Zinsen sind nicht das große Problem, sondern die Rückzahlungen der Kredite. Daraus ergeben sich zwangsläufig die hohen Zinsen.
Beispiel: Du kaufst dir ein Auto auf Pump für 20.000? mit Laufzeit 8 Jahre, in der du lediglich die Zinsen dafür zahlst. Die Zinsen wiederum zahlst du damit, dass du noch einen weiteren Kredit mit Laufzeit 9 Jahren aufnimmst. Eine Eigentumswohnung muss auch her, also noch ein Kredit mit 10 Jahren Laufzeit. 8 Jahre lang zahlst du im Grunde nur Zinsen zurück, doch dann geht die Misere los, die Kredite werden alle nach und nach fällig. Da du in den 8 Jahren zuvor geschlampert hast und eben keine Rücklagen bilden wolltest/konntest so kannst du noch so gut haushalten und sparen, du wirst das Geld nicht so schnell aufbringen können. Du wirst letztendlich ob du willst oder nicht gnadenlos für deine Freizügigkeit vor 10 Jahren knallhart abgestraft und bist ohne Hilfe Dritter nicht überlebensfähig.
Dummerweise sind die Dritten von denen du die Hilfe erhältst, gleichzeitig Jene, bei denen du in der Kreide stehst. Die Dritten würden sicherlich auf all ihre Zinseinkünfte verzichten, wenn sie ihre Kredite wieder zurückbezahlt bekämen. Nicht ohne Grund liegt der von GR gezahlte Zins nicht höher als der den Dtl. zahlt. Es sind eben die Rückzahlungen die GR überlasten.
Indem man nun mit einem Nein gestimmt hat, stimmt man letztendlich indirekt gegen eine Rückzahlungsabsicht. D.h. man lässt jene Dritten einfach im Regen stehen und glaubt, dass man anschließend besser dran wäre.
Sicherlich wird da sehr viel Verzweiflung dabei gewesen sein, doch ich finde es schon ziemlich kurzsichtig, wie sich die Neinsager für ihr Nein feiern. Die Feierlaune wird sehr schnell vergehen, wenn keine Renten und Löhne mehr ausgezahlt werden, die Banken kein Geld mehr ausgeben, Geschäfte und Unternehmen die eh schon am Rande ihrer Möglichkeiten agieren dann dicht machen müssen.
Fakt ist, wer sich Geld von Dritten leiht, der begibt sich in eine gewisse Abhängigkeit und kann nicht verlangen, dass Jene auf ihre Ansprüche einfach verzichten werden. Ich meine, wohin soll soetwas führen, wenn man Kredite einfach nicht mehr zurückzahlen muss.
Daher wäre dieser Weg für GR ein sehr steiniger Weg, weil GR somit auf viele Jahre hinweg kein oder kaum noch zinsgünstiges Geld mehr erhalten würde. GR müsste dann derartig hohe Risikoaufschläge zahlen, dass es faktisch Selbstmord wäre, sich Geld von Dritten zu leihen. Auch Russland oder China werden GR sicherlich keine zinsgünstigen Kredite gewähren, sondern letztendlich ebenfalls hohe Risikoaufschläge verlangen.
D.h. Griechenland würde sich finanziell isolieren und könnte nur aus dem schöpfen, was ins Land einströmt, z.B. über Warenexporte oder Tourismus. Die internationalen Investitionen würden sicherlich bedingt eines Preisverfalls irgendwann einsetzen, doch würden sie kläglich an der nach wie vor existenten Bürokratie und ineffektiven Strukturen scheitern. Am Ende bleibt also nur der Tourismus und so manches landwirtschaftliche Erzeugnis. Statt des VW, BMW oder Audi wird es dann wohl wieder nur noch für den gebrauchten Dacia aus dem Nachbarland reichen und sich manche Annehmlichkeit nicht mehr finanzierbar sein.
Bei einer Fortsetzung der Sparmaßnahmen und Kompromissfindung mit den Gäubigern könnte man die Schulden weiter auf die lange Bank schieben, die Reformen weiter vorantreiben (den Reformdruck hoch halten), so dass sich der Schuldendruck auf Sicht von weiteren 5 bis vielleicht 10 Jahren abbauen liese. Damit würde man sich finanziell nicht isolieren und so manche Dinge noch erhalten können, man nicht vor leeren Bankkonten stehen, usw. Ganz zu schweigen davon, dass eine Rückkehr zur Drachme entsprechende Hürden für Unternehmen mit sich bringen würde.
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