In Ergänzung zu den Gründen hier: https://www.ariva.de/forum/...ungsbewusste-523923?page=8#jump25444804
noch folgende Aspekte: 1) das Kartell- und Wettbewerbsrecht wird (endlich) sukzessive schärfer und die Mitarbeiter dort kompetenter. So einfach ist und vor allem wird es nicht mehr, seine Techplattformen auszubauen und zu manifestieren. So etwas dümmliches wie noch 2014, als die Politik und ihre Wettbewerbshüter sagten, WhatsApp und Facebook könnten zusammengehen, weil sich der Umsatz dadurch nicht erhöhe, ist passé.
2) Nennt mir doch mal vernünftige Anknüpfungspunkte für eine Fusion. Mir sind hier viel zu viele Laien, die noch nie M&As mitgemacht haben oder sich im Digitalen Business auskenne oder keine Due Diligence können oder alles zusammen!!!!!!!!!! Nur weil irgendwie irgendwo ein noch so indirekter Anknüpfungspunkt ist, muss man nicht von einer Fusion fabulieren. Da kommt es sehr auf techn. Komtabilität, Kaufpreis und Finanzierung, Synergiepotentiale und ganz vieles mehr an. Die Argumentation, die ich hier im Forum oder in Wirtshaftsmedien lesen muss, ist hingegen so simple, dass es quasi keine einzelnen Autofirmen mehr geben dürfe, sondern nur noch Autokombinate. Alles und jeder, das und der was mit Mobilität im weitesten Sinne macht, sollte zusammengehen. Ich finde zum Beispiel, dass sich VW unbedingt die Hersteller von Rollatoren, Laufprothesen und Rollstühlen einverleiben sollte, um auch mit Senioren Geld zu verdienen, die den Führerschein abgeben mussten oder auch um an Opfer von Verkehrsunfälle zu verdienen, weil die ja nicht mehr Auto fahren dürfen, können, wollen.
Nur weil SAP ERP macht, musste Microsoft die ja auch nicht kaufen. Und wen man sich z.B. die Übernahmen von Google anschaut, dann waren das entweder Übernahmen um das Kerngeschäft zu stärken (z.B. Doubleclick, Youtube), wie es für Unternehmen in der Anfangsphase von sich selbst und dem Markt üblich ist oder, wenn es gereift ist, um ganz neue Businesses zu erschließen (z.B. Nest (Smart Home/Handwerk), Android&Motorola für Mobilfunk). Beide Motive fallen hinsichtlich einer Übernahme von Wirecard aus. Google, Amazon oder Apple brauchen Wirecard nicht, weil sie eh genügend Daten haben durch die Handydaten (und das ist mehr als der Standort), ihre Bezahlapps, ihre Kundenkontos bei Amazon, AppStore, iTunes und den Daten bei Google Analytics und Maps (auch bei Bing) etc. Und ins Finanzbusiness müssen sie auch nicht. Sie übernehmen ja auch nicht Universal, Disney, EA oder wenigstens so eine "Klitsche" wie Magix usw., um iTunes, Amazon Prime usw. zu stärken.
Da drohen ihnen doch sogar eher große Probleme. Wenn WC im Besitz einer der großen Techfirmen wäre, wäre das doch quasi ein Frontalangriff für die anderen. Die würden dann alles kündigen, was über WC abliefe. Amazon will doch nicht, dass z.B. Google mitverdient, wenn jmd. bei AMZ einkauft, z.B. über Visa, wofür dann die Googletochter Wirecard das Acquring und Issuing mache. Mal als Beispiel. Das wäre ja so, als wenn Microsoft.de Google Analytics einsetze oder Apple Android. Und Synergien sehe ich auch nicht. Was hätten Ebay und Netflix (die ja Adyen benutzen) davon Adyen aufzukaufen? Ebay würde doch sofort kündigen, weil sie nicht wollen dass über Adyen Infos an Netflix kämen. Und das Geld, dass Netflix an Adyen abdrückt kann nie soviel sein, wie sie bezahlen müssten, um sie zu übernehmen. Das Einsparpotential und die Synergieeffekte gehen gegen 0 zuzüglich sehr wahrscheinlicher Umsatzeinbußen bei Adyen.
