von/mit TK Materials vom Tisch ist. Ganz im Gegenteil, die beiden großen Anteilseigner bei TK machen immer noch Druck, und TK Materials ist nicht gerade eine Ertragsperle. Für beide Seiten würde JV wie mit Tata sehr viel Sinn machen, da die Sybergieeffekte enorm sind. Aber wenn wir es nur plattformbezogen betrachten, dann ist es wichtiger TK Materials auf die Plattform zu bringen, weil hierbei Klöckner keine Risiken hat und bei jeder Transaktion seine Provision (über 11 Mrd. Umsatz) kassiert (analog wie Amazon bei Händlern). Bedenke, dass TK Materials fast doppelt so viel umsetzt wie Klöckner.
Das sind von mir keine Vermutungen, XOM ist Fakt und die Ziele sind auch bekannt. Man muss Klöckner wie ein Start-Up in der frühen Phase betrachten. Da gibt es Risiken und Ungewissheiten, aber auch enorme Chance für einen frühen Investor. Denn wenn es alle merken, ist es i.d.R. zu spät, dann ist der Wert schon viele zu teuer, weil dann die Zukunft bei solchen Internet-Unternehmen über Jahre im Kurs eingepreist sein wird.
Leute, die hier investiert sind und eine Kurserholung durch die reinen Stahlverkaufsaktivitäten erwarten, verschwenden m.M.n. ihre Zeit und Geld. Das wird nichts!
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