Schaut man sich die Analystenschätzungen zu Q4 an, dann fallen die ganz ähnlich aus wie die Q3-Zahlen. So in etwa hat das auch Jinko im Q3 Conference Call wiedergegeben:
Umsatz Q4: 953 Mio. $ (Q3: 965 Mio. $) EBIT Q4: 15,4 Mio. $ (Q3: 13,8 Mio. $) EBT Q4: 9 Mio. $ (Q3: 2,4 Mio. $) EPS Q4: 0,23 $ (Q3: 0,04 Mio. $)
Es werden also etwas bessere Gewinnmargen erwartet wie in Q3 und ein etwas geringerer negativer Effekt durch den US Dollar (Q3: - 7 Mio. $). Ich persönlich gehe jedoch von einem etwas höheren Umsatz aus (> 1 Mrd. $ - JA Solar wie auch Canadian Solar haben ihre Q4 Absatzguidance um gut 10% übertroffen) und auch etwas bessere Gewinnmargen (Bruttomarge 13% - EBIT-Marge 2,5 bis 3%), so dass ein EPS zwischen 0,40 bis 0,50 $ raus kommen könnte. Wobei ich aber den Dollareffekt in Q4 kaum einschätzen kann. Letztendlich wird es aber so sein, dass Jinko in 2017 bei den Gewinnmargen und somit auch bei den Gewinnen enttäuscht hat mit einem 2017er EPS von 0,75 bis 1 $. Eine EBIT-Marge von 2 bis 3% ist halt mal ganz einfach schwach und das ohne Wenn und Aber.
Gespannt kann man auf die Q1-Absatzguidance sein. In China jedenfalls war die Nachfrage schwach. In den USA läuft zur Zeit so gut wie gar nichts und Indien läuft auch nicht besonders. Wobei für Jinko der indische Markt nicht so wichtig ist. In Q1 2017 war der Modulabsatz bei 2,07 GW (Q2: 2,88 GW/Q3: 2,38 GW/ Q4: > 2,5 GW ???).
Generell dürfte es aber so sein meiner Einschätzung nach, dass dieses Jahr hochspannend sein wird. Große Solarmärkte wie die USA und Indien werden rückläufig sein, der chinesische Markt könnte wohl bestenfalls stabil bleiben auf einem sehr hohen Niveau, aber dafür geht in kleineren Märkten so richtig die Post ab wie in Australien, Mexiko, Brasilien oder Ägypten. Auch Europa wird kräftig wachsen und wohl endlich wieder über 10 GW an Neuinstallationen gehen. Jinko. z.B. wird in diesem Jahr alleine so 800 MW an Modulen nach Abu Dhabi verschiffen. Also ca. 7% des Gesamtjahresabsatzes. Ist doch schon mal ne sehr gute Grundlage und in Australien, Mexiko, Brasilien und der Türkei ist Jinko Marktführer. In China teilt man sich die Marktführerschaft mit Trina.
Ich bleib dabei wir stehen vor einem richtig guten Jahr für Solar und das obwohl es in großen Märkten Probleme gibt bzw. geben wird, aber das werden die kleineren Märkte wohl gut kompensieren können. Im Prinzip ist es ohnehin sehr gut für die Solarbranche, dass es nun endlich wieder so 12 bis 15 Länder geben wird mit Solarneuinstallationen > 1 GW im Jahr. Damit ist die Solarbranche viel breiter aufgestellt nach Regionen/Ländern wie in den letzten Jahren.
Was man halt aktuell überhaupt nicht einschätzen kann ist der Preisverlauf. Die Modulpreise haben in den letzten Wochen dann schon nachgegeben um 5 bis 7%, aber das lag an der schwachen Nachfrage witterungsbedingt wie auch wegen des chinesischen Neujahrfestes. So richtig kann man das wohl erst in 3, 4 Wochen einschätzen wo es mit den Modulpreisen wirklich hingehen wird. Was sehr positiv ist sind die Polypreise, denn die sind seit Anfang des Jahres in China deutlich zurückgegangen um mittlerweile gut 20% von 150 RMB/kg auf nun 120 RMB/kg. Hilft natürlich wunderschön um die Produktionskosten runter zu kriegen. Wird man aber erst bei den Q1-Zahlen im Mai erkennen können.
Die Produktionskosten werden meine Erachtens auch der Schlüssel sein für den Kursverlauf, denn genau die waren das Problem von Jinko in 2017 warum Jinko solch schwache Margen hatte. Jinko konnte in 2017 bis Ende Q3 ihre Gesamtproduktionskosten (= Blended Costs) lediglich um 0,015 bzw 4% senken. Das war seit Jahren die schwächsten Produktionskostensenkungen. Hatte viel mit dem Ausbau der Monofertigungskapazitäten zu tun, mit dem sehr teuren Zukauf von Zellen und den deutlich gestiegenen Polypreise seit Mai 2017. Wenn Jinko bei den Produktionskosten wieder auf den normalen Kostensenkungspfad der letzten Jahre zurückkommt (= rd. 10% Kostensenkungen im Jahr), dann werden sich die Gewinnmargen ganz automatisch wieder in deutlich höhere Regionen einpendeln. In Q3 oder in Q4 wird es dann noch von Jinko die ersten Projektverkäufe geben und damit wird natürlich auch zusätzlicher Umsatz generiert.
Ohne die bescheuerte KE würde meines Erachtens Jinko eh höher stehen. Auf den Trump muss man aber aufpassen, denn das was dieser Typ treibt ist sau gefährlich und kann eventuell für die Börsen sehr schmerzvoll enden. Ich bin jetzt auch mal wieder dabei, denn Jinko hat sich nun mal wieder über den KE Kurs geschleppt.
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