... Banken muss man an dieser Stelle aber sagen dürfen, dass nicht Marcon und Merkel über eine Bankenfusion bestimmen werden. Eine starke französische Bank müsste schon selbst in große Schwierigkeiten geraten, um mit der Deutschen Bank zwangsverheiratet zu werden. Weiterhin wird das Selbstverständnis der Deutsche Bank-Manager es niemals zulassen, dass man als Junior-Partner eine solche Verbindung eingeht.
Fasst man das alles zusammen, dann wird die Deutsche Bank nur dann mit einer französischen Bank fusionieren, wenn als einzige Alternative eine (Teil-)Verstaatlichung droht. Ich wüsste nicht, wie solche Aussichten dem Aktienkurs der Deutschen Bank auf die Sprünge helfen sollten? Zudem stehen bis mindestens Ende 2020 noch extrem harte Quartale mit deutlichen Einschnitten vor der Tür: Das Tempo beim Stellenabbau korrespondiert aktuell (noch) nicht mit dem Tempo der Ertragsrückgänge und man kann nur hoffen, dass sich die Ertragserosion nicht noch beschleunigt, sobald die Mitarbeiter die Bank tatsächlich verlassen.
Gut, man darf hier bestimmt kein Lineal verwenden und eine gerade Trendlinie ziehen, aber woran sollte man sich als Aktionär sonst orientieren? Heute Vormittag bin ich zufällig noch einmal über einen ARD-Beitrag von 2017 gestolpert mit Interviews, die (auch) dazu dienen sollten, das Vertrauen in die Zukunft der Deutschen Bank zurückzugewinnen. Stellt man das damals Gesagte der heutigen Situation gegenüber, dann darf man sich durchaus fragen, woher das Vertrauen in das Gelingen der aktuellen Maßnahmen herkommen soll? Damals wähnte man sich bereits am Ende des Abgrunds und heute ich man doch schon wieder ein paar Schritte weiter. Dr. Achleitner, Sewing und von Rohr waren schon damals Interviewpartner im Beitrag und was genau hat sich seitdem zum Guten gewandelt? Mich erinnert dieser schleichende Niedergang an ein Unternehmen, dem ich auch lange Zeit eine Trendumkehr zutraute und das inzwischen vom Markt verschwunden ist: Yahoo. Zum meinem Glück hielten sie damals (bis zu) 40% an Alibaba und sanierten ihre Bilanzen spätestens beim Börsengang, um dann aber sukzessive unter chinesisch-japanischer Einflussnahme (Softbank, Yahoo! Japan, Alibaba und Ant Financials) vor die Hunde zu gehen. Es war ein langjähriger und perfider Plan, dieses Unternehmen zu einem Schatten seiner selbst zu machen, um auf diese Weise günstig und mit unfassbaren Tricks an die Alibaba-Beteiligungen zu gelangen. Die Deutsche Bank scheint mir das ausgewiesene Opfer für die Übernahme der Geschäfte und Kunden durch die US-Banken zu sein. Sie würden es zwar niemals soweit kommen lassen, dass das System als Ganzes kollabiert, aber betrachtet man allein die Ertragsentwicklung der letzten 4 Jahre, so sind bereits ca. 1/3 der Erträge in andere Kassen umgeleitet worden und ich sehe auch nicht, dass diese Entwicklung kurzfristig enden wird.
Mein Eindruck ist, dass das Logo der Deutschen Bank in spätestens 10 Jahren von den Hochhäusern an der Taunusanlage verschwunden sein wird, wenn da nicht endlich jemand mit Vehemenz dazwischen geht und einen Reset-Schalter drückt. Ich selbst hätte aber nicht einmal ansatzweise eine Idee, wie genau so ein Reset aussehen könnte!? Im Moment würde ich zwar für eine heftige Kapitalerhöhung plädieren, verbunden mit einer Rückkehr in den "Attacke-Modus", aber sobald die Bank über dieses Geld verfügt, würde "man" es ihr wahrscheinlich im nächsten Moment gerade wieder abnehmen. Bei Bedarf würden sich da sofort wieder ein paar vergessene Leichen im Keller finden lassen und auch die "internationalen" Rating-Agenturen gäben bestimmt sofort ihr Bestes, um die operativen Spielräume der Bank umgehend weiter einzuschränken. Machen wir uns doch nichts vor: Die Bank hat vor ein paar Jahren den wahrhaft Mächtigen auf diesem Globus zu sehr auf die Füße getreten und wenn sie jetzt schon einmal angeschlagen in den Seilen hängt, wird man sie über kurz oder lang auch ausknocken und aus dem Ring tragen. Dr. Paul Achleitner ist für die Deutsche Bank das, was Marissa Mayer damals für Yahoo! gewesen ist: Für (sehr) viel Geld verzichten beide auf ihre Reputation und orchestrieren den Niedergang "ihrer" Unternehmen von innen heraus. Schauen wir in 4-6 Jahren noch einmal genauer hin, welche Unternehmen Herr Dr. Achleitner dann "beraten" wird ...
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