(in Ergänzung zu # 836, bei dem ich bitte, auch auf "gesamten Beitrag anzeigen" zu klicken, weil die wichtigsten Sachen am Ende stehen)
SPON, heute:
www.spiegel.de/politik/ausland/...auptsache-grossmacht-a-1198736.html
...Die jüngste Verstimmung über den Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal wird auch das Verhältnis zu Deutschland und Frankreich belasten, möglicherweise sogar das Pipelineprojekt Nord Stream 2 verhindern, das bisher von Berlin unterstützt wurde und für den russischen Gaskonzern Gazprom wichtig ist....
-----------------------
In # 836 habe ich Argumente vorgestellt, die darauf hindeuten, dass der Giftanschlag auf den Ex-Doppel-Spion Scripal und dessen Tochter eine False-Flag-Attacke "des Westens" gewesen sein könnte.
Am Anfang hatte ich (zugegeben polemisch) geschrieben, dass Großbritannien die nach dem Attentat eingefrorenen russischen Milliardärsguthaben auf Londoner Konten zur Finanzierung des teuren Brexit benötigt.
Polemik bzw. schräge Scherzchen sind in diesem Fall allerdings unangebracht, dafür ist die Angelegenheit zu ernst. Daher jetzt meine ernst gemeinte Alternativ-Interpretation zu dem in fast allen Gazetten nahezu unisono dargestellten "Putin ist schuld".
Meines Erachtens spricht Vieles dafür, dass der Westen händeringend neue Pseudo-Argumente für weitere Russland-Sanktionen benötigt. Man erkennt es schon daran, dass der US-Kongress kürzlich trotz wackeliger Beweislage eine Verschärfung der Russland-Sanktionen wegen Einmischung der Russen in den US-Wahlkampf angeordnet hat.
Den Amis (speziell Ex-Außenminister und Ex-Exxon-Chef Tillerson) ist insbesondere die Pipeline Nordstream 2 ein Dorn im Auge, deren Bau durch die bestehenden Sanktionen offenbar nicht verhindert werden kann. Denn je mehr billiges Russengas nach Europa fließt, desto schwieriger wird es für die Amis, in Europa ihr Fracking-Flüssiggas loszuschlagen - schon wegen der aufwändigen Logistik und der Notwendigkeit zur Verflüssigung für den Transport. Dabei geht es nicht nur um Profite, sondern auch um das geostrategische Ziel, Russland die mit dem Energieexport im Prinzip recht sichere ökonomische Existenzgrundlage zu entziehen.
Als ich heute die oben zitierten SPON-Zeilen las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Na klar, die mutmaßliche False-Flag-Vergiftung dient vor allem zur Rechtfertigung neuer Sanktionen und zum Verhindern von Nord Stream 2.
-----------------------
Gegen die These, Russland hätte die Vergiftung veranlasst, sprechen folgende, mMn gewichtige Gegenargumente:
- Warum sollten die Russen den (nutzlosen und alten) Ex-Spion ausgerechnet mit einem Gift erledigen, das sofort eine glasklare Spur nach Russland legt? Denn das nachgewiesene Nervengift wurde bislang (höchstwahrscheinlich) nur in russischen Militär-Labors synthetisiert.
- Wäre es nicht ebensogut möglich, dass die Attentäter-Mittelsmänner sich dieses Gift aus dunklen Kanälen aus Russland besorgt hatten, um damit eine False-Flag-Attacke durchzuführen? Oder dass das Gift gar in westlichen Speziallabors eigens für die False-Flag-Attacke synthetisiert wurde? (Zur Erinnerung: Im Syrienkrieg wurde nach Assads vermeintlichen Giftgas-Einsätzen nachgewiesen, dass das Giftgas in Wirklichkeit aus türkischer Produktion stammte...).
- In GB wird gegen die Russen immer wieder der "Vergiftungs-Joker" gespielt, mit der gleichen dümmlichen Penetranz, mit dem die Amis in Syrien regelmäßig den "Giftgas-Joker" aus dem Ärmel ziehen. Obwohl auch in Syrien klar ist, dass Assad einen Teufel tun würde, nach faktisch gewonnenem Bürgerkrieg durch de facto nutzlosen Einsatz von Giftgas einen Grund zu schaffen, der einen Kriegseintritt der Amis (Marschflugkörper-Beschuss - siehe # 839) rechtfertigen könnte. Assad ist doch kein Selbstmörder, und er ist auch kein Vollidiot.
- Hätten die Russen den alternden Ex-Spion nicht viel unverfänglicher mit Messer, Pistole oder Strang ins Jenseits befördern können, sofern sie daran überhaupt ein Interesse hatten?
- Wurde die Tötungs-Methode "perfider Mord durch schleichende Vergiftung" von den mutmaßlichen westlichen Mittelsmännern vorsätzlich zur "Skandalisierung" des Falls gewählt? Skandalisierung durch gezieltes Schüren öffentlicher Empörung (siehe # 836) ist wichtig, um "sofort" (siehe # 839, Ende) und ohne exakte Prüfung der Fakten und Sachverhalte Beschuldigungen und Sanktionen aussprechen zu können. Dabei hätte gemäß internationaler Chemiewaffenkonvention nach einer solchen Vergiftungsattacke zwingend eine international geführte Untersuchung des Vorfalls vorgenommen werden müssen. Russland hatte diese Mithilfe auch sofort angeboten, doch May hat sie angelehnt. WARUM? Wollte May z. B. nicht, dass die Russen nachweisen, dass das verwendete Gift gar nicht von ihnen stammen könnte?
All dies weckt bei mir den Verdacht, dass der Wunsch, neue Sanktionen auszusprechen und aus ökonomischen wie geostrategischen Gründen NordStream 2 zu verhindern, von Vornherein bestanden hat - und dass der für das Aussprechen dieser Sanktionen erforderliche "Event" eigens dafür konstruiert bzw. fabriziert wurde.
-------------------
"Internationale Einigkeit" bei Lagebeurteilungen ist keinesfalls ein stimmiger Beweis für deren Richtigkeit. Dies zeigte sich u. a. deutlich 2003 im zweiten Irak-Krieg, als die UNO-Vollversammlung den dreisten CIA-Lügen von Massenvernichtungswaffen in den Händen Saddam Husseins letztlich (mit wenigen Gegenstimmen) gefolgt ist.
|