5. Juli 2015: Griechenland stimmt ab

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neuester Beitrag: 05.07.15 23:42
eröffnet am: 05.07.15 00:02 von: Tischtennisp. Anzahl Beiträge: 88
neuester Beitrag: 05.07.15 23:42 von: Tony Ford Leser gesamt: 4142
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05.07.15 00:02
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11326 Postings, 3511 Tage Tischtennisplattensp5. Juli 2015: Griechenland stimmt ab

Es ist Sonntag geworden. Sonntag, der 5. Juli 2015, an dem das große Abstimmungsspektakel in Griechenland ablaufen wird.

ARD, BBC, sie alle werden vor Ort sein, live aus Athen: JA oder NEIN?

Dummerweise ist das völlig egal. Ab Montag läuft die Uhr gegen die gr. Regierung, völlig egal ob mit JA oder NEIN abgestimmt wurde.

Das Hilfspaket ist ausgelaufen und das war der große Fehler der gr. Regierung: Es war in diesem von Tsipras selbst heraufbeschworenen Pokerspiel ein schwerer  Fehler, ein Referendum auszurufen.

Warum das ein Fehler war? Das bot der EU und dem IWF die Chance, am letzten Montag auszutesten, ob die Märkte im angesichts eines näher rückenden Grexits nervös werden. Das war nicht der Fall.

Die griechische Regierung hat sich damit selbst entwaffnet. Die in Schach gehaltenen Kunden der überfallenen Bank haben erkannt, dass die Erpresser harmlos sind und keinen Schaden anrichten können. Die den Kunden vorgehaltene Waffe wurde Varoufakis aus der Hand geschlagen: Das Erpressungspotential des Grexits ist dahin, bzw. nur noch gering.

Jetzt wird es von Tag für Tag elender und einsamer. Am heutigen Sonntag noch ein Höhepunkt, dann reisen die ersten Journalisten am Montag schon wieder ab. Dann wird es ganz, ganz zäh und bitter. Das griechische Volk hat das nicht verdient.

Die griechische Regierung wird einen Antrag stellen müssen, denn sie will etwas, nicht die anderen. Alles auf Anfang, alles von vorn. Nur ohne die Angst vor dem Grexit. Die Verlierer stehen fest.

Aber die EU wird das nutzen, um ihre Größe und Kraft zu zeigen: Griechenland wird nicht allein gelassen werden und am Ende kann in alledem ein Durchbruch für Europa sichtbar werden.

 
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62 Postings ausgeblendet.

05.07.15 20:06
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8051 Postings, 7712 Tage RigomaxIn den Fremdenverkehrsregionen der Ägäis

ist der Nein-Anteil sogar noch etwas höher. In Griechisch-Mazedonien und auf dem Peloppones gibt es niedrigere Nein-Anteile, die aber immer noch über 50% liegen (bei gut 30% Auszählung).  

05.07.15 20:07

5252 Postings, 5062 Tage saba#63 "brauch isch fräsch Manni"

guter Tipp, wenn ich mal wieder klamm bin. Meine Hausbank hat dann dafür sicher großes Verständnis.  

05.07.15 20:10

8051 Postings, 7712 Tage Rigomax-p; +n

05.07.15 20:11

11326 Postings, 3511 Tage TischtennisplattenspWenn es nicht so traurig wäre,

dann könnte dieser Spieletheoretiker als Zahlenakrobat auftreten. Und als Narr. Nun wird er wieder gefeiert, in Wahrheit ist das ein Amokläufer der Finanzmärkte, der sein Land missbraucht und  evtl. endgültig vor die Wand fährt.

Dieses "jetzt haben wir es den anderen Euro-Staaten aber gezeigt", das wird bald der Ernüchterung.

Heute aber erstmal Ouzo aufs Haus Europas.

 

05.07.15 20:13
Was meint ihr, lohnt es sich Montag zum Börsenstart noch Dax / eurostoxx zu shorten, oder starten wir deutlich niedriger und erholen uns dann etwas?  

05.07.15 20:21
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129861 Postings, 7463 Tage kiiwiiich mag Ouzo nicht

05.07.15 20:25
kiiwii, Du hast Geschmack.  

05.07.15 20:30
Rigomax :

>> Wenn man Kindern zuviel schenkt, wollen sie noch  mehr. Wenn Mutti Mutti wäre, hätte sie's gewusst.   <<

Großartig!

Rigo, wunderbar, :-)  

05.07.15 20:32

129861 Postings, 7463 Tage kiiwii71 - thx

05.07.15 20:33

11326 Postings, 3511 Tage Tischtennisplattensp**Tickermeldung**

Oder wurde NAI mit JA verwechselt oder umgekehrt?