Nein, nein: Wenn einer der Techfirmen Interesse an Wirecard hätte, hätten die das schon längst geäußert und den Worten Taten folgen lassen. Allein Google macht Quartalsgewinne in einer Höhe, die hätten so ein Schmierentheater wie nun gar nicht nötig. Und auch die ganzen anderen größeren Fintechs der letzten Jahre wie Square, iZettle, Paypal hätten die schon längst gekauft, wenn sie es für nötig befunden hätten. Die ganze Hoffnung vieler VCs und Angels, ihre Fintech-Startups an die Großen zu "exiten", wie es vor einigen Jahren mit E-Commerce-Startups gut ging (DailyDeal, Brands4Friends), ist längst zerstört und vorbei. Schaut mal bei Rocket Internet rum, die werden mit ihren Fintechinvestments auch nicht mehr sonderlich glücklich und reich. So ein Exit ist überhaupt sehr schwierig geworden, denn die Großen können alles, was die Kleinen vorgeben auch zu können. Die Großen brauchen keine Startups, um noch geographisch zu expandieren oder um Technologie hinzuzukaufen. Exitkanäle sind höchstens noch Industrieunternehmen, weil die aufholen müssen. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass Rocket Internet seine Firmen nur noch an die Börse bringt, statt per Trade-Sale an ein Unternehmen zu kaufen. Und es kommt nicht von ungefähr, dass Wirecard äußerst zurückhaltend war und bleibt bei Übernahmen, obwohl es ja abertausende Fintechs gab und gibt.
Und bei solch generischen und damit auch total naiven Aspekten wie (ich zitiere): "1) Top Unternehmen 2) Top ceo 3) Top Gewinnwachstum 4) Top Marge 5) Top Understatement 6) Aktienkurs im Keller"
fallen mir tausende Unternehmen ein, die von den großen Techfirmen übernommen werden müssen. Übrigens: Ich fände es deutlich plausibler, wenn Alphabet KWS Saat übernehme. Schaut mal ins Portfolio von Google Ventures und ihren anderen Beteiligungsvehikel. Die breiten sich in allen Branchen aus, die erstmal nichts mit der Suchmaschine zutun haben. Für Brot und Buttergeschäft brauchen sie keine M&As mehr. Aber gerade so etwas forschungsintensives, zukunftsträchtiges und für Alphabet Neues wie Saatgutzüchtung kann mit Technik und KI verbessert werden und dann wüsste Alphabet auch mehr über Essgewohnheiten, etc. Und wenn ich mir dann noch vergegenwärtige, dass die Landwirtschaft eine Hochtechnologie ist und den höchsten Digitalisierungsgrad hat (außer der Digitalbranche selbst), dann sähe ich da viel Potential und Fantasie zu der im Vergleich eine WC-Übernahme völlig uninteressant daherkommt. Auch 3D-Druckfirmen machten für Google und Amazon mehr Sinn, weil es daraufhinaus laufen wird wie im Musikbusiness. Was dort die mp3-Datei ist, ist beim 3D-Druck die CAD-Datei. Wer da den Finger drauf hat, wird die Macht erhalten. Die 3D-Druckerhersteller und die Materialhersteller sind dann nur nettes Beiwerk.
Übrigens: Angenommen Wirecard hätte richtig Scheiße unterm Schuh kleben. Dann will doch niemand Wirecard mehr haben, auch nicht für 1 ?. Wenn dann alle Kunden weg gehen, was macht dann noch die Attraktivität von WC aus? Man kauft ja auch keine Bank, wenn die keine Kundenkonten mehr hat. Niemand will einen Turnaroundkandidaten haben und die Kunden sind dann eher und schneller weg und bei der Konkurrenz, wie ein Übernahmeangebot und -prozedere zu Wirecard.
Nein, nein: Wirecard ist ein Unternehmen, dass einfach nur mal wieder eine Short-Attacke auszusitzen hat und dann ein zweites Abobe, SAP usw. wird. Es gibt hunderte IT-Firmen trotz bzw. wegen aller Plattformökonomie.
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