Einst als "Volksaktie" zum "Inbegriff einer neuen deutschen Aktienkultur" erhoben, ist die Aktie der Deutschen Telekom nun für viele der ehemals euphorischen Anleger zum roten Tuch geworden. Mit einem Kurs von zeitweise nur knapp über 20 Euro ereichte sie in dieser Woche den tiefsten Stand seit 30 Monaten. Ausgelöst wurde der neuerliche Kursrutsch durch die Platzierung von 44 Millionen Aktien durch die Deutsche Bank im Auftrag eines nicht genannten Großaktionärs am Dienstag. Und dies könnte erst der Auftakt zu weiteren massiven Verkäufen von T-Aktien-Paketen gewesen sein. Denn als die Telekom im Mai dieses Jahres den amerikanischen Mobilfunker Voicestream übernahm, bezahlte sie mit 1,17 Mrd. neuen T-Aktien. Die Hälfte dieser Papiere ging an Großanleger, mit denen gestaffelte Halte- fristen vereinbart wurden. Die erste dieser Fristen für 232 Mio. Aktien der Voicestream-Aktionäre läuft am 30. August aus, eine weitere für 325 Mio. am 30. November. Es droht also ein nochmaliger Verkauf riesiger Anteils-Pakete. Der Horror vieler Anleger könnte durchaus eine Fortsetzung erfahren. Dabei sind die Geschäfte der Telekom selbst mittelfristig wenig beeinträchtigt: weitere Übernahmen stehen nicht an und die laufende Finanzierung ist durch Anleihen gedeckt. Um die gerade getätigten Zukäufe besser zu integrieren und das Unternehmen insgesamt profitabler zu machen, so die Strategie von Ron Sommer, ist ein hoher Aktienkurs nicht zwingend notwendig. Die Gefahr, wegen des niedrigen Kurses Übernahmekandidat zu werden, kann aufgrund der 42%igen Beteiligung des Bundes ausgeschlossen werden. Wer bislang nicht investiert ist, sollte aufgrund der möglichen Massenverkäufe erst einmal abwarten.
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