Darüber sollte Herr Tsipras erst einmal in aller Ruhe eine Volksabstimmung abhalten.

Die Frage lautet:

Heißt  NAI

a) JA

b) NEIN

c) WEISS NICHT

Der Spieletheoretiker kreuzt bestimmt C an.
 

05.07.15 20:40

11326 Postings, 3511 Tage TischtennisplattenspImmer noch über 30 Grad...

ich vermute, die haben uns reingelegt. Die Abstimmungsfrage hat ja sowieso keiner verstanden, aber nun wird es in diesem Dunkel langsam hella:

Die haben ganz anders abgestimmt:  Die bekommen unser Geld und wir deren Wetter.

Nur so ist die Affenhitze zu erklären.  

05.07.15 21:00

11326 Postings, 3511 Tage TischtennisplattenspGibt es...

nach überflüssigen Volksbefragungen eigentlich auch Elefantenrunden im TV?

 
 

05.07.15 21:05

129861 Postings, 7463 Tage kiiwiihier nur noch 23 Grad

im Taunus, schönes Windchen  

05.07.15 21:22

29194 Postings, 8389 Tage Tony Forddann geht GR ...

den steinigen Weg, dies gilt es zu respektieren.
Langfristig wird des GR jedoch schwächen und die Gefahr ist groß, dass die Reformen nicht weiter geführt werden und man zur altgewohnten Vetternwirtschaft zurückkehrt.  

05.07.15 21:28
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1511 Postings, 3859 Tage Mr.LooongReformen gab es nicht

Viel angenehmer war es das Geld von der EZB "hinten rein geschoben" zu bekommen.  

05.07.15 21:28

12549 Postings, 4886 Tage 47Protons@Tony Ford, #78...

***den steinigen Weg*** für Griechenland sehe ich im Moment nicht.
Eher schon, dass der EU einige Steine in den Weg gelegt wurden.  

05.07.15 21:41
1

29194 Postings, 8389 Tage Tony Ford#79 ...

der Gegenteil ist der Fall, nirgendwo in Europa ist die Reformfreudigkeit so hoch wie in GR.
30% Lohnkürzungen, 30% Beamte entlassen, keine Sozialleistungen mehr nach einem Jahr Arbeitslosigkeit, usw.
Dass GR keine Reformen vollzogen hat, kann man definitiv nicht behaupten.

Hier geht es eher darum, dass die Europartner und Gläubiger gewisse Vorstellungen haben, wie es mit den Reformen weitergehen soll und GR hier andere Vorstellungen hat.

Da spielen u.a. auch zwischenmenschliche ideologische Differenzen eine gewisse Rolle, auch wenn man dies gern herunterspielt. Am Ende sitzen eben Menschen am Tisch, die nur dann zu einem Ergebnis gelangen, wenn ein Mindestmaß an Vertrauen vorhanden ist.  

05.07.15 21:44

29194 Postings, 8389 Tage Tony Ford#80...

nunja, die Gefahr ist groß, dass große Teile der Sparvermögen weg sind und die Griechen und griechischen Unternehmen quasi bei Null anfangen müssen.
Gleichzeitig werden sie am internationalen Kapitalmarkt keinerlei Kredite mehr erhalten und sicherlich kann man davon ausgehen, werden deutlich weniger EU-Hilfen fließen.
Woher soll Griechenland neue Substanz aufbauen?  

05.07.15 22:11
Tony Ford :

>> #79 ...  
der Gegenteil ist der Fall, nirgendwo in Europa ist die Reformfreudigkeit so hoch wie in GR. <<

Tony, das stimmt leider nicht. Sie war es in 2014.
Tsipras hat nichts vorgelegt, nur den öffentlichen Dienst hochgefahren und erstmal eingestellt.

Korruptionsbekämpfung?
Steuergesetzgebung?
Öff. Register?

Aber das ist nun in der Tat egal. Die armen Menschen dort, die tun mir leid.  

05.07.15 22:12

12549 Postings, 4886 Tage 47Protons@Tony Ford, #82...

***Woher soll Griechenland neue Substanz aufbauen? ***
Gegenfrage:
Womit sollte Griechenland neue Substanz aufbauen, wenn es nicht einmal den Zinsendienst erhaltener Kredite bedienen kann?  

05.07.15 22:16
Müssen die denn derzeit Zins und Tilgung zahlen?

Nö.  

05.07.15 22:21

12549 Postings, 4886 Tage 47ProtonsMüssen nicht, wie sie es dem IWF bewiesen..

05.07.15 23:01
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8051 Postings, 7712 Tage RigomaxDie Spartaner mal wieder: In Lakonien

gab es die meisten Ja-Stimmen (zur Zeit 48,8%).
Die Spartaner waren schon immer sparsamer als die Athener.

http://ekloges.ypes.gr/current/e/public/...2ep%22,%22id%22:%2247%22}}  

05.07.15 23:42
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29194 Postings, 8389 Tage Tony Ford#84 ...

Zinsen sind nicht das große Problem, sondern die Rückzahlungen der Kredite.
Daraus ergeben sich zwangsläufig die hohen Zinsen.

Beispiel:
Du kaufst dir ein Auto auf Pump für 20.000? mit Laufzeit 8 Jahre, in der du lediglich die Zinsen dafür zahlst. Die Zinsen wiederum zahlst du damit, dass du noch einen weiteren Kredit mit Laufzeit 9 Jahren aufnimmst. Eine Eigentumswohnung muss auch her, also noch ein Kredit mit 10 Jahren Laufzeit.
8 Jahre lang zahlst du im Grunde nur Zinsen zurück, doch dann geht die Misere los, die Kredite werden alle nach und nach fällig. Da du in den 8 Jahren zuvor geschlampert hast und eben keine Rücklagen bilden wolltest/konntest so kannst du noch so gut haushalten und sparen, du wirst das Geld nicht so schnell aufbringen können. Du wirst letztendlich ob du willst oder nicht gnadenlos für deine Freizügigkeit vor 10 Jahren knallhart abgestraft und bist ohne Hilfe Dritter nicht überlebensfähig.

Dummerweise sind die Dritten von denen du die Hilfe erhältst, gleichzeitig Jene, bei denen du in der Kreide stehst. Die Dritten würden sicherlich auf all ihre Zinseinkünfte verzichten, wenn sie ihre Kredite wieder zurückbezahlt bekämen. Nicht ohne Grund liegt der von GR gezahlte Zins nicht höher als der den Dtl. zahlt.
Es sind eben die Rückzahlungen die GR überlasten.

Indem man nun mit einem Nein gestimmt hat, stimmt man letztendlich indirekt gegen eine Rückzahlungsabsicht. D.h. man lässt jene Dritten einfach im Regen stehen und glaubt, dass man anschließend besser dran wäre.

Sicherlich wird da sehr viel Verzweiflung dabei gewesen sein, doch ich finde es schon ziemlich kurzsichtig, wie sich die Neinsager für ihr Nein feiern.
Die Feierlaune wird sehr schnell vergehen, wenn keine Renten und Löhne mehr ausgezahlt werden, die Banken kein Geld mehr ausgeben, Geschäfte und Unternehmen die eh schon am Rande ihrer Möglichkeiten agieren dann dicht machen müssen.

Fakt ist, wer sich Geld von Dritten leiht, der begibt sich in eine gewisse Abhängigkeit und kann nicht verlangen, dass Jene auf ihre Ansprüche einfach verzichten werden.
Ich meine, wohin soll soetwas führen, wenn man Kredite einfach nicht mehr zurückzahlen muss.

Daher wäre dieser Weg für GR ein sehr steiniger Weg, weil GR somit auf viele Jahre hinweg kein oder kaum noch zinsgünstiges Geld mehr erhalten würde.
GR müsste dann derartig hohe Risikoaufschläge zahlen, dass es faktisch Selbstmord wäre, sich Geld von Dritten zu leihen.
Auch Russland oder China werden GR sicherlich keine zinsgünstigen Kredite gewähren, sondern letztendlich ebenfalls hohe Risikoaufschläge verlangen.

D.h. Griechenland würde sich finanziell isolieren und könnte nur aus dem schöpfen, was ins Land einströmt, z.B. über Warenexporte oder Tourismus.
Die internationalen Investitionen würden sicherlich bedingt eines Preisverfalls irgendwann einsetzen, doch würden sie kläglich an der nach wie vor existenten Bürokratie und ineffektiven Strukturen scheitern.
Am Ende bleibt also nur der Tourismus und so manches landwirtschaftliche Erzeugnis.
Statt des VW, BMW oder Audi wird es dann wohl wieder nur noch für den gebrauchten Dacia aus dem Nachbarland reichen und sich manche Annehmlichkeit nicht mehr finanzierbar sein.

Bei einer Fortsetzung der Sparmaßnahmen und Kompromissfindung mit den Gäubigern könnte man die Schulden weiter auf die lange Bank schieben, die Reformen weiter vorantreiben (den Reformdruck hoch halten), so dass sich der Schuldendruck auf Sicht von weiteren 5 bis vielleicht 10 Jahren abbauen liese.
Damit würde man sich finanziell nicht isolieren und so manche Dinge noch erhalten können, man nicht vor leeren Bankkonten stehen, usw.
Ganz zu schweigen davon, dass eine Rückkehr zur Drachme entsprechende Hürden für Unternehmen mit sich bringen würde.  

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