Schon erstaunlich, wie sich mancher hier mit unzähligen, gleichlautenden Jammereien über die Ungerecht- und Unberechtheiten fallender Applekurse beschwert und sich damit um die Wahrheit drückt. Die lautet: Apple steht am Rande einer Absatzkrise. Hoffentlich folgt keine Umsatzkrise, weil Apple immer noch zu iPhone-lastig ist. Gefundenes Fressen für China im Kampf gegen „America First“. Dank Produktpiraterie ist China in der Lage, den heimischen Markt mit Substituten aus eigener Weiterentwicklung - bis zur Ablösung von Trump durch einen gemäßigteren Präsidenten - bestens zu versorgen. Huawei lässt grüßen. Der China-lastige Kurs des Apple-CEO erhält jedenfalls einen kräftigen Dämpfer. Verzweifelt versucht er sich preislich im Rolex-Prada-Gucci-Modus. Ob das reicht?
Das Chinadebakel habe ich noch nicht vorausgesehen, als ich Tausende von Apple-Aktien gut sechs Prozent unter Alltimehigh verkaufte. Für mich gab es vor allem drei Gründe: Buchgewinne sind geil, realisierte noch geiler. Zudem konnte es nicht so rasant weiter aufwärts gehen - Bauchgefühl. Drittens und rationaler als Verkaufsgrund: wir stehen vor Umschichtungen vom Aktien- zum Bondmarkt. Das betrifft alle Aktien. Deshalb bleiben meine Erlöse auch in Dollar solange liegen, bis die effektive Anleiheverzinsung mehr bringt als der steigende Dollarkurs.
An steigende Zinsen glaube ich mehr als an einen steigenden Apple-Kurs. Letzterer bräuchte einen außerordentlichen Impuls wie Wiederholung der iPhone-Innovation. Bei Apple nie ganz auszuschließen. Deshalb warte ich mit der Hälfte des damaligen Apple-Bestands genauso geduldig ab wie 18 Jahre zuvor. Apple ist rundum gesund, selbst in der Krise. Ich habe jetzt nur den Kopf etwas eingezogen vor den drohenden Unwettern.
Ja, ich hatte auch Glück mit meiner Verkaufsentscheidung. Nur finde ich, es hilft kein Gejammere, dass die Welt so ungerecht über Apple urteilt. Wenn selbst tierische Nasen vor lauter selbst erzeugten Weihrauch versagen, muss man einfach eingestehen: Der Markt hat immer Recht und seine eigenen, oft irrationalen Gesetze. Wir Kleinanleger müssen uns fügen und Tendenzen der Grossfinanz erahnen, ohne mit Merz & Co Golf zu spielen.
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