Der Souverän hat sich ungebührlich verhalten. Das fand zumindest Thomas Bareiß von der CDU: "Wenn die Erstwähler mal ihr eigenes Geld verdienen und spüren, wer das alles bezahlen muss, sieht die Wahl vielleicht anders aus. Ich bin sicher, dass schlussendlich die Vernunft siegt", twitterte am Montag der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. "Und überhaupt, solange sie noch ihre Füße unter unserem Tisch?"? nein, das twitterte Bareiß nicht. Der Shitstorm kam auch so. Und Bareiß hatte en passant seiner Partei die Ursachenforschung bezüglich des Wahlergebnisses etwas erleichtert: "Arrogant" und "abgehoben" sei die Aussage, so ein Tweet. Und bei den Kommunalwahlen konnten die Grünen sogar als Stimmenkönige mehrmals die 30-Prozent-Marke knacken: In Tübingen (34,6 Prozent), Karlsruhe (33,6 Prozent) und Heidelberg (31,9 Prozent). In sechs der acht Großstädte des Landes (Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Ulm, Reutlingen) sind sie die stärkste Fraktion, wobei sie sich diesen Platz in Mannheim mit den ? muss man sagen ? noch erstaunlich starken Sozialdemokraten teilen (beide 23,5 Prozent). Und in den vier größten Städten sind rechnerisch ökosoziale oder ökolinke Mehrheiten aus Grünen, SPD, Linken und kleineren, ortsspezifischen Wahlbündnissen möglich, die komfortabelste in Karlsruhe ? ausgerechnet in der Stadt, in der immer wieder Nazi-Aufmärsche stattfinden.
Stuttgart: Eher Kontinuität als Zäsur
